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TWie die ursprüngliche Wildnis ins Aschhorner Moor zurückkehrt

Die Deutsche Wildtierstiftung hat die Flächen im Aschhorner Moor unter ihre Fittiche genommen und noch welche dazu gekauft, damit (wieder) eine ökologisch wertvolle Hochmoor-Wildnis entstehen kann.

Die Deutsche Wildtierstiftung hat die Flächen im Aschhorner Moor unter ihre Fittiche genommen und noch welche dazu gekauft, damit (wieder) eine ökologisch wertvolle Hochmoor-Wildnis entstehen kann. Foto: Knappe

Früher wurde im Aschhorner Moor Torf abgebaut, jetzt holt sich die Natur das Gebiet nach und nach zurück. Und das Projekt ist einen entscheidenden Schritt weitergekommen.

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Von Katja Knappe
Montag, 13.10.2025, 09:50 Uhr

Aschhorn. Nach mehr als 60 Jahren endete 2024 im Aschhorner Moor die Ära des Torfabbaus. Bereits seit 25 Jahren wiedervernässen die Euflor-Humuswerke, die mittlerweile zur Stender AG gehören, kontinuierlich die abgetorfte Fläche - circa 470 Hektar.

Diese Flächen befinden sich in verschiedenen Stadien der Wiedervernässung - hier ist live zu erleben, wie Moor entsteht. Der Verein zur Förderung von Naturerlebnissen fährt Gäste im Moorkieker, einer umgebauten Torfbahn, regelmäßig über das Gelände.

Da ragen kahle Birