TVon dicken Bäuchen und Sex mit dem Ex: Ina Müller spricht im Stadeum frei Schnauze

Ina Müller trat am Freitag und Sonnabend im an beiden Tagen ausverkauften Stadeum auf. Foto: Felsch
Kodderschnauze. Es gibt wohl kaum einen Begriff, mit dem Ina Müller besser zu beschreiben ist. Und mit der unterhielt sie ihre Fans im Stadeum bestens. Ein Abend über Scheidungsgründe, blöde Autofahrer und eine Nahtod-Erfahrung.
Stade. Vor knapp 20 Jahren war sie schon einmal hier. Doch so lange werde es nicht dauern, bis sie wiederkommt nach Stade, verspricht Ina Müller beim tosenden Schlussapplaus im ausverkauften Stadeum am Samstagabend.
Ihre Fans feiern sie enthusiastisch für ihren zweieinhalbstündigen Auftritt inklusive Zugaben. Gut 150 Minuten, in denen das Mundwerk der quirligen Frau nicht stillsteht. In denen sie singt, tanzt, Handstand macht und sabbelt, was das Zeug hält.
Mit dem Kopf durch die Holzstäbe
Ina Müller, Moderatorin, Autorin und Sängerin, hat viel zu erzählen. Von ihrer Kindheit auf einem norddeutschen Bauernhof, wo sie mit vier Schwestern groß geworden ist. Überwiegend im Laufgitter, was sie im Nachhinein bedauert.
Weil es ihrem Bewegungsdrang nicht gerade entgegenkam. Weshalb Klein-Ina auch mit dem Kopf durch die Holzstäbe wollte, was sich wohl jeder im Saal lebhaft vorstellen kann.
Heute, mehr als 50 Jahre danach, steht sie auch kaum eine Sekunde still. Ina Müller läuft quer über die Bühne, hinunter in die Reihen, tanzt Walzer mit einem männlichen Fan, springt auf den Flügel und macht mit Hilfe ihrer beiden Background-Sängerinnen einen Handstand, während sie unaufhaltsam redet.

Ina Müller hatte schon immer Bewegungsdrang. Foto: Felsch
Platz eins und zwei der Scheidungsgründe
„Sabbeln“ sei der Scheidungsgrund Nummer zwei, wie die temperamentvolle Entertainerin in einem schlauen Buch gelesen haben will. „Wir müssen euch ja alles wiederholen“, wirft sie den „Jungs“ an den Kopf.
Als Nächstes ereifert sich die 58-Jährige, die gar nicht erst heiraten will, über Platz eins auf der Skala der Trennungsmotive - zu viel Gewicht. „Wir Frauen würden euch dagegen nie verlassen, nur weil ihr einen dicken Bauch habt, so was würden wir nie tun“, versichert sie im Brustton der Überzeugung.
Als sie heute von Hamburg nach Stade gefahren sei, habe sie sich fürchterlich über einen Mann am Steuer aufgeregt, der ihr zu guter Letzt auch noch einen Parkplatz vor der Nase wegschnappte. Ob Frauen nicht eindeutig die besseren Autofahrer seien, will sie von einem Mann im Publikum wissen, der das natürlich verneint.

Heiraten? Nichts für Ina Müller Foto: Felsch
Irgendwann musste man ans Telefon gehen
Egal, für Ina Müller gibt es weitaus andere Gründe, einen Mann zu verlassen. „Ich hatte mal einen, der trug ein Muskelshirt, weil er glaubte, davon bekäme er einen Bizeps. Mit so einem kannste doch nicht zusammenbleiben“, empört sie sich.
In der ersten Verliebtheit toleriere man das ja vielleicht noch als Macke; 20 Jahre später könne das dann ein Tatmotiv werden, warnt die Künstlerin, die schon so vielen Typen ihr Herz geschenkt hat. „Dabei hätten sie Hirn gebraucht“, resümiert sie.
Dann habe sie eben Schluss gemacht. Aber von Angesicht zu Angesicht, nicht wie heutzutage sich einfach nicht mehr melden, auf Neudeutsch ghosten. „Ging bei uns früher nicht, wir hatten Festnetz, irgendwann musste man ans Telefon.“

Ina Müller hält nichts vom Ghosten. Foto: Felsch
Spargel als Tattoo?
Die Trends von heute mache sie eh nicht mit. Nach der Nahtod-Erfahrung beim Waxing will sie nicht mehr überall am Körper total glatt sein. Auch für Tattoos sei sie nicht zu haben. „Was soll ich mir denn tätowieren? Spargel überm Knie? Kannste knicken.“
Ina Müllers Fans lieben sie nicht nur für ihre eindeutigen Witze und ihre markigen Sprüche wie „Sex mit dem Ex ist wie auf der Vergangenheit herumreiten“ oder „One-Night-Stands hießen in meiner Jugend Stichproben“.
Wenn sie über typische Gewohnheiten von Frauen und Männern spricht, erntet sie Kopfnicken aus dem jeweiligen Lager. Diese Ich-bin-eine-von-euch-Attitüde ist es, mit der sie punktet. Die sich auch in ihren Songs widerspiegelt, die mal fetzig und ironisch daherkommen oder sanft und gefühlvoll. Aber immer ehrlich. Jedenfalls ist das der Eindruck, den sie hinterlässt.
Stimmen aus dem Publikum
Georg Schaeckenbach: „Die Fahrt hierher und die 89 Euro für die Karte haben sich gelohnt. Ich erlebe sie zum dritten Mal live und finde es toll.“
Ralf Köhncken: „Sehr gute Show. Besonders gefällt mir die Kombination aus Musik und Comedy. Ich mag ihre freche Schnauze.“
Antje Vietheer: „Gefiel mit gut. Habe Ina Müller zum dritten Mal live gesehen und bin dafür aus Hamburg hergekommen.“