TWie Julian Roß neuen Schwung in ein altes Stader Unternehmen bringt

Julian Roß mit dem Firmen-Logo des Unternehmens Rancke Fahrzeugbau. Foto: Alexandra Bisping
Der Hemmoorer Julian Roß wollte in die Selbstständigkeit. Geplant hatte er sie schon lange. Anfang 2022 standen seine Chancen gut. Dann kamen Ukraine-Krieg und Inflation. Wie dem Jungunternehmer dennoch eine fließende Unternehmensübernahme gelang.
Stade. Im Februar 2022 hatte Julian Roß den Stader Betrieb übernommen und sich mit Rancke Fahrzeugbau selbstständig gemacht. Etwas mehr als ein Jahr hatte er sein Vorhaben geplant. „Ich wollte gerne was Eigenes machen“, sagt der 28-Jährige. Zufällig kam der Kontakt zu Inhaber Rudolf Rancke zustande. Der leitete das Familienunternehmen seit 1988. Nun wollte Julian Roß die Geschäftsführung übernehmen - in der Überzeugung, dass der richtige Moment gekommen war.
„Wir hatten einen Zeitpunkt gewählt, von dem wir dachten, der Winter sei vorbei, Corona am Abflachen, es wurde geimpft“, erzählt Julian Roß. „Das waren sehr gute Prognosen.“ Das nötige Rüstzeug brachte er mit: Der gelernte Maschinenbauer hatte sich weitergebildet zum Techniker im Maschinenbau und zum internationalen Schweißtechniker. Doch dann kamen unkalkulierbare Hindernisse auf ihn zu.
Durch den Ukraine-Krieg verändert sich der Rohstoffmarkt
Russland überfiel die Ukraine. Die Rohstoffmärkte wankten. „Beim Stahl ging es nur noch um Verfügbarkeiten“, sagt Julian Roß. Eines der größten Stahlwerke befand sich in der Ukraine - das fiel weg. „Die Lieferanten haben die Preise extrem angepasst, es gab riesige Preissteigerungen.“ Zwei Prozent, sagt er, bekäme man je nach Produkt „weggedrückt“. Fünf bis zehn Prozent aber nicht. „Bestimmte Stahlarten bekamen wir gar nicht mehr, wir mussten auf Teilejagd gehen.“ Und ein weiteres Hindernis bahnte sich an: die Inflation.
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Die veränderte Situation sei für einige Kunden zum Problem geworden. „Die sind mit dem Geld nicht hingekommen“, sagt Julian Roß. Und es sollten weitere Herausforderungen auf ihn zukommen. Lohnanpassungen, Energiepreise, Fixkosten. Der Jungunternehmer bündelte seine Angebote. „Wir haben uns auf Reparatur konzentriert.“
Hatte sich Rancke Fahrzeugbau seit den 1950ern vor allem mit seinen „legendären Anhängern“, so Roß, einen Namen gemacht, seien das heute „eher Einzelfälle“. Inzwischen sei das im April 1912 gegründete Unternehmen spezialisiert auf Ladekrane, arbeite viel mit der Firma Palfinger zusammen. Mit ihr werden beispielsweise Absetz-Kipper hergestellt. Diese Zusammenarbeit will Julian Roß weiter vertiefen.
Fachkräfte sind im Fahrzeugbau schwer zu bekommen
„Wir wollen uns mehr auf Palfinger konzentrieren, den Neuaufbau von Ladekranen auf Fahrzeugen voranbringen“, so Roß. Rancke repariert auch Geräte anderer Hersteller, kümmert sich um Pkw-Anhänger, um Hauptuntersuchung und Gasprüfung bei Wohnwagen, repariert Nutzfahrzeuge, macht Schweißarbeiten am Chassis, Service am Ladekran.
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Gebaut wird nach wie vor, zum Beispiel Forst- oder Bautieflader. Dafür bekommt der Kunde ein individuelles Konzept. „Wir bauen komplett nach Kundenwunsch“, sagt Roß. Derzeit gibt es im Betrieb acht Angestellte. Zwei Stellen sind frei. „Gute Leute sind schwer zu kriegen.“ Bewerbungen seien rar.
Apropos Bewerbung: Den Hinweis, sich für den Gründerstar zu bewerben, bekam Julian Roß von der IHK. „Dass ich den Sonderpreis erhalten habe, war schon eine Überraschung.“