TWarum Jagemann immer als „Feuerwehrmann“ einspringt – D/A-Spiel fällt aus

In der Nachspielzeit gegen Jeddeloh musste der neue D/A-Co-Trainer Lars Jagemann mit ansehen, wie Drochtersen/Assel zwei Treffer zum 2:2-Ausgleich kassierte: „Das sind Fehler, die passieren, wenn du verunsichert bist“, sagt er. Foto: Jörg Struwe (nomo)
Lars Jagemann arbeitet seit eineinhalb Wochen im Trainerteam der SV Drochtersen/Assel. Mal wieder. Wenn es D/A schlecht geht oder er gebraucht wird, ist er da. So wie jetzt im Abstiegskampf. Das Kellerduell am heutigen Freitag in Hamburg fällt aus.
„Hat Rigo schon angerufen?“ Diese Frage hörte Lars Jagemann in den Wochen vor seiner Wiederverpflichtung häufiger. Jagemann sprang schließlich nicht das erste Mal ein, wenn der Fußball-Regionalligist SV Drochtersen/Assel einen neuen Trainer suchte, weil sportlich nicht alles nach Wunsch lief. Vereinspräsident Rigo Gooßen gilt nämlich als ausgesprochener Fan des 54-jährigen A-Lizenz-Inhabers. „Lars ist ein Stück D/A“, sagt Gooßen. Jagemann habe wie „kein Zweiter immer seine Dienste zur Verfügung gestellt“.
Jetzt setzen Gooßen und der Verein erneut auf Jagemann, weil D/A überraschend im Tabellenkeller steht und gegen den Abstieg spielt. Abstiegskampf ist in der Regionalliga Neuland für D/A. Seit dem Aufstieg 2015 hatte der Verein nie etwas damit zu tun.
Rückkehr als Co-Trainer unter Chefcoach Ioannou
Lars Jagemann löste einst Lars Uder als Interimslösung ab und hing die komplette Folgesaison gleich noch dran. Jetzt kehrte er als einer der Co-Trainer ins Trainerteam zurück, weil ihn der neue Chefcoach Oliver Ioannou unbedingt an seiner Seite haben wollte. Präsident Gooßen musste also gar nicht zum Telefonhörer greifen und lange betteln.
Ioannou übernahm D/A vor eineinhalb Wochen von Frithjof Hansen. „Das ist die ideale Kombination“, sagt Gooßen. Jagemann habe fußballerisch einen „einfacheren Ansatz“ und werde sich mit Ioannou gut ergänzen. Außerdem müsse diese schlechte Phase „irgendwann vorbei sein“.
Lars Jagemann (rechts) will D/A-Chefcoach Oliver Ioannou im Training mit seiner Expertise weiterhelfen, nicht als Hütchenaufsteller. Foto: Berlin
Am vergangenen Sonntag im Spiel gegen den SSV Jeddeloh funktionierte der neue Ansatz unter dem neuen Trainerteam genau 90 Minuten. Dann machte Jeddeloh nach individuellen Fehlern in der Nachspielzeit aus dem 0:2 ein 2:2. „Das sind Fehler, die passieren, wenn du verunsichert bist“, sagt Jagemann.
Im Kellerduell gegen den Drittletzten Eimsbüttel am heutigen Freitag wollte sich D/A eigentlich Luft im Abstiegskampf verschaffen. Doch das Spiel in Hamburg fällt aus. Der Platz ist wegen des regnerischen Wetters nicht bespielbar. „Wir hätten gern gespielt“, sagt Sören Behrmann, Sportlicher Leiter bei D/A, nach einer „guten Trainingswoche“. Die Mannschaft und das Trainerteam um Jagemann und Ioannou wachsen immer enger zusammen, sagt Behrmann.
Elf Punkte nach elf Spielen: „Bilanz eines Absteigers“
D/A holte in elf Spielen ganze elf Punkte und steht nur einen Platz über den Abstiegsrängen. „Das ist keine Ergebniskrise mehr. Elf Punkte sind die Bilanz eines Absteigers“, sagt Jagemann. Dort will er an der Seite des Chefcoaches ansetzen. Aber, so Jagemann, „nicht als Hütchenaufsteller im Training“, sondern eher mit seiner Expertise. In seiner letzten Amtszeit holte Jagemann im Schnitt immerhin 1,75 Punkte pro Spiel.
„Die Basics müssen stimmen“, sagt Jagemann. Konkret sind das Lauf- und Kampfbereitschaft. „Ordnung ist wichtiger als Ballbesitz.“ Jagemann hält es für entscheidender, zwei Spielsysteme perfekt zu beherrschen, als zehn Spielsysteme zu kennen. Wenn die Stürmer vorne die klarsten Chancen vergeben, sei das Kopfsache. Jagemann weiß, wovon er spricht. Er war selbst Jahrzehnte lang erfolgreicher Stürmer für D/A. Einen Kopf gemacht hat er sich beim Abschluss selten.
Die fußballerische Auszeit nach der Saison 2021/22 war seine erste seit gut 50 Jahren. Bis dahin hatte Jagemann immer entweder selbst gespielt, eine oder mehrere Mannschaften trainiert oder war sogar Trainer und Spieler in Personalunion. Seine Karriere spielte sich immer in Kehdingen ab, in Wischhafen und Drochtersen. Er sei mit D/A, mit dem Verein, gewachsen. Die Perspektiven und Ambitionen eines Frithjof Hansen oder Enrico Maaßen habe er nie gehabt. Und jetzt, mit über 50, werde er seinen Job in einer Steuerberatungskanzlei nicht für einen hauptamtlichen Trainerjob aufgeben. Er kennt schließlich das Geschäft im Leistungsfußball. „Das würde ich nicht riskieren“, sagt Jagemann. Wobei der Co-Trainerposten bei D/A auch 15 bis 20 Stunden pro Woche beansprucht, vier Mal Training, ein Spiel am Wochenende, Vorbereitung, Nachbereitung. Alles, was dazu gehört.
Einfache Motivation: Jagemann hat Bock auf Fußball
Einfacher Fußball, Spaß und Lockerheit. Damit, so Jagemann, kann es funktionieren. Nicht versuchen, das Traumtor zu schießen, die „normalen“ Tore flach in die Ecke reichen auch. Die Spieler nicht überfrachten mit Vorgaben. Jeder müsse nur wissen, welchen Job er habe. Vor allem Spaß seit wichtig. „Jeder hat mal angefangen, weil er Spaß am Kicken hatte“, sagt er. Und er, Jagemann, sitzt wieder auf der Trainerbank, „weil er einfach Bock auf Fußball“ hat.