TWas Atze Schröder an der B73 in Neu Wulmstorf macht

Ungewohnte Gesichtszüge: Ab und an mit ernster Miene spricht Atze Schröder in Neu Wulmstorf auf der Wohltätigkeitsgala für den Verein Roter Keil. Foto: Sulzyc
Unerkannt reist der TV-Promi mit der S-Bahn an. Bei einer Wohltätigkeitsgala erleben die Gäste den Star-Komiker in ungewohnter Rolle. Das steckt dahinter.
Neu Wulmstorf. Mitten im Feierabendverkehr nach 18 Uhr reist Atze Schröder in der S-Bahn zu seinem Auftritt aus Hamburg nach Neu Wulmstorf. Genauer gesagt, ist es der Darsteller der Kunstfigur Atze Schröder, der sich unter den Fahrgästen der Linie S5 aufhält. Ohne die markante Locken-Perücke und die getönte Sonnenbrille gelingt es einem der bekanntesten Komiker Deutschlands, unerkannt zu bleiben.
Atze Schröder ist bekannt dafür, alles zu tun, um seine wahre Identität zu schützen. Laut dem Magazin Gala dürfen Fotos von ihm ohne die typische Perücke nicht veröffentlicht werden. Erst in der Maske verwandelt er sich in die Kunstfigur, die Millionen Menschen kennen: den liebenswerten Ruhrpott-Proleten, den König der Witzemacher.

So kennen Millionen Menschen Atze Schröder: Der Komiker scherzt und lacht während der Gala für die Kinderrechtsorganisation Roter Keil. Foto: Sulzyc
Während Atze Schröder inkognito zu einem Auftritt in dem griechischen Restaurant Delphi an der B73 in Neu Wulmstorf eintrifft, warten mehr als 30 geladene Gäste beim Essen auf die Show. Dabei handelt es sich um die Ziehung der Gewinnzahlen zu der Weihnachtstombola der Kinderrechtsorganisation Roter Keil.
Mehr als 40.000 Euro haben Spender gegeben. Mit dem Geld fördert Roter Keil Projekte, um Kinder vor Missbrauch zu schützen. 370 Preise werden bei der Tombola verlost. Die wertvollsten 17 Preise zu ziehen, das ist bei der Gala in Neu Wulmstorf die Aufgabe von Atze Schröder und der TV-Moderatorin Nina Moghaddam (WDR, Pro Sieben).
Diese andere Seite hat der Komiker Atze Schröder
Diese Seite des Star-Komikers ist weniger bekannt: Atze Schröder ist seit Jahren ein sogenannter Schutzengel von Roter Keil, also ein Unterstützer. Ebenso seit einem Jahr engagiert sich Nina Moghaddam auf diese Weise. Zu Roter Keil stieß Atze Schröder über Sebastian Kehl, Sportdirektor des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund. Beide sind miteinander befreundet, eine Ruhrpott-Connection also. Mittlerweile lebt Atze Schröder in Hamburg - der Liebe wegen.
Unterstützer von Roter Keil und seines weltweiten Netzwerks ist seit fünf Jahren das IT-Unternehmen SJT Solutions mit Sitz in Horneburg. In diesem Jahr ist es Veranstalter der Tombola. Die gute Verkehrsanbindung sei ein wichtiger Grund gewesen, die Gala in Neu Wulmstorf zu feiern. „Weil die S-Bahn dort hält“, sagt Geschäftsführer Sven-Jendrik Timmermann. Tombola-Gäste kämen aus dem Münsterland und dem Sauerland. Manche übernachten im Delphi, das auch Hotel ist.

Die Veranstalter der Gala kommen aus dem Landkreis Stade: Tatjana Engelmann und Sven-Jendrik Timmermann sind die Geschäftsführer des Unternehmens SJT Solutions mit Sitz in Horneburg. Foto: Sulzyc
Ein improvisiertes Fernsehstudio ist in dem Veranstaltungsraum eingerichtet. Die Ziehung der Gewinnzahlen wird auf der Videoplattform You Tube live übertragen. Scheinwerfer und Kameras schränken teilweise die Sicht des Publikums auf die Bühne ein.
Atze Schröder und Nina Moghaddam moderieren die Show. „Sag‘ ich Atze oder Herr Schröder zu dir?“, fragt sie. „Es ist schwer, einen Atze zu siezen“, bricht er das Eis.

Atze Schröder und Nina Moghaddam ziehen in einer Live-Übertragung die Glückszahlen der Tomobla zu Gunsten des Kinderschutznetzwerkes Roter Keil. Foto: Sulzyc
Lebendiger gibt sich die Profimoderatorin. Atze Schröder senkt öfter den Blick auf die Infokarten in seinen Händen. Er spielt kein Programm, er moderiert. Der Komiker und die Moderatorin stellen Unternehmen und Preise vor, ziehen Glückszahlen und lächeln in die Kamera. Einer der Hauptpreise sind zum Beispiel VIP-Karten für ein Heimspiel von Borussia Dortmund.
Trotz des schwierigen Themas, sexualisierte Gewalt an Kindern, dürfe man den Abend mit Heiterkeit angehen, sagt Atze Schröder. Und dann spielt er doch einige Minuten lang aus seinem neuen Programm, frotzelt über das, was in Deutschland nicht funktioniert. „Ich wollte im Regionalzug mein Handy aufladen. Da fuhr der Zug gleich langsamer.“

Nach der Show machen Gäste mit Atze Schröder Selfies. Bei dieser Aufname ist Christiane Strathaus (2. von links) von dem Netzwerk Roter Keil mit dabei. Foto: Sulzyc
Nach einer Stunde ist die Live-Übertragung beendet - die Show auch. Kein Gast, der anschließend nicht mit Atze Schröder ein Selfie machen möchte. Geduldig lächelt der Komiker in die Kameras.
Dann fährt Atze Schröder inkognito wieder mit der S-Bahn nach Hause. „Ich bin ein Bahnfan“, nennt er anschließend dem TAGEBLATT den Grund. Hat er bei seiner Anreise auf der Linie S5 Verspätung gehabt? „Acht Minuten“, antwortet Atze Schröder, „das geht doch.“