TWeg von Stachelhalsband und Strom: So hat sich die Hundeerziehung verändert

Heute wird von den Hunden erwartet, dass sie ihren Menschen zugewandt sind. Das lernen sie bei den Hundefreunden Rotenburg/Scheeßel. Foto: Hennings
Nicht nur der Anspruch an den Hund und seine Aufgaben waren vor fünf Jahrzehnten noch völlig andere. Auch die Erziehungsmethoden haben sich in der Zeit gewandelt.
Hundeerziehung vor 50 Jahren und heute: Da hat sich einiges geändert. Beispiel Hundefreunde Rotenburg/Scheeßel: Als der Verein vor 50 Jahren gegründet wurde, waren die Mitglieder vor allem männlich. „Die Gründungsmitglieder waren Friseure, Polizisten und Dachdecker. Ein Hund hatte damals eigentlich nur die Aufgabe, zu bewachen und zu beschützen.“ In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden Hundevereine gegründet, in denen Gebrauchs-, Schutz- und Wachhunde ausgebildet werden sollten. Und mit diesen Aufgaben betraute man vor 50 Jahren vor allem Schäferhunde.

Mensch und Hund als Team, das ist heute das Ziel. Foto: Hennings
Aus heutiger Sicht werden einige der damaligen Methoden kritisch betrachtet und sind auch nicht mehr gebräuchlich, erzählt Beate Bassen, die Vorsitzende der Rotenburger Vereins. „Stachelhalsbänder und Strom werden schon seit einigen Jahren nicht mehr benutzt.“
Die Zeit, in der Hunde klare Aufgaben hatten, ist vorbei
Während vor 50 Jahren die Aufgaben eines Hundes relativ klar definiert wurden, ist das heute kaum noch möglich. Nur sehr wenige Hunde haben einen Job, zum Beispiel als Assistenz- oder Hütehund.
Die meisten Vierbeiner sollen den Menschen begleiten, ihm Freund und Familienmitglied sein. „Das letzte Kind hat Fell“, lautet ein Spruch, der wohl auf viele Hundebesitzer zutrifft.

Ein Akita Inu gilt als stolzer Hund, der seinen eigenen Willen hat, das sollte ein Hundebesitzer wissen. Foto: Hennings
Während des Gesprächs mit der Vorsitzenden der Hundefreunde Rotenburg/Scheeßel sind vier Frauen mit ihren Hunden auf dem Trainingsgelände am Rand von Rotenburg und üben die Basics der Erziehung.
„Es sind nicht immer Welpen, die in die Familien aufgenommen werden, sondern durch den Tod der Besitzer oder die Übernahme aus einer Auffangstation auch ältere Hunde“, berichtet Beate Bassen.
Problematisch sind Hundehalter, die nicht wissen, was sie wollen
Diese älteren wie auch die jungen Hunde lernen bei der Basisarbeit in einem Hundesportverein quasi das Einmaleins der Erziehung. „Deutlich häufiger wurden in den letzten Jahren Hunde übernommen, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen. Die meisten der Menschen, die so einen Hund übernehmen, wissen, dass das eine große Herausforderung sein kann und schaffen es, auch mit der Unterstützung erfahrener Trainer“, weiß die Vorsitzende.
Problematisch sind in Beate Bassens Augen Hundehalter, die sich vor der Anschaffung keine Vorstellung darüber machen, was sie wollen und sich nicht überlegt haben, welche Rasse zu ihnen und ihrem Leben passt. „Inzwischen gibt es immer mehr Menschen, die mit ihren Hunden überfordert sind.“
Schon vorher über die Merkmale der Rasse informieren
Wer sich zum Beispiel einen Zwergspitz anschafft, der sollte wissen, dass er mal als Wachhund gezüchtet wurde. Der Hundebesitzer darf sich dann nicht darüber wundern, dass der Kleine bei jedem Geräusch bellt.
Andere Rassen, wie der Chow-Chow, Afghane oder Akita Inu sind stolze Tiere mit einem eigenen Willen. Sie zu Kuschelhunden zu machen, ist wenig erfolgversprechend und kann eigentlich nur zu Frust führen.

Zur Basisarbeit gehört auch der entspannte Gang an der Leine. Foto: Hennings
Einen Hund zu haben, bedeutet regelmäßig mit ihm zu arbeiten. „Nicht selten ist der Anspruch, dass der Hund schnell funktionieren soll“, hat Beate Bassen festgestellt, die selber drei Malinois hat und im Verein ehrenamtlich als Trainerin tätig ist. Funktioniert der Vierbeiner nicht so wie erwartet und merkt der Besitzer, dass der Aufwand größer ist als gedacht, hört er frustriert auf.
Mensch und Hund als Team stehen im Vordergrund
In Hundesportvereinen treffen sich heute Menschen, die zusammen mit ihrem Hund arbeiten und die Freizeit gestalten wollen. Agility, Obedience, Gerätespaß und Welpenstunde – Ein Team zu bilden und gemeinsam Zeit zu verbringen, kennzeichnet heute, im Gegensatz von vor 50 Jahren, das Verhältnis Hund und Mensch.
Und diese Teamfähigkeit erfordert ein Training, das kontinuierlich und konsequent ausgeführt wird. „Ein Hund konzentriert sich in der Regel fünf bis acht Minuten, dann braucht er eine Pause“, erklärt die Trainerin eine der Grundlagen.
Die natürlichen Anlagen der Hunde fördern
Härte hat dabei keinen Platz mehr, sondern es gilt, die natürlichen Anlagen der Hunde zu nutzen und zu fördern. So absolvieren zum Beispiel beim Obedience Mensch-Hunde-Teams verschiedene Aufgaben. Das reicht vom Bei-Fuß-Gehen über Apportieren und Vorausschicken bis zum Erschnuppern von Gegenständen.
Bei Agility flitzen Hunde über Laufstege, balancieren über Wippen, durchlaufen Slalomstangen oder rennen durch Tunnel.
Worauf sollte man vor dem Hundekauf achten
Wer überlegt, sich einen Hund anzuschaffen, sollte sich vorher einige kritische Fragen stellen, um späteren Frust zu vermeiden und den Bedürfnissen des Hundes gerecht zu werden.
- Reicht die Größe des Wohnraums für ein weiteres vierbeiniges Familienmitglied?
- Ist die körperliche Fitness gut genug für ausreichend Gassigänge?
- Ist genügend Zeit vorhanden, um sie dem Hund zu widmen?
- Ist man bereit die Verantwortung für das Tier zu übernehmen?
- Ist die Familie mit einem Hund einverstanden?
- Wo bleibt der Hund im Urlaub?
- Sind die Kosten für das Budget tragbar.