TWarum die Abwassergebühren in Drochtersen ab 2025 drastisch steigen

Die Ertüchtigung des überlasteten Klärwerks in Drochtersen-Gauensiek durch den Betreiber EWE Wasser GmbH ist teuer. Ab 2025 werden die Bürger dafür zur Kasse gebeten. Foto: Knappe
Bürger in Drochtersen werden ab 2025 mehr für Abwasser zahlen müssen. Ausnahme: Im Ortsteil Assel wird der Toilettengang sehr viel günstiger bleiben als in Drochtersen. Das sind die Gründe.
Drochtersen. Ab Januar 2025 soll die Grundgebühr für Abwasser von 87 auf 106 Euro steigen. Die Mengengebühr erhöht sich von 3,55 auf 4,34 Euro pro Kubikmeter. Insgesamt entspricht dies einer Steigerung von rund 22 Prozent. Das hat der Finanzausschuss empfohlen. Die neuen Gebührensätze gelten nicht für Assel. Dort rechnet der Abwasserzweckverband (AZV) Bützfleth-Assel ab und das Abwasser fließt traditionell nicht nach Gauensiek, sondern zum Stader Klärwerk.
Beispiel: Bei einem Jahresverbrauch von 100 Kubikmetern Wasser/Abwasser für einen Haushalt fallen ab 2025 in Drochtersen 98 Euro an Mehrkosten an, das entspricht einer monatlichen Mehrbelastung von rund 8 Euro.
EWE soll Klärwerk Gauensiek revitalisieren
Bürgermeister Mike Eckhoff bezeichnete die Erhöhung als „Vorboten der Revitalisierung“ des Klärwerks in Gauensiek. Das von der EWE Wasser GmbH betriebene Klärwerk ist seit Jahren überlastet und die Gemeinde deshalb in ihrer Entwicklung eingeschränkt (das TAGEBLATT berichtete).
Im Vorjahr hatte der Drochterser Rat nach langem Hin und Her entschieden, dass die EWE Wasser das Klärwerk für mehr als sechs Millionen Euro revitalisieren soll. Die Entscheidung fiel widerwillig, immer wieder waren Bedenken gegen eine weitere Kooperation mit der EWE Wasser wegen Intransparenz des Energiekonzerns geäußert worden.
Die Kosten für die Modernisierung übernimmt zunächst die EWE Wasser GmbH, die sie größtenteils an die Gemeinde weitergibt. Letztlich werden die Kosten über die Abwassergebühren von den Bürgern gezahlt.
Die neue Gebührenberechnung beruht auf einer Investitions-Kalkulation der EWE Wasser für die kommenden drei Jahre. In diesem Zeitraum zahle die Gemeinde 4,8 Millionen an die EWE Wasser, erläutert Bürgermeister Eckhoff. Die Bestandteile des Klärwerks würden über mehrere Jahre nach und nach erneuert. „Es ist eine Operation am offenen Herzen“, so Eckhoff.
Gebühren könnten sogar noch weiter steigen
Ob es bei den jetzt deutlich erhöhten Gebührensätzen bleiben wird, ist abzuwarten. Im Vorjahr hatte CDU-Fraktionschef Hannes Hatecke prognostiziert, der Verbrauchspreis werde bei etwa sechs Euro pro Kubikmeter landen. Eckhoff äußerte, es sei möglich, dass die technischen Anforderungen bei der Ertüchtigung des Klärwerks „sich noch möglicherweise verändern“.
„Unangenehm“
T Wasser fließt anders als geplant – Hausbau vertagt
Die Empfehlung für die Gebührenerhöhung fiel im Finanzausschuss mehrheitlich. Die SPD stimmte dafür, die CDU-Fraktion enthielt sich. Die FWG, die im Vorjahr für eine Rekommunalisierung des Klärwerks plädiert hatte, stimmte dagegen. FWG-Fraktionschef Cornelius van Lessen erkundigte sich erneut nach dem Rückkaufswert der Kläranlage.
Jens Schütt (CDU) sagte: „Wir haben uns für die EWE entschieden.“ Er hoffe, dass eine vertrauensvolle Arbeit gelinge. Doch erneut scheint es Unmut wegen der Transparenz zu geben. Bernd Mattern (CDU) monierte, es spreche nicht für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, dass die EWE Wasser mit ihrer Kostenkalkulation erst am Freitag „um die Ecke kommt“, wenn am Montag der Finanzausschuss tage. „Hier ist schlichtweg eine Vorbereitung nicht möglich gewesen.“
Toilettengang in Assel gut einen Euro günstiger
In Assel werden die Abwassergebühren sehr viel günstiger bleiben. Zurzeit zahlen Asseler beim AZV Bützfleth Assel eine jährliche Grundgebühr von 60 Euro und 3,04 Euro Mengengebühr pro Kubikmeter. Am 5. Dezember wird beim AZV über höhere Gebühren abgestimmt. Es werde wahrscheinlich bei den Mengengebühren eine minimale Erhöhung geben, „aber nicht über zehn Cent“, sagte AZV-Verbandsvorsitzender Wilfried Barwig gegenüber dem TAGEBLATT. Damit wäre der Toilettengang in Assel ab 2025 immer noch mehr als einen Euro günstiger als im Rest der Gemeinde.