TWärmeplan: Wie Himmelpfortener und Oldendorfer in Zukunft heizen sollen

Treffen zum offiziellen Start der Wärmeplanung (von links): Klimaschutzmanagerin Britta Schieblon, Fachbereichsleiter Thorsten Liebeck, Björn Muth von der Ewe Netz, Ewe-Netz-Projektleiter Lars Lingner, Martin Wist (Samtgemeinde) und Samtgemeindebürgermeister Holger Falcke. Foto: Samtgemeinde/Wagner
Wie wird das Haus warm, wenn Gas- und Ölheizungen Auslaufmodelle sind? Der Wärmeplan der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten soll beim Heizen helfen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Oldendorf-Himmelpforten. „Wer nicht anfängt, kann auch nicht losgehen.“ Das sagt Holger Falcke, Bürgermeister der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten. Die gehört nun nach Stade und mit Buxtehude und Harsefeld zu den ersten Kommunen im Landkreis Stade, die einen Wärmeplan erstellen und dafür Fördermittel beantragt hat. Die Kosten (circa 52.000 Euro) trägt damit zu 90 Prozent der Bund.
Warum gibt es die kommunale Wärmeplanung?
Das Heizen macht in Deutschland mehr als 50 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs und einen Großteil des CO2-Ausstoßes aus. Von den etwa 41 Millionen Haushalten in Deutschland heizt fast jeder zweite mit Gas und knapp jeder vierte mit Heizöl.
Die Wärmeplanung soll die Wärmeversorgung in Deutschland bis 2045 klimaneutral, verlässlich und bezahlbar machen. Auf lokaler Ebene soll sie die nachhaltigste und kosteneffizienteste Wärmeversorgung ermitteln. Kommunen mit weniger als 100.000 Einwohnern sollen bis Mitte 2028 einen Wärmeplan erstellt haben.
Wer macht den Wärmeplan für die Samtgemeinde?
Die EWE Netz hat den Zuschlag bekommen. „Wir sind langjähriger Infrastrukturbetreiber“, sagt Björn Muth, Kommunalbetreuer bei EWE Netz. Die Klimaneutralität sei auch für die EWE das Zukunftsthema. Die soll bis 2035 umgesetzt sein. „Und wir merken, dass eine gewisse Dynamik entstanden ist - und unsere Kunden, Privatkunden wie auch Gewerbe, wollen diesen Weg auch gehen“, sagt Muth. Die Welt der Wärmeversorgung „wird durch den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern sehr viel bunter sein“. Die Wärmeplanung sei ein Werkzeug, um sinnvolle Lösungen zu finden.
Was steckt hinter einem Wärmeplan?
Die Wärmeplanung dauert etwa ein Jahr. Um den Ist-Zustand zu ermitteln, sammelt die EWE Netz Daten, unterstützt wird sie von Klimaschutzmanagerin Britta Schieblon. Grundlage sind die öffentlich zugänglichen Liegenschaften- und Katasterdaten zu den Gebäuden, darunter zum Beispiel Baujahr oder Gebäudehöhe. Über Schornsteinfegerdaten können Energieträger zugeordnet werden. Dazu kommen Verbrauchswerte, unter anderem von der EWE. Aus allen Daten resultieren die Treibhausgas-Emissionen für einzelne Gebiete.
Im nächsten Schritt suchen die Wärmeplaner nach Möglichkeiten des klimaneutralen Heizens. Sind Wärmenetze möglich? Wie sieht es mit Erdwärme und Solarthermie auf Freiflächen oder auf Dächern aus? Kann Abwärme genutzt werden? All das fließt in das Zielszenario für eine klimaneutrale Wärmeversorgung und schließlich in die Strategie mit konkreten Projekten. Dem Plan sollen Taten folgen: Fünf Ideen soll die Samtgemeinde nach der Veröffentlichung des Plans innerhalb von fünf Jahren umsetzen.

Der digitale Zwilling der Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten bildet Energieverbräuche in verschiedenen Gebieten ab. Der Wärmeplan zeigt später Möglichkeiten für klimagerechte Energien. Foto: Ewe Netz/Greenventory
Wie gehen die Planer vor?
„Wir gehen ergebnis- und technologieoffen daran“, sagt Lars Lingner, der für die EWE Netz das Projekt leitet. Das funktioniert so: Eine spezielle Software erstellt einen digitalen Zwilling der Samtgemeinde. „Ein Google-Maps der Wärmeplanung“, sagt Lingner. „Wir schauen, welche technischen Potenziale es gibt und entwickeln Gebiete, in denen diese Energieträger zum Einsatz kommen könnten.“ Auch Sanierungspotenziale für Gebäude werden aufgenommen - immer unter strenger Beachtung des Datenschutzes.
Am Ende steht die Wärmewendestrategie mit Fokusgebieten. „Die haben Priorität, weil dort besonders viel Treibhausgasimmissionen kurz- oder mittelfristig eingespart werden können“, so Lingner. Im digitalen Zwilling sind „Wärmelinien-Dichten“ ein Zeichen, ob sich in bestimmten Bereichen wirtschaftlich ein Wärmenetz lohnt. „Es nützt nichts, ein Eignungsgebiet auszuweisen, wenn die Kosten für Anwohner oder Betriebe zu hoch sind, um sich anzuschließen“, sagt Lingner.
Ansonsten sind dezentrale Lösungen gefragt. „Da läuft es häufig auf Wärmepumpen oder Biomasse-Kessel hinaus“, sagt Lingner. Ob das passt, ist auch eine Frage der Immissionsschutzwerte oder welche Strom-Lasten das vorhandene Netz trägt.
Was bedeutet der Wärmeplan für die Bürgerinnen und Bürger?
Der Wärmeplan gibt Empfehlungen, auch für die Eignungsgebiete. Welche das sind, „darüber entscheidet in letzter Instanz der Samtgemeinderat“, sagt Lingner. „Aus dem Wärmeplan entstehen keine Rechte und keine Pflichten, für niemanden“, betont er.
Der Plan gebe nur Informationen darüber, ob vor der eigenen Haustür ein Wärmenetz entstehen könnte oder ob eine individuelle klimagerechte Lösung gefragt sei. Das betont auch die Samtgemeinde: „Der kommunale Wärmeplan schreibt niemandem vor, wie künftig geheizt werden muss.“
Holger Falke betont: „Ich freue mich sehr, dass wir diesen Schritt nun schon so früh gehen, um unseren Bürgern und Bürgerinnen ein Stück mehr Planungssicherheit zu geben.“
Ansprechpartnerin bei der Samtgemeinde ist Klimaschutzmanagerin Britta Schieblon unter schieblon@oldendorf-himmelpforten.de.

Treffen zum offiziellen Start der Wärmeplanung (von links): Klimaschutzmanagerin Britta Schieblon, Fachbereichsleiter Thorsten Liebeck, Björn Muth von der Ewe Netz, Ewe-Netz-Projektleiter Lars Lingner, Martin Wist (Samtgemeinde) und Samtgemeindebürgermeister Holger Falcke. Foto: Samtgemeinde/Wagner