TWie aus einer Kneipenidee 50 Jahre Handball in Mulsum wurden

Wilfried Beckmann vom TSV Mulsum. Foto: privat (nomo)
Wilfried Beckmann hat den Handball in Mulsum von der ersten Minute an geprägt. Der 73-Jährige erzählt, wie sich der kleine Verein im Spiel hält.
Mulsum. Mit verschmitztem Lächeln erinnert sich Wilfried Beckmann an die Anfänge. „Wir hatten nur einen Ball“, erzählt der 73-Jährige und schmunzelt. Was 1975 in einer Kneipe begann, prägt bis heute den TSV Mulsum: Die Handballsparte feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen.
Es war einer dieser typischen Abende in der Dorfkneipe, als die Idee geboren wurde. Beckmann und seine Freunde saßen zusammen am Tisch, das Gesprächsthema war die neue Halle in Mulsum.
Die Stimmung war ausgelassen, und dann fiel dieser eine Satz, der alles ins Rollen brachte: „Wenn wir schon eine neue Halle haben, müssen wir auch etwas machen.“ Was als spontane Idee in geselliger Runde entstand, sollte den Grundstein für eine 50-jährige Vereinsgeschichte legen.
„Früher lagen wir uns noch in den Armen“
1976 startete die neu gegründete Handballsparte in der 4. Kreisklasse. Beckmann, der bis zu seiner Rente als Mess- und Regeltechniker bei der Dow arbeitete, war von Beginn an mittendrin statt nur dabei.
Als Kreisläufer und für seine gefürchteten Unterhandwürfe aus dem Rückraum bekannt, prägte er das Spiel seiner Mannschaft. Erst mit 53 Jahren beendete er seine aktive Karriere - eigentlich. Mit 72 stand er noch einmal auf der Platte, als Not am Mann war.

Heiko Schmidt und Wilfried Beckmann haben beim TSV seit vielen Jahren das letzte Wort. Foto: privat (nomo)
Die verschiedenen Epochen des Handballs hat Beckmann also hautnah erlebt. „Früher lagen wir uns nach einem Tor in den Armen und sind langsam nach hinten. Das geht heute nicht mehr“, beschreibt er den Wandel des mittlerweile deutlich schnelleren Spiels.
Obmann seit fast 50 Jahren
Doch Beckmann prägte den Verein nicht nur als Spieler. Seit 1978 lenkt er die Geschicke der Sparte als Obmann. 1980 absolvierte er gemeinsam mit späteren Handballgrößen wie Thomas Gloth und Bernd Wassermann seinen Trainerschein.
Mit der Expertise leitete er zahlreiche Mulsumer Mannschaften. In den Neunzigerjahren erlebte die Abteilung ihre Blütezeit mit sechs Mannschaften, darunter auch Jugend- und Damenteams.

Die Handballer des TSV Mulsum haben sich in dieser Saison im Mittelfeld etabliert. Foto: privat (nomo)
Jung, Alt und ein paar Quereinsteiger
Heute kämpft eine Herrenmannschaft in der untersten Liga um Punkte - aber mit wachsendem Erfolg. Nach Jahren im Tabellenkeller steht das Team in dieser Saison im Mittelfeld. „Die Mannschaft ist nun mit den Spielzügen vertraut“, erklärt Beckmann.
Die Mischung macht’s: Routiniers wie der 56-jährige Heiko Schmidt spielen zusammen mit Quereinsteigern aus der Dorfjugend, die eigentlich Fußball oder Basketball spielen. Auch ehemalige Fredenbecker Handballer, darunter Tobias Meyer sowie Tobias und Hendrik Engelhardt, zählen zum Team.
„Wir sind alle auf einer Wellenlänge“, sagt Beckmann, der klare Vorstellungen vom Miteinander hat. „Ich mag keinen Zickenalarm und greife sofort ein. Da bleibt danach aber nichts Böses hängen.“

An Rosenmontag wird es beim TSV Mulsum bunt. Foto: privat (nomo)
Spieler bleiben Verein verbunden
Diese Philosophie trägt Früchte. Auch wenn die Damenmannschaft nicht mehr existiert, sind einige dem Verein verbunden geblieben. Sie helfen als Zeitnehmerinnen aus. Bei Radtouren und Strandfeten treffen sie sich zudem zum geselligen Beisammensein.
Während andere Vereine aus den Anfangsjahren wie Athenaeum Stade, Güldenstern Stade, Dornbusch und Freiburg längst Handball-Geschichte sind, ist der TSV Mulsum geblieben.
Klein, aber fein - und das seit 50 Jahren. „Andere tauschen die Trainer aus, ich wechsel die Spieler“, sagt Beckmann trocken über sein jahrzehntelanges Engagement.