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Handball

TWie Himmelpforten mit ganz viel Routine Richtung Titel marschiert

Der Tabellenführer bejubelt seinen Sieg im Topspiel. Gegner TV Jahn Schneverdingen war zuvor ebenso ungeschlagen - hatte beim MTV aber keine Chance.

Der Tabellenführer bejubelt seinen Sieg im Topspiel. Gegner TV Jahn Schneverdingen war zuvor ebenso ungeschlagen - hatte beim MTV aber keine Chance. Foto: Bröhan

Tabellenführer Himmelpforten hat das Spitzenspiel gegen seinen Verfolger gewonnen. Der MTV wird von erfahrenen Führungsspielern getragen. Der Aufstieg wäre für sie herausfordernd.

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Von Jan Bröhan
Dienstag, 21.01.2025, 13:10 Uhr

Himmelpforten. Der MTV Himmelpforten besiegte den TV Jahn Schneverdingen deutlich mit 35:26. Dabei trafen die zwei ungeschlagenen Titelfavoriten in der Regionsoberliga aufeinander.

2022 war der MTV Himmelpforten sehr knapp dem Abstieg entkommen, hielt in der Abstiegsrunde mit nur einem Punkt mehr die Klasse. In der folgenden Saison wurde die Mannschaft mit dem neuen Spielertrainer Lars Wertgen Vierter, danach Dritter.

Nun ist sogar der Aufstieg in die Landesliga möglich. Der MTV stellt allerdings die Altherrentruppe der Liga, hat einen Altersdurchschnitt von 33 Jahren. Titelkonkurrent Schneverdingen hat zum Vergleich einen Altersdurchschnitt von Mitte Zwanzig.

„Wir spielen aber keinen Altherren-Handball, sondern haben den besten Angriff der Liga und sind durch Tempo-Handball in der Liga berüchtigt“, sagt Spielertrainer Wertgen. 35,5 Tore werfen die Himmelpfortener im Schnitt. Dies untermauerte der Tabellenführer, jetzt 14:0 Punkte, auch gegen die zweitbeste Abwehr der Liga mit dem 35:26-Sieg gegen Schneverdingen.

Der Routinier ist Leistungsträger und Führungsspieler

Krystian Brunkowski ist der Dauerbrenner beim MTV Himmelpforten. Der 41-Jährige, wird im April 42, ist Kreisläufer und Abwehrchef. Im Angriff hat er gegen Schneverdingen immer zwei Gegenspieler gebunden, Torabschlüsse freigeblockt, zwei Siebenmeter rausgeholt und selbst zwei Tore geworfen. Als zentraler Abwehrspieler konnte er einige Würfe blocken oder entschärfen.

Der Routinier Krystian Brunkowski spielt immer durch, ist Kreisläufer und Abwehrchef.

Der Routinier Krystian Brunkowski spielt immer durch, ist Kreisläufer und Abwehrchef. Foto: Bröhan

Brunkowski hatte acht Jahre kein Handball gespielt. Vor einigen Jahren lotste ihn MTV-Torhüter Johann Neimann, ebenso 41 Jahre alt, nach Himmelpforten. Die beiden spielten schon in der Jugend zusammen. Brunkowski hat in seiner Karriere „Zweit- und Drittliga-Luft geschnuppert“, wie er sagt. War unter anderem in Fredenbeck, Bremervörde und Wilhelmshaven aktiv.

„So langsam bin ich wieder einigermaßen im Rhythmus“, sagt Brunkowski. Wertgen hebt die Trainingsbeteiligung des Routiniers hervor. „Und er hat die meisten Spielanteile. Seine Erfahrung macht ihn zu einem Mentor für die anderen Spieler, denen er wertvolle Tipps gibt und sie motiviert“, lobt Wertgen.

Brunkowski hat wieder Spaß am Handball. Seine Frau und die vier Kinder tragen sein zeitintensives Hobby glücklicherweise mit, sagt er.

Brunkowski denkt von Woche zu Woche, wie er sagt, er könne nicht sagen, wie lange er noch spielt. „Da braucht nur eine Verletzung kommen“, sagt er. In der ersten Halbzeit wurde er im Kampf um den Ball von einem jungen Gegenspieler („die könnten meine Kinder sein.“) in die Bande geknallt.

Der 41-jährige Brunkowski hat so ein Handballspiel tagelang in den Knochen, vor allem, wenn er wie hier bei einem Zweikampf in die Bande knallt.

