TVorher war er Lehrer: Das ist der neue Pastor in Buxtehude

Chris Hasemann wird neuer Pastor der St.-Petri-Kirchengemeinde in Buxtehude. Das Foto zeigt den 42-Jährigen auf den Sitzbänken vor dem Hauptaltar in der St.-Petri-Kirche. Foto: Sulzyc
Chris Hasemann wird der neue Pastor in der St.-Petri-Gemeinde in Buxtehude. Warum der 42-Jährige nicht mehr Gymnasiallehrer sein wollte.
Buxtehude. Wenn jemand zehn Jahre lang in einem Beruf tätig ist, dann hat sich in der Regel die Karriere verstetigt. Chris Hasemann dagegen bemerkte, dass er von seinem Leben noch etwas anderes erwartet. Und so wurde er Quereinsteiger: raus aus dem Staatsdienst als Gymnasiallehrer für Germanistik und Theologie und hinein in den Dienst in der Evangelisch-lutherischen Kirche.
Nach zehn Jahren Schuldienst sei die Antwort in ihm laut geworden. „Es darf noch mal etwas anderes kommen“, sagt Chris Hasemann (42) im Gespräch mit dem TAGEBLATT. Nach einem Aufbaustudium in Heidelberg und der praktischen Vorbereitungszeit für den Beruf des Pastors in der Kirchengemeinde Rosengarten (Landkreis Harburg) wird Chris Hasemann an diesem Wochenende in Buxtehude feierlich als Pastor eingesetzt. In einem Gottesdienst am Sonntag, 2. Februar, 14.30 Uhr, in der St.-Petri-Kirche wird Chris Hasemann ordiniert.
Pastor und nicht mehr Lehrer also. Jahr für Jahr verlieren die katholische und die evangelische Kirche Hunderttausende Mitglieder. 4250 Mitglieder gehören der St.-Petri-Kirchengemeinde in Buxtehude an - 2015 waren es noch 5737. Die Institution Kirche erscheint vielen Menschen als starr.
Die evangelische Kirche ist also im Krisenmodus. Böte der Lehrerberuf da nicht die Chance, die kirchliche Botschaft freier zu verkünden? „Ich erlebe die Arbeit in der Kirche um so viel freier als in der Schule“, antwortet Chris Hasemann darauf. Er verweist auf Dokumentationspflichten des Lehrers und Regularien bei Zeugniskonferenzen. Ganz offensichtlich nicht seine Sache.
Die Antwort, wie er predige, sagt viel aus über den Menschen Chris Hasemann. „Man sollte sich an das Gefühl wenden, weniger an die Köpfe“, sagt Buxtehudes zukünftiger Pastor. Vor seiner Ordination habe er bewusst keinen Gottesdienst in der St.-Petri-Kirche besucht. An dem für ihn persönlich besonderen Tag möchte er die Atmosphäre zum ersten Mal erleben. „Dann hat es etwas von einem richtigen Anfang“, erklärt er.

Chris Hasemann steht in der St.-Petri-Kirche neben einer Petrus-Figur. Die Plastik hat die Bildhauerin Barbara Uebel aus Hamelwördenermoor geschaffen. Foto: Sulzyc
Chris Haseman ist der Nachfolger von Pastor Thomas Haase. Seit Sommer 2024 ist dessen Stelle vakant. Mit dem neuen Kollegen entspanne sich die Personalsituation in der St.-Petri-Gemeinde, sagt Superintendent Dr. Martin Krarup. Zudem hätten sich im Kirchenkreis die Möglichkeiten zu Vertretungen verbessert.
Dennoch bleibe eine halbe Stelle in der St.-Petri-Gemeinde unbesetzt. Vakant sei sie seit Mai 2023. „Es ist nicht in Aussicht, dass die halbe Stelle besetzt wird“, so Krarup. Über Chris Hasemann sagt der Superintendent: „Ich erlebe einen sehr aktiv kommunizierenden und sehr intelligenten Menschen. Ich freue mich auf ihn.“
Chris Hasemann ist in Boizenburg an der Elbe aufgewachsen. Er fühle sich als Norddeutscher. Als er die Möglichkeit erhielt, in Buxtehude Pastor zu werden, habe er nicht überlegen müssen. Günstig sei die Nähe zum Hamburger Flughafen, weil sein Ehemann in der Luftfahrt auf Langstreckenflügen arbeite.
Begeistert sei er von der „blühenden Kirchenmusik“ in Buxtehude. Chris Hasemann spielt selbst Orgel und Klavier. Dabei könne er neue Kräfte sammeln, sagt er. Ein anderes Hobby ist Kochen. Sein Lieblingsgericht sind Kohlrouladen.
Das sollte man dem neuen Pastor nicht schenken
Wer Buxtehudes zukünftigem neuen Pastor mit einem Geschenk eine Freude machen möchte, sollte besser kein Buch wählen. Er lese nicht so gerne, sagt Chris Hasemann im Gespräch mit dem TAGEBLATT. Für einen, der Germanistik studiert hat, ist das überraschend. „Ich kann bei Romanen nicht entspannen“, erklärt er. Ein Lieblingsbuch hat er dennoch: „Faust 1“ von Johann Wolfgang von Goethe.
Ein Geschenk, das ihm eine Kollegin zum Abschied aus dem Schuldienst gemacht hat, hat inzwischen in seiner Wohnung in Buxtehude Platz gefunden: ein Fotodruck, der Martin Luther plakativ in Szene setzt: „Viva la Reformation“ steht darauf geschrieben.