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Gesamtkirchengemeinde

TWas geschieht mit den leerstehenden Pfarrhäusern in Kehdingen?

Susanne Kuhlmann und Rolf Brandt vor der Oederquarter St.Johanniskirche.

Susanne Kuhlmann und Rolf Brandt vor der Oederquarter St.Johanniskirche. Foto: Helfferich

Seit zwei Jahren gibt es die Gesamtkirchengemeinde Nordkehdingen. Acht Gemeinden hatten sich damals zusammengeschlossen. Jetzt wird mit leerstehenden Gebäuden aufgeräumt.

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Von Susanne Helfferich
Samstag, 29.11.2025, 13:50 Uhr

Kehdingen. Das Erfreulichste zuerst: Die Vakanzen in Kehdingen sind inzwischen alle besetzt. Jan-Peter Schulze, Pastor für Drochtersen und Krautsand, wirkte viele Monate allein auf weiter Flur. Von 3,75 Pfarrstellen war nur eine besetzt.

Heute ist die Situation eine ganz andere: Im August 2024 bezog das Pastoren-Ehepaar Sonja und Philipp Sapora das Hamelwördener Pfarrhaus, um sich von dort aus um die Nordkehdinger Gemeindeglieder zu kümmern. Zum 1. Juli dieses Jahres trat Alyssa Baatz in Assel ihren Probedienst an. Hinzu kommen die beiden Diakone Andreas Cohrs und Volker Austein.

Sinkende Mitgliederzahlen - weniger Pastorenstellen

„Mitte der 1990er Jahre hatte nahezu jedes der acht Dörfer einen Pastor oder zumindest einen Diakon mit voller Stelle“, erzählt Susanne Kuhlmann. Mit den Jahren sanken die Mitgliederzahlen, und damit reduzierten sich die Pastorenstellen. Was blieb, sind leerstehende Pfarrhäuser. Inzwischen sind nur noch drei kirchliche Gebäude von Pastoren bewohnt: in Drochtersen, in Hamelwörden und in Assel.

„Die Frage ist, was mit den leerstehenden Pfarrhäusern geschieht?“, so Rolf Brandt. „Die Ortskirchengemeinden erhalten für diese Gebäude keine Gelder mehr für die laufende Bewirtschaftung und müssen selber schauen, wie sie die notwendigen Unterhaltskosten erwirtschaften oder ob man Nutzungsalternativen für die Gebäude findet oder sie vielleicht auch verkauft“, erklärt Kuhlmann. Die beiden bilden gemeinsam mit Pastor Jan-Peter Schulze den Verwaltungsausschuss der Gesamtkirchengemeinde Kehdingen.

Lösungen gesucht für leerstehende Gebäude

Das Geld aus einem Verkauf dürfe nicht nach Belieben in der Gemeinde ausgegeben werden, sondern müsse für die Instandhaltung anderer kirchlicher Gebäude verwendet werden.

Vier ehemalige Gebäude stehen im Fokus: die Pfarrhäuser in Balje und Oederquart und das ehemalige Organistenhaus in Krummendeich. Die Gebäude in Oederquart und Krummendeich sind im Gebäudebedarfsplan des Kirchenkreises rot markiert, hier muss eine Nutzungsalternative gefunden oder ein Verkauf realisiert werden. Das gilt auch für das Küsterhaus in Freiburg. In Südkehdingen ist gebäudemäßig zurzeit alles im grünen Bereich.

Mietwohnungen im alten Organistenhaus

In Krummendeich ist das Problem bereits gelöst: Das eigentliche Pfarrhaus wurde bereits in den frühen 2000er Jahren verkauft. Der Erlös floss seinerzeit fast vollständig in die Sanierung des Kircheninneren. Aber auch das ehemalige Organistenhaus, zuletzt Gemeindehaus, hat bereits eine neue Nutzung. Es wurde mit Mitteln der Dorfentwicklung energetisch komplett saniert. Zwei Wohnungen sind so entstanden und bereits vermietet. Hinzu kommt eine bestehende Wohnung im Obergeschoss, die neue Fenster erhielt. Das Dach wurde gedämmt und neu gedeckt.

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Der Umbau wurde zu zwei Dritteln mit Geldern aus der Dorfentwicklung finanziert - für den Erhalt eines ortsbildprägenden Gebäudes, die Revitalisierung von Wohnraum sowie für die energetische Sanierung. „Das ist ein gelungenes Modell der Nachnutzung“, so Rolf Brandt. Das ehemalige Organistenhaus und die Kirche bilden weiterhin ein Ensemble.

Ensemblelage muss beachtet werden

Schwieriger ist es in Oederquart. „Es steht in direkter Nachbarschaft zur Kirche und hat mit einem großen Park eine Ensemblelage, die zu beachten ist“, gibt Rolf Brandt zu bedenken. Über die künftige Nutzung entscheidet der Gesamtkirchenvorstand in Abstimmung mit dem jeweiligen Ortskirchenvorstand und am Ende auch der Kirchenkreisvorstand.

Auch über die weitere Nutzung des Baljer Pfarrhauses wird diskutiert. Nach Auskunft von Pastorin Sonja Sapora wird geprüft, was ein Umbau zu einem Vier-Parteien-Haus kostet und ob Fördergelder aus der Dorfentwicklung fließen könnten. Ziel sei, das ortsbildprägende Gebäude zu erhalten.

Die Zukunft der alten Pfarrhäuser berühre die Menschen vor Ort, erzählt Kuhlmann, „wenn ein Pfarrhaus verkauft wird, zieht kein Pastor mehr ein“. Rolf Brandt sieht nur einen Weg, um Mitglieder zu halten: „Kirche wird sich öffnen müssen für andere Formen kirchlicher Arbeit.“

Beide nennen fünf Gründe, um der Kirche beizutreten:

  • Gemeinschaft erleben
  • Austausch über Gott und die Welt
  • Solidarität üben und damit diakonische Angebote unterstützen
  • Kirche ist Ankerpunkt in einer zunehmend dynamischen Welt
  • Orientierung insbesondere für junge Menschen

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