Der 41-jährige Brunkowski hat so ein Handballspiel tagelang in den Knochen, vor allem, wenn er wie hier bei einem Zweikampf in die Bande knallt. Foto: Bröhan

Er klatschte vor Schmerz drei Mal mit der flachen Hand auf den Boden und wurde kurz behandelt. „Das Knie macht sich noch immer bemerkbar“, sagt er nach dem Sieg und schmunzelt. Verschnaufen konnte Brunkowski nur während seiner zwei Zwei-Minuten-Strafen.

Der andere Routinier hat eine unglaubliche Quote

Das Spitzenspiel war aus MTV-Sicht nur in der überhasteten Anfangsphase ausgeglichen. In der zehnten Minute glich Brunkowski zum 6:6 aus. Im Gegenzug konnte sein Kumpel Johann Neimann seine erste Parade zeigen. Es folgte ein Drei-Tore-Lauf. Vor dem 9:6 durch den besten Torschützen Jan-Niklas Witt (12 Tore, davon fünf Siebenmeter) eroberte Brunkowski den Ball und machte das Spiel schnell. Das war der Anfang des deutlichen Sieges.

Der 41-jährige Neimann verbuchte letztlich 14 Paraden. Gegen den Linksaußen von Schneverdingen hatte der Torhüter sogar eine 100-prozentige Quote. Einen Siebenmeter parierte er auch. „Er bringt die Gegner mit seinen Paraden zur Verzweiflung. Seine Fangquote liegt regelmäßig über 40 Prozent, das ist ein außergewöhnlicher Wert“, lobt Wertgen. Neimann sei der beste Torhüter der Liga.

Auf das Spitzenspiel hat sich der MTV gut vorbereitet, hat Stärken und Schwächen analysiert. Die Torhüter bekamen zum Beispiel „Wurfbilder“, so Wertgen. Nach dem klaren Sieg wunderte sich der Spielertrainer nur ein wenig, wie wenig dem Gegner eingefallen sei.

Als der Sieg beim Stand von 32:24 sicher war, beendete Neimann in der 50. Minute seinen Einsatz und verfolgte das Spiel von der Bank aus. Kurz vor Spielende standen die Fans auf der Tribüne auf und klatschten ihr Team zum Sieg. Mit etwa 170 Zuschauern war die Porta-Coeli-Halle gut gefüllt und die Stimmung im Spitzenspielmodus.

Weil zwei MTV-Spieler verhindert waren, in Augsburg und Bad Pyrmont weilten, filmte der MTV das Spiel aus der Sprecherkabine und zeigte es für die Mitspieler live auf dem Instagramkanal.

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Der Aufstieg wäre für den MTV eine Herausforderung

„Wir sind im Flow“, sagt Brunkowski. Die Meisterschaft scheint für den MTV sehr realistisch zu sein. Der Routinier sagt aber auch: „Der Aufstieg wäre schwierig, weil wir keinen Unterbau haben.“ Kommende Nachwuchsspieler stellt der MTV derzeit nur in der aktuellen B-Jugend.

Schwierig findet Brunkowski auch, dass in der Landesliga mehr Teams spielen. „Dann wird es körperlich noch anstrengender.“ Das jetztige Spiel werde er wieder bis Freitag in den Knochen haben, sagt er und lacht.

Brunkowski könne sich aber auch vorstellen, dass durch den Aufstieg weitere Neuzugänge interessiert sind. Dass sich beim MTV dahingehend etwas bewegt, zeigte schon die vergangene Saison.

Da kamen mit Jan-Niklas Witt, Vincent Struck und Björn Roboom drei Himmelpfortener vom VfL Fredenbeck II zurück und der MTV wurde Dritter. Vor dieser Saison kamen Torhüter Felix Reiners vom VfL Stade (ist beruflich aber in Augsburg) und Moritz Beck von der HSG Bützfleth/Drochtersen.

Und Brunkowski und Niemann wären wohl auch in der Landesliga konkurrenzfähig - auch mit dann 42 Jahren. Als Mentoren wären sie ganz sicher gefragt.

Transparenzhinweis: Lars Wertgen ist beim Tageblatt als Redakteur angestellt.

Der Kreisläufer wurde in dem Spitzenspiel immer gedoppelt.

Der Kreisläufer wurde in dem Spitzenspiel immer gedoppelt. Foto: Bröhan

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