TWeniger ist manchmal mehr: Stader Experten geben zehn Tipps fürs Gärtnern

Wildbienen wie die Gehörnte Mauerbiene lieben naturnahe Gärten. Foto: Stephanie Pilick/dpa
Der Frühling steht vor der Tür und Hobbygärtner in den Startlöchern. Wer die Artenvielfalt fördern möchte, sollte aber nicht übereifrig sein und einiges beachten.
Stade. Kaum werden die Tage wieder länger, die Temperaturen zweistellig und kaum haben sich die ersten Frühblüher ans Licht gekämpft, juckt es Hobbygärtnern in den Fingern. Doch aufgepasst: Die NABU-Regionalgeschäftsstelle Elbe-Weser erklärt, warum weniger manchmal mehr ist und wie Gartenarbeit zugunsten der Artenvielfalt geplant werden kann. Anlässlich des Tags des Artenschutzes am 3. März ruft auch der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe e.V. (ZZF) dazu auf, den eigenen Garten oder Balkon als Rückzugsort für Insekten, Vögel und Kleinsäuger naturnah zu gestalten.
Laub als Alleskönner bis Ende April liegen lassen
Gewusst wie: Vielen sei nicht bewusst, dass Gartenabfälle, die beim Fegen, Harken, Schneiden oder Häckseln entstehen, oft besser im Garten als in der Biotonne aufgehoben sind. Sie bieten den darin lebenden Tieren Nahrung und Unterschlupf, sagt Jana Jensen, Leiterin der NABU-Regionalgeschäftsstelle Elbe-Weser. Laub zum Beispiel sei ein wahrer Alleskönner. Da viele Tiere wie Igel und Insekten darin ein ideales Winterquartier finden, sollten Gartenbesitzer das Laub bis etwa Ende April liegen lassen.
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Danach biete es - verteilt auf Beeten und unter Hecken - Insekten auch in der wärmeren Jahreszeit ein Versteck und Vögeln sowie Igeln ein abwechslungsreiches Büfett. Das Laub diene auch als Schutz vor Austrocknung des Bodens und später als natürlicher Dünger, denn Bodenlebewesen zersetzen die Blätter und wandeln sie in Humus um. Das Auflockern des Laubes mit Reisig und Zweigen zur besseren Durchlüftung unterstützt diesen Prozess.

Mit der richtigen Mischung für den jeweiligen Boden blüht auch eine Fläche mit Gras regelmäßig auf. Foto: Harsefeld
Auch Stauden und Gehölze sollten im naturnahen Garten erst im März oder April zurückgeschnitten werden, vor allem verblühte Stauden und andere Pflanzen mit Frucht- und Samenständen oder hohlen Stängeln. Hier überwintern oft Insekten. Auch Insektenlarven sitzen häufig in den Stängeln und schlüpfen erst im Frühjahr.
Mythos Vertikutieren - so wird der Rasen fit
Weil sich zum Frühlingsanfang auch sofort was an der Rasenfront regt, möchte Gartenbau-Meister Tobias Berg aus Stade mit dem Gartenmythos Vertikutieren aufräumen. Viele Rasenbesitzer vertikutieren ihren Rasen, um das jährlich auftretende Moos zu bekämpfen.
„Bei Kunden mit Bestandsrasen mit über 80 Prozent Moos würde ich das zur einmaligen Bekämpfung auch tun“, sagt Berg. Der Rasen sollte aber nicht jährlich so gestresst werden, zumal dabei nur das Symptom, nicht aber die Ursache bekämpft würde.
Essenziell sei das Herstellen des richtigen pH-Wertes in der Rasenfläche, sagt Berg. Messgeräte gebe es preisgünstig im Fachgeschäft. Der Wert sollte je nach Boden bei 6 bis 6,5 liegen und kann mit Kalk oder entsprechenden Düngern verändert werden. Wenn der Rasen richtig eingestellt sei, werde er gesund und dadurch widerstandsfähig gegen Moos.
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Tobias Berg weist zudem darauf hin, dass Gartenbesitzer bei neuen Pflanzungen auch auf die veränderten klimatischen Bedingungen mit immer längeren Hitzeperioden und weniger Niederschlägen reagieren müssen. Seine Pflanzenempfehlungen: Die Anis Duftnessel (Agastache Rugosa) und das Kissen Seifenkraut (Saponaria ocymoides).
Beides seien Pflanzen, die gut auf durchlässigen, sandigen Böden ohne viel Wasser oder Nährstoffe gedeihen. In Kombination mit einem vollsonnigen Standort sei die Agastache mit 40 bis 60 Zentimetern Höhe zudem ein wahrer Insektenmagnet und werde sogar von Nachtfaltern angeflogen. Saponaria bilde als Bodendecker große Teppiche oder Vorhänge mit einem Meer aus pinken Blüten.

Wenn die Frostnächte durch sind, geht es für viele wieder in den Garten. Foto: djd
Übrigens: Auch vermeintliches Unkraut wie Löwenzahn, Spitzwegerich, Brennnessel, Kriechender Günsel und Co. sind beliebt bei Wildbienen, Schmetterlingen und Käfern. Gleichzeitig haben sie heilende Wirkungen für die Menschen und schmecken als ballaststoffreiche Salatbeilage.
Zehn Tipps für die naturnahe Gartengestaltung
- Garten erst ab März aufräumen
- keine günstigen Blumenwiesen verwenden, sondern nur zertifizierte
- Keine Standard-Insektenhotels, weil Fressfeinde dann womöglich zusammen wohnen würden, Anleitung auf www.nabu.de
- Anteil der heimischen Stauden und Gehölze erhöhen und standortgerecht auswählen
- Totholz im Garten integrieren
- Feldsteine oder Steinreste in Beeten nutzen (Lebensraum für Amphibien)
- Wasser als Schale oder Wasserspiel (wichtig für Insekten, Amphibien und Vögel, nachfüllen nicht vergessen)
- Bei Mulchschichten kein Unkrautvlies unterlegen
- Keine Grünbelagsentferner nutzen (verschwindet von alleine durch weniger Feuchtigkeit und höhere Temperaturen)
- Keine Herbizide/Pestizide (lieber Gesellschaften von Pflanzen und Nützlinge fördern)