TWie Mulsumer Kita-Kinder vom richtigen Umgang mit Hunden profitieren

Gespannt warten Zwei- und Vierbeiner in der Turnhalle in Mulsum auf den Beginn der Prüfung, darunter auch Luca, die Fellnasen Hanno und Filou und Yvonne Heins. Foto: Bisping
Kleine Menschen und Hunde? Ein perfektes Team, mit dem richtigen Know-how. Wie es geht, haben Vorschulkinder in Mulsum gezeigt - in einem Projekt mit positiven Effekten.
Kutenholz. Mittwochmorgen in der Turnhalle in Mulsum. Der Lärmpegel ist erstaunlich niedrig, das Bild dafür ungewöhnlich. Denn dort, wo sich um diese Uhrzeit sonst Grundschulkinder sportlich verausgaben, steht ein Parcours aus kunterbunten Elementen und Deckchen, dazu elf Hunde mit ihren Besitzern.
Diejenigen, auf die es heute ankommt, warten teils aufgeweckt, teils verschüchtert darauf, dass es losgeht. Es sind 14 Kinder aus der Muslumer Kita Triangel. Sie wollen in einer Prüfung zeigen, was sie in einem Jahr über den Umgang mit Hunden gelernt haben.
Auf die Theorie folgt ein gemeinsamer Parcours
Hundetrainerin Maria Görtz aus Stade gibt klare, verständliche Anweisungen. Mit Hunden und Kindern hat sie schon häufiger zusammengearbeitet, unter anderem in einer Schul-AG. Sie hat auch ein Buch herausgebracht. Es heißt „Von Kind und Hund für Kind und Hund“, ist reich bebildert und leicht zu verstehen.
Besitzer und Hunde verteilen sich auf die Deckchen, danach dürfen sich die Kinder einen Hundepartner aussuchen. Die meisten laufen direkt zur Fellschnauze ihrer Wahl, setzen sich unbefangen dazu. Viele knüpfen gleich Kontakt zu den unbekannten Vierbeinern.
Die fünfjährige Lieke wählt Golden-Retriever-Hündin Sunny. Ihr Herrchen Bernd Kühn besucht die Hundeschule von Maria Görtz schon lange. „Seit vier Jahren mache ich bei diesem Projekt mit“, sagt er. „Eine tolle Sache“, findet er, lobt die Trainerin und ihre gelassene Art.

Lieke und Hündin Sunny bewältigen den Parcours gemeinsam, Bernd Kühn gibt kleine Hilfestellungen. Foto: Bisping
Es geht los, und zwar theoretisch. Kinder und Hundebesitzer bearbeiten gemeinsam zwei Blätter. Erste Aufgabe: Die Kleinen müssen kurze Sätze ausschneiden und den passenden Hundeposen auf dem zweiten Blatt zuordnen. Eifrig und konzentriert sind die Vorschüler dabei. Anschließend dürfen sie sich eine Leine holen, es geht auf den Parcours.
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Stolz erzählt Lieke, dass sie auch einen Hund hat. „Der heißt Luigi und hat gerade fünf neue Zähne bekommen“, sagt sie. Auch wenn sie mit einem Hund aufwächst: Bei fremden hat Lieke Respekt, ist vorsichtig. „Manchmal hab ich Angst“, gibt sie zu, „und manchmal nicht.“
Hunde und Kinder werden zu einem Team
Geduldig begleiten die Hunde die Kleinen von Station zu Station, krabbeln mit ihnen durch Bögen, traben über Stangen. Luca ist mit Hanno unterwegs. Den Vierbeiner kennt er, Hanno gehört Yvonne Heins. Die stellvertretende Kita-Leiterin hat auch Hund Filou mitgebracht. Beide sind ausgebildete Therapie-Begleithunde und zweimal pro Woche mit von der Partie, wenn Heins zur Arbeit geht.

Luca und Hanno meistern im Team den Tonnenslalom. Foto: Bisping
Vor zwölf Jahren war Yvonne Heins zum ersten Mal in Maria Görtz’ Hundeschule „Treffpunkt für Hunde“. Dort lernte sie auch die anderen ausgebildeten Therapiehunde und ihre Besitzer kennen, die an diesem Tag mitmachen.

Lieke und Hündin Sunny nehmen mit Schwung die Hindernisse. Foto: Bisping
Mit ihrer Idee, Kita-Kinder und Hunde in diesem Projekt zusammenzubringen, das nach einem Jahr hundegestützer Arbeit in einer Abschlussprüfung endet, rannte Yvonne Heins bei der Trainerin offene Türen ein. Inzwischen kooperieren sie das vierte Jahr in Folge.
Die Zusammenarbeit fördert gleich mehrere Bereiche
Maria Görtz erklärt, welche Prozesse bei den Fünf- bis Sechsjährigen währenddessen ablaufen. Beispielsweise werden verschiedene Bereiche angesprochen und gefördert wie Motorik, Bewegung, Konzentration und Koordination. Auch die emotionale Schiene, mit der eigenen Angst umzugehen oder Rücksicht auf das Tier zu nehmen, spiele eine Rolle.
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Luca zeigt mit Hanno, was er gelernt hat. Er manövriert den Hund durch einen Slalom aus Stofftonnen. Einen eigenen Hund habe er nicht, sagt Luca, wünsche sich aber einen. Als er Hanno mit Leckerlis verwöhnen darf, strahlt er.
Unterdessen bewegen sich Lieke und Sunny auf einer Strecke mit bunten Plastikformen. Erst tippt das Mädchen mit seinem Fuß auf eine Form, danach legt der Hund legt seine Pfote auf eine zweite. Noch immer sind beide bei der Sache, versuchen sich zu konzentrieren. Bei anderen Zwei- und Vierbeinern lässt die Konzentration langsam nach.

Finn bei einer Parcours-Station mit Kiba, der Dalmatinerhündin von Hundetrainerin Maria Görtz. Foto: Bisping
Zwei Stunden dauern die Übungen, eine große Leistung für die Beteiligten. „Heute ist die Aufmerksamkeitsspanne für Kinder und Hunde sehr lang“, sagt Trainerin Görtz. Dabei lernen die Kleinen auch, Emotionen zu äußern, beispielsweise, dass sie müde und kaputt sind. „Das dürfen sie auch sagen, sagt sie. Denn auch die Hunde, mit denen sie arbeiten, seien langsam müde.
Zum Abschluss gibt es für die kleinen Prüflinge einen sogenannten Hund-Kind-Führerschein - mit Foto und einem Text über das, was sie alles geleistet haben. Maria Görtz lobt die Teilnehmer. „Es sind so viele tolle Hunde in dem Projekt, das ist etwas Besonderes“, sagt sie. „Und dass alle Hundehalter mit den ausgebildeten Tieren ehrenamtlich teilnehmen, ist außergewöhnlich.“

In der Hallenmitte wartet ein Haufen Leinen auf Kinder und Hunde. Foto: Bisping

Selbstbewusst hält Lieke Sunny an der Leine. Foto: Bisping
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