TWarum sich ein 18-Jähriger fürs plattdeutsche Theater begeistert

Lyke Stüven (links) und Lukas Jark sind die Neuzugänge bei der Theatergruppe des Tanzkreises Engelschoff. Foto: Susanne Helfferich
„Männersnööv – Leevst du noch oder büst al doot?“, heißt das neue Stück des Tanzkreises Engelschoff. Die Akteure der Theatergruppe sind quietschfidel und freuen sich über Nachwuchs. So hat ein 18-Jähriger für sich das plattdeutsche Theater entdeckt.
Engelschoff. Lukas Jark hat schon als Kind Theaterluft geschnuppert, erst als Zuschauer, dann auf der Bühne. „Seit ich elf bin, habe ich beim Weihnachtsmärchen mitgespielt“, erzählt er. Der Tanzkreis Engelschoff spielt jedes Jahr zur Vorweihnachtszeit ein Kinderstück - das aber auf Hochdeutsch. Plattdeutsch spielt Lukas jetzt das erste Mal. Das ist für den VLG-Schüler kein Problem: „Meine Großeltern sprechen Platt, ich kann es lesen und verstehen“, sagt er, gibt aber zu: „Sprechen ist schon noch was anderes.“
Der 18-Jährige ist eindeutig theaterinfiziert. Regelmäßig besucht er die großen Häuser - Thalia, Schauspielhaus und das Mehr! Theater - in Hamburg, oft mit seinen Freunden aus der Theater-AG seiner Schule. Er selbst war in den vergangenen Monaten mit drei Projekten auf der Bühne: Vor dem plattdeutschen Stück und dem Weihnachtsmärchen des Tanzkreises probte er mit der Schultheatergruppe des Vincent-Lübeck-Gymnasiums ein Stück des österreichischen Dramatikers Thomas Köck. „Ein Endzeit-Stück mit ziemlich viel Denglisch“, so Lukas. Kontrastprogramm zum plattdeutschen Männersnööv.
„Es macht mir total Spaß, in andere Rollen zu schlüpfen“, erzählt Lukas, „die Rolle zu verstehen, sich in die Geschichte einzufinden und dann zu erleben, wie die Leute darauf reagieren, das ist spannend.“ Seine Rolle des Eddi in „Männersnööv – Leevst du noch oder büst al doot?“ bezeichnet er als skurril. „Ich spiele einen tüdeligen Bestatter-Azubi, der ständig im Weg steht. Den finde ich super sympathisch.“ Und er hofft, dass auch seine Kumpels aus der Theater-AG den Weg nach Engelschoff finden.
Chaotische Verhältnisse im Hause Humbold
In dem Stück von Jennifer Hülser geht es um den kranken Alexander „Alex“ Humbold, gespielt von Patrick Dittmer. Alexanders simple Erkältung führt zum Chaos im heimischen Wohnzimmer. Die von den Kumpels verordnete Alkoholtherapie vermag nicht zu helfen, der Beerdigungsunternehmer will schon mal Maß nehmen und bald fragt man sich bei dem humorvollen Dreiakter: „Leevst du noch oder büst al doot?“. Weitere Figuren sind Anna Humbold (Petra Gentz), Isabell Kaiser (Sarah Koppelmann), Torben Steiner (Jakob Diercks), Ingo Huder (Boris Tiedemann), Gertrud Humbold (Mirja Holthusen), Eberhard Kloppenstiel (Dirk Hagenah), Hannelore Friedrich (Britta Nagel), eine Stripperin (Katharina Romund) und eben Lukas Jark als Eddi und Lyke Stüven als Dr. Brinkmann.
Tierärztin spielt verpeilte Humanmedizinerin
Lyke Stüven ist der zweite Neuzugang bei den Engelschoffer Theaterspielern. Sie ist plattdeutsche Muttersprachlerin. „Wir haben im Elternhaus immer Platt gesprochen, zum Teil auch in der Schule.“ Beruflich habe es ihr genutzt. „Als ich noch als Tierärztin unterwegs war, habe ich mit allen Platt gesprochen und sofort waren wir beim Du.“ Inzwischen ist sie vierfache Mutter und arbeitet auf dem eigenen Hof mit. Zwei ihrer Kinder spielten beim Weihnachtsmärchen mit, „da erwähnte ich beiläufig, dass ich auch mal wieder plattdeutsches Theater spielen möchte, was ich früher schon gemacht hatte“. Da engagierte sie Spielleiterin Kirsten Stüven-Diercks sofort. Im Stück spielt sie nun eine Ärztin. „Die nimmt sich sehr wichtig, ist aber leicht verpeilt“, charakterisiert Lyke Stüven ihre Rolle.
Intensive Zeit: Drei Proben pro Woche
Die beiden Neueinsteiger haben eine intensive Probenzeit hinter sich. Die Engelschoffer Theatergruppe probt stets nur drei Monate, dafür aber dreimal wöchentlich. Auch vor und hinter der Bühne ist der Einsatz enorm. „Wir haben rund 50 Leute, die uns beim Aufbau der Bühne, beim Einlass oder beim Tresen helfen“, erzählt die Vereinsvorsitzende Stüven-Diercks.
Die Aufführungstermine
Das Stück „Männersnööv – Leevst du noch oder büst al doot?“ feiert am Karfreitag, 29. März, 20 Uhr, im Danz- un Klönhus Premiere. Weitere Aufführungen sind am Freitag, 5. April, 20 Uhr, Sonnabend, 6. April, 14 Uhr, Sonntag, 7. April, 14 Uhr, und Freitag, 12. April, 20 Uhr. Der Eintritt beträgt abends 8 Euro (Kinder unter 14 Jahre 4 Euro) und nachmittags mit Kaffee und Kuchen 15 Euro (Kinder 5 Euro). Die Kaffeenachmittage nur mit Voranmeldung bei Sonja Jungclaus unter 04144/2399348.

Das Ensemble der Engelschoffer Theatergruppe mit Kirsten Stüven-Diercks (vorne rechts). Foto: Horst Lühring