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Großprojekt

TWenn der Traum vom eigenen Bauernhaus Zeit, Geld und Nerven kostet

Die Wirtschaftsjournalistin und Gartengestalterin Katharina Becker hat sich mit dem Kauf des alten Bauernhofs in Nordleda einen Lebenstraum erfüllt.

Die Wirtschaftsjournalistin und Gartengestalterin Katharina Becker hat sich mit dem Kauf des alten Bauernhofs in Nordleda einen Lebenstraum erfüllt. Foto: Mangels

Von der Metropole aufs Land: Katharina Becker hat sich im Kreis Cuxhaven einen alten Hof gekauft. Die Sanierung gestaltet sich aufwendig. Besuch auf der Baustelle.

Von Christian Mangels Sonntag, 01.09.2024, 15:25 Uhr

Kreis Cuxhaven. Es muss so etwas wie Liebe auf den ersten Blick gewesen sein. Als Katharina Becker im September 2022 zum ersten Mal das Eingangstor zum alten Bull-Hof hinter der St.-Nicolai-Kirche durchschritten hatte, wusste sie sofort: „Das ist mein Haus.“ Wobei das Wort „Haus“ eine Untertreibung ist. „Landidylle“ trifft die Sache schon eher.

Das denkmalgeschützte Hof-Ensemble, bestehend aus dem rund 200 Quadratmeter großen Haupthaus und der ebenso großen Scheune, steht auf einem knapp 5000 Quadratmeter großen Grundstück mit viel Grün. 15 Jahre stand das Anwesen leer und der Zahn der Zeit nagte an den jahrhundertealten Häusern. Aber Katharina Becker ist fest entschlossen, die Anlage vor dem Verfall zu bewahren. Ihr Versprechen an den Bauernhof: „Ich mache dich wieder schön. Egal, wie lange es dauert.“

Hof in Nordleda zu kaufen, war eine „Herzensentscheidung“

Katharina Becker stammt aus Parchim in Mecklenburg-Vorpommern. Sie hat in Lüneburg BWL studiert und in Frankfurt als Wirtschaftsjournalistin für verschiedene Nachrichtenagenturen gearbeitet, zuletzt als Automobilreporterin für Dow Jones. Parallel baute sie sich eine Karriere als Gartengestalterin auf. Ein Studium der Gartengestaltung sorgte für das theoretische Fundament.

Mit dem Leben in der hektischen Mainmetropole ist sie aber nie richtig warm geworden. „Ich bin ein Landmensch“, sagt Katharina Becker. Um sich den Traum vom eigenen Bauernhof zu erfüllen, suchte sie zunächst in der Lüneburger Region nach einem passenden Objekt, wurde aber nicht fündig. Also erweiterte sie ihren Suchradius - und landete schließlich in Nordleda. Den denkmalgeschützten Bull-Hof zu kaufen, sei eine „Herzensentscheidung“ gewesen, so Becker.

Katharina Becker schläft im Wohnwagen

Ihren Lebensmittelpunkt hat Katharina Becker mittlerweile von Frankfurt nach Nordleda verlegt. „Ich kann keine Baustelle leiten, wenn ich 550 Kilometer weit weg bin“, erklärt die Hof-Besitzerin. Ein Wohnwagen in der Scheune dient ihr aktuell als Schlaf- und Arbeitsplatz.

Geduscht wird meist bei den Nachbarn, die die Ex-Frankfurterin herzlich im Dorf aufgenommen haben. Im Winter wird sie sich eine kleine Wohnung in Wanna nehmen - als Übergangslösung.

Wenn sie sich nicht gerade um die Hof-Sanierung kümmert, sitzt Becker am Rechner, bearbeitet PR-Aufträge oder berät Menschen in Gartenfragen. „Das kann ich von überall aus machen“, sagt die Journalistin. Freie Wochenenden sind derzeit rar gesät. Katharina Becker formuliert es so: „Momentan wird durchgeknüppelt.“ Schließlich muss die Hof-Sanierung ja irgendwie finanziert werden. „Ich habe leider nicht im Lotto gewonnen.“

Katharina Becker steht auf der Baustelle im Haupthaus.

Katharina Becker packt bei der Restaurierung des alten Bauernhofes selbst mit an. So kümmert sie sich komplett selbst um die Dämmung des Haupthauses. Foto: Mangels

Keine Frage, es gehört schon etwas Vernarrtheit und viel Enthusiasmus dazu, das zum Teil heruntergekommene Hof-Ensemble wieder komplett instand zu setzen. Angesichts der Preise für Handwerkerleistungen stand für Katharina Becker von vornherein fest, dass sie vieles selbst machen will. Sie sei „handwerklich nicht ganz unbegabt“, berichtet sie. Die Dämmung im Haupthaus zum Beispiel, „die mache ich komplett allein“. Aber ganz ohne Fachfirmen geht es auch nicht: „Wenn es um Elektrik oder Statik geht, bin ich raus.“

Die Hof-Besitzerin arbeitet mit „versierten Handwerkern“ zusammen, wie sie betont, und steht auch mit der Denkmalschutzbehörde in engem Austausch. Natürlich gebe es immer wieder mal Diskussionen mit der Denkmalschützerin des Landkreises, „aber grundsätzlich sind wir uns einig.“ Ohnehin geht Becker mit Problemen, die im Bau auftreten, sehr pragmatisch und mit Humor um: „Jammern nützt ja nichts.“

Haupthaus muss stabilisiert werden

Aktuell steht die Stabilisierung des Haupthauses von 1763 im Fokus der Bauarbeiten. Entlang der altersschwachen Mauern wird ein Holzständerwerk aufgebaut. „Ins alte Haus zieht ein neues Haus“, erklärt Katharina Becker. Die alte Konstruktion mit ihren urigen Balken soll aber sichtbar bleiben. Die Journalistin hofft, im Frühjahr 2025 einziehen zu können.

Nebenan, in der alten Scheune, die Becker als „ihr Schmuckstück“ bezeichnet, sollen einmal drei Ferienwohnungen Platz finden. Außerdem könnte sie sich vorstellen, dort ein Hofcafé, ein Hofladen oder eine Kombination aus beidem einzurichten - mit Bio-Gemüse aus eigener Ernte.

Rund 80.000 Euro hat Katharina Becker schon in die Schönheitskur des alten Bauernhofs gesteckt. Und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. „Ich versuche, das Geld zusammenzuhalten, damit es am Ende noch fürs Dach reicht.“

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