TWarum in Buxtehude Wischmopps auf dem Stadtparksee zu sehen sind

Aus dem Baumarkt stammt das Material für die Kunstinsel, die der Künstler Jürgen K.F. Rohde schuf. Foto: Felsch
Die Idee, Kunst und Natur miteinander zu verbinden, stammt von dem Buxtehuder Künstler Jürgen K.F. Rohde. Er schuf auch die diesjährige Kunstinsel. Ergebnis: Jetzt schwimmen ganz viele Wischmopps auf dem Stadtpark-See.
Buxtehude. Auf den ersten Blick scheinen es ganz gewöhnliche Wischmopps, umgedreht auf ein Brett geschraubt. Aber Kunst liegt bekanntlich im Auge des Betrachters - und so ist es auch bei der Kunstinsel 2024 im Stadtpark, die die schlichte Bezeichnung „Monokultur“ trägt und an diesem Sonnabend, 27. April, um 14 Uhr feierlich eröffnet wird.
„Das kann jeder sehen, wie er will“, sagt Jürgen K.F. Rohde. Doch für ihn ist es kein Denkmal einer Putzkolonne, sondern ein Symbol für die Veränderung im Alten Land. „Heute werden in den Obstplantagen nach computergesteuerten Ordnungssystemen Stäbe in die Erde getrieben. In vorgegebenen Abständen, damit Maschinen die weitere Arbeit übernehmen können. Die Bäume werden regelmäßig so beschnitten, dass sie nur bis zur Stehhöhe der Pflücker wachsen können. Das verändert das Bild der Landschaft“, erläutert Rohde seine Gedanken.
Haushaltsgegenstände zweckentfremdet
Für seine Installation hat er das gängige Ordnungsprinzip übernommen und eine künstliche Plantage gebaut. Aus ökonomischen Gründen verwendete Rohde vorgefertigte Haushaltsgegenstände. Schon Picasso habe, um einen Stierkopf darzustellen, einen Fahrradsattel und einen Lenker benutzt. „Wenn man Objekte, die eine spezielle Funktion haben, in einen anderen Zusammenhang stellt, bekommen diese eine andere Bedeutung“, ist Rohde sicher.
Wichtig war ihm die Farbe rot. Im Baumarkt - da, wo sich der Künstler für seine Objekte gern die Materialien aussucht - gab es nur noch drei Stangen in dem gewünschten Ton. Eine Mitarbeiterin habe dann 32 Stück nachbestellt. Die Stangen stehen - wie Soldaten, wie Rohde sie nennt - in Reih und Glied. In die angemalte Holzplatte - Ausdruck für die ausgetrocknete Erde - bohrte er Löcher, in die die Stiele passen. „Es war nicht einfach, die richtige Position zu finden“, erklärt Rohde. Doch das Bild, das er schaffen wollte, ist ihm gelungen.
Perücken - vom Winde verweht
Begriffe wie Systemkonform und Systemsprenger fallen ihm dazu noch ein. Und wer aus der Reihe tanze, falle auf. So wie es auffallen würde, wenn er nicht die exakte Abmessung zwischen den Löchern gefunden hätte. „Aber Menschen machen Fehler, man würde sehen, wenn gepfuscht wurde“, meint Rohde augenzwinkernd.
Trotz seiner exakten Arbeit - wenn Wind oder gar Sturm aufkäme - wippten nicht nur die etwa 20 Zentimeter langen Moppfransen aus Fliessstoff, sondern eventuell auch ihre Stiele. Regen macht dem Objekt jedoch nichts aus - dafür sind die Vileda-Reiniger schließlich gemacht. Das quastartige Bündel am Ende des Stils, das durchaus als Haarschopf durchgehen könnte, obwohl die blau-weiße Farbe eher auf Karnevalsperücke schließen ließe, wirkt dann höchstwahrscheinlich etwas traurig-triefend. Was wieder irgendwie zum Titel passt. Denn von einer Monokultur spricht man, wenn auf einer bestimmten Fläche nur die gleiche Pflanzenart angebaut wird. Aus wirtschaftlicher Sicht hat das Vorteile, für Tiere und Pflanzen jedoch Nachteile. Und - laut Rohde - für die, die das Alte Land besuchen, in dem man in den 70ern groß gewachsene Bäume in ihrer Blütenpracht bewundern konnte - aber heute eben nicht mehr.
Zur Feier von 15 Jahren Kunstinsel - den Anfang machte 2009 Rohde selbst mit seiner Installation „Rhombonaden“- wird am Sonnabend, 1. Juni, um 15 Uhr, im Marschtorzwinger die Kunstinsel und ihr visionärer Schöpfer geehrt. Eine Anmeldung für die Teilnahme ist nicht erforderlich.