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Fußball

TVon RB Leipzig in die D/A-Startelf: Matti Cebullas ungewöhnliche Karriere

Matti Cebulla stand gegen den HSV in der Startelf. Er vertrat den verletzten Jannes Elfers.

Matti Cebulla stand gegen den HSV in der Startelf. Er vertrat den verletzten Jannes Elfers. Foto: Jörg Struwe

Matti Cebulla empfiehlt sich bei D/A gerade für die Startelf. Dabei hatte der 22-Jährige, der von Weltklassetrainern wie Ralf Rangnick und Julian Nagelsmann ausgebildet wurde, zwischendurch ganz kurz mal die Lust am Kicken verloren.

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Von Daniel Berlin
Freitag, 09.02.2024, 17:30 Uhr

Drochtersen. Im Abschlusstraining vor dem Spiel gegen den HSV II wurde es offensichtlich. Trainer Oliver Ioannou wollte Matti Cebulla beim Regionalliga-Auftakt nach der Winterpause am vergangenen Freitag in der Startelf der SV Dochtersen/Assel sehen. „Ich hatte ein Gefühl von Vorfreude“, sagt Cebulla heute. Nach dem Abpfiff kürte D/A-Präsident Rigo Gooßen den 22-Jährigen zum Spieler des Tages.

Mit ein bisschen Abstand ordnet Cebulla alles ein. Auf der einen Seite fand er das Spiel intensiv, die Leistung „ordentlich“. „Nur die Tore fehlten“, sagt er ein paar Tage später über das 0:0 gegen den HSV. Auf der anderen Seite begreift er das Spiel und seinen Einsatz als Puzzleteil für seine weitere Laufbahn. „Es ist schön, wieder dahin zu kommen, wo ich herkam. Es war schön, auf diesem Niveau zu spielen“, sagt Cebulla.

In seiner jungen Karriere lernte Cebulla von den Besten und trainierte mit Profis, bevor er im vergangenen Sommer über Umwege in den Landesliga-Kader der zweiten Mannschaft der SV Drochtersen/Assel rutschte und sich inzwischen in den Regionalliga-Kader arbeitete. Zwischendurch ging Cebulla die Lust am Fußball kurz verloren.

Fan-Liebling auf dem Aachener Tivoli

Aachen 2021/22, Traditionsverein, Regionalliga West. Er schoss für die Alemannia zwei Tore in 20 Spielen, stand knapp 1000 Minuten auf dem Platz. Cebulla avancierte am Tivoli zum Fan-Liebling. „Gefühlt hat mich die Hälfte der Menschen erkannt, wenn ich durch die Stadt gelaufen bin“, sagt Cebulla. „Mit 18, 19 Jahren - das war verrückt.“ Aber: „Es wurde zu viel von dem einen.“

Der Fokus lag nur auf Fußball. Wenn er nicht spielte, nahm er den Wust an Gedanken mit nach Hause. Groll hegt Cebulla nicht. Im Gegenteil. „Es war eine schöne Zeit in Aachen“, sagt er. Aber er hätte parallel studieren, einen Ausgleich zum Fußball suchen sollen. Etwas zum Abschalten.

Heute lebt Cebulla wieder im Dunstkreis seiner Freunde und Familie. Er stammt aus Rosengarten. Das wirkt vertraut. In Stade hat er in einem Autohaus eine Ausbildung begonnen. Das erdet. Cebulla arbeitet an seiner Trainerlizenz, weil er sowieso immer beim Fußball bleiben will. Das ist das Größte für ihn.

D/A verpflichtete ihn im Sommer für die zweite Mannschaft und mit dem Hintergedanken, zu schauen, wie er sich entwickelt. Das nimmt den Druck. Alles zusammen verschafft Cebulla Lockerheit. Und versetzt ihn wieder in die emotionale Lage, über Größeres als die Regionalliga Nord nachzudenken.

Rangnick und Nagelsmann bildeten Cebulla aus

„Mein Ziel ist es schon, ein, zwei Ligen höher zu spielen“, sagt Cebulla. Schließlich habe er eine entsprechende Ausbildung genossen. Cebulla kickte als Kind für den TuS Nenndorf und für Eintracht Immenbeck, bevor die Nachwuchsleistungszentren riefen. Nach einem Jahr bei St. Pauli zog es Cebulla an die Talentschmiede von RB Leipzig.

Ralf Rangnick hat Spielern wie Cebulla viel Disziplin beigebracht. „Wir kamen immer pünktlich“, sagt Cebulla. Rangnick habe ihm die Härte mitgegeben. „Wenn du mit 16 bei Profis wie Forsberg, Werner, Poulsen oder Upamecano mittrainierst, ist das schon was anderes“, sagt Cebulla, in dessen Statistik vier Einsätze bei der deutschen U16-Nationalmannschaft stehen.

Über den heutigen Bundestrainer Julian Nagelsmann sagt Cebulla, er sei „ein Taktikfuchs“. Da habe er mit den Vereinskollegen immer länger in den Videoanalysen gesessen. „Nagelsmann ist streng auf dem Platz und ein Kumpeltyp neben dem Platz“, sagt Cebulla.

16 Einsätze für D/A II in der Landesliga

Nach St. Pauli, RB Leipzig, Aachen, einem Abstecher zum Oberligisten Heeslinger SC jetzt also D/A. Dort brauchte Cebulla im Sommer etwa einen Monat, um sich zu akklimatisieren. 16 Einsätze in der Landesliga mit D/A II stehen jetzt auf seinem Zettel, am Anfang der Saison waren es Kurzeinsätze, im Verlauf der Hinrunde entwickelte er sich zum Stammspieler.

Er agierte als Sechser im Mittelfeld, rutschte in die Innenverteidigung und bekam immer mehr Sicherheit. In der Defensive konnte er seine Stärken ausspielen, die Zweikämpfe und die Spieleröffnung. Als er am vergangenen Freitag in der ersten Mannschaft gegen den HSV II schließlich als Linksverteidiger Jannes Elfers vertrat, spielte er so, als gehöre er schon ewig zum D/A-Kader.

Lob kam vom Präsidenten und von Kapitän Nico von der Reith. „Ich bin froh, dass meine Leistung anerkannt wird. Jetzt liegt es an mir, sie zu bestätigen“, sagt Cebulla. Die nächste Gelegenheit hat Cebulla, wenn D/A am Sonntag ab 14 Uhr auswärts beim FC Eintracht Norderstedt antritt.

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