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Bauvorhaben

TWegen Kleinkläranlagen: Droht ein Dorf auf der Geest auszusterben?

Wollten gerne in Aspe bauen und ziehen jetzt weg: Yvonne und Patrick Gerken mit ihrem Sohn Flynn.

Wollten gerne in Aspe bauen und ziehen jetzt weg: Yvonne und Patrick Gerken mit ihrem Sohn Flynn. Foto: Bisping

Obwohl es Bauplätze in Aspe gibt, kann eine junge Familie in dem Ort nicht bauen. Grund ist eine Abstimmung von vor zehn Jahren. Das steckt dahinter.

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Von Alexandra Bisping
Mittwoch, 22.01.2025, 05:45 Uhr

Aspe. Fröhlich krabbelt der kleine Flynn zwischen seinen Spielsachen herum. Neben ihm sitzt seine Mutter Yvonne Gerken, auf dem Sofa sein Vater Patrick Gerken. Die jungen Eltern berichten von ihren Versuchen, in Aspe ein Haus zu bauen. Keine Chance, jetzt ziehen sie weg.

Patrick Gerken (32) ist in Aspe aufgewachsen, war nur zum Studium in Osnabrück. Yvonne Gerken (28) kommt aus Fredenbeck. Beide sind in Aspe fest verortet und auch ehrenamtlich tätig: er unter anderem im Ortskommando der Feuerwehr, sie als Jugendwartin bei den Asper Haien.

Ein Hausbauer rät ihnen von Aspe ab

Seit vier Jahren bewohnen die Gerkens ein Haus zur Miete. Eigentlich wollte das Paar im vergangenen Jahr bauen, es hatte sich schon mit der Bank und einem Hausbauer zusammengesetzt. „Der hat direkt von Aspe abgeraten“, erzählt Patrick Gerken. Es liefen Bauanträge, die nicht weiterkämen, habe er gesagt. Wohl, weil die benötigten Kleinkläranlagen inzwischen verboten sind.

Es gebe kein Neubaugebiet, es werde auch keins erschlossen, sagt Gerken. „Wir hatten an eine Lückenbebauung gedacht.“ Das Paar hatte sich informiert: Bauplätze gebe es, zum Beispiel eine Weide im Ortskern, die als Bebauungsfläche eingeplant sei. Auch an der Straße Im Dreieck und an der Landstraße.

Zum Hintergrund: Wie berichtet, wird das Schmutzwasser nach Reinigung aus den Kleinkläranlagen in Aspe in die Bever abgeführt. Auch in Brest ist das der Fall. Hier gibt es weiterhin Lückenbebauung - mit Kleinklärwerk.

„In Brest haben wir ein Baugebiet vor zehn Jahren erschlossen“, sagt Bürgermeister Johann Höft. Es sei an die Schmutzwasserkanalisation angeschlossen worden. Bei Lückenbebauung gebe es Baugenehmigungen mit Kleinkläranlage. Warum das in Brest möglich ist, in Aspe aber nicht, kann er sich nicht erklären.

Arbeitsgemeinschaft kämpft dafür, dass in Aspe gebaut werden darf

Eine Erklärung fehlt auch der Arbeitsgemeinschaft Bauplätze (AG), gegründet von Aspern im Jahr 2020. Die AG kämpft dafür, dass in Aspe weiter gebaut werden darf, „damit unsere Kinder im Ort bleiben können“, sagt AG-Mitglied Kathrin Sueß. Neue Häuser in Aspe würde der Landkreis nur genehmigen, wenn in einer bereits vorhandenen Kleinkläranlage noch Kapazitäten frei sind.

In der AG sind auch die beiden Ratsherren Thomas Gerken und Uwe Lütjen. Wie berichtet, hatten sie im Januar 2024 einen Antrag im Kutenholzer Rat für eine Machbarkeitsstudie und die damit verbundenen Kosten gestellt, um den Ort ans öffentliche Kanalnetz anzuschließen. Die seien noch nicht bekannt.

So funktioniert eine Kleinkläranlage

In der Kleinkläranlage wird das Abwasser gereinigt. Üblicherweise besteht sie aus drei Becken. Im ersten, dem Absetzbecken, werden Feststoffe und Fette aus dem Abwasser abgetrennt und als Fäkalschlamm abgesondert. Nach der ersten Reinigung befördern Pumpen das Abwasser in das zweite Becken.

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In der sogenannten biologischen Reinigungsstufe, bei der Mikroorganismen das Schmutzwasser reinigen, ist eine gute Sauerstoffzuführung notwendig. Die Mikroorganismen werden im dritten, dem Nachklärbecken, wieder herausgefiltert und in das biologische Becken zurückgeführt. Das Endergebnis ist geklärtes Wasser (Quelle: haus.de).

Das sagt der Landkreis

„Zur Realisierung des Neubaugebietes in Brest wurde vom Landkreis Stade aus Gewässerschutzgründen ein Anschluss an die zentrale Schmutzwasserkanalisation der Samtgemeinde Harsefeld gefordert“, antwortet Landkreis-Pressesprecher Daniel Beneke auf TAGEBLATT-Anfrage. Dieser sei umgesetzt worden. „In der Ortschaft Brest ist die letzte Lückenbebauung mit Abwasserbeseitigung über eine Kleinkläranlage im Jahr 2021 positiv beschieden worden.“

Die Asper Bürger hatten 2015 mehrheitlich einen Anschluss an die zentrale Schmutzwasserkanalisation abgelehnt. Patrick Gerken vermutet, das wirkt auch nach knapp zehn Jahren noch nach. „Mehr Klarheit über die Kosten und dass daraus ein Baustopp resultieren könnte, hätte sicherlich zu einem anderen Ergebnis geführt.“ Das damalige Ergebnis hat jetzt zur Folge, so Beneke, „dass dort eine Siedlungsentwicklung wegen fehlender abwasserseitiger Erschließung derzeit nicht möglich ist“.

Für das junge Ehepaar wird Kutenholz die neue Heimat. Es wäre gerne geblieben, wie vermutlich andere auch, die laut Patrick Gerken ebenfalls wegziehen. Er befürchtet, dass die Zahl junger Erwachsener in Aspe abnimmt. Yvonne Gerken ergänzt: „Viele Ehrenamtliche werden fehlen.“

Das befürchtet auch die AG. Das Dorf werde einschlafen, sagen die Mitglieder. Uwe Lütjen: „Wir müssen uns Gedanken machen, irgendwas muss in dem Dorf passieren.“ Einem Anschluss würde die Mehrheit jetzt wohl zustimmen, sagt die AG. Klarheit über Kosten und Möglichkeiten seien dringend erforderlich, sonst drohe Aspe eine Überalterung.

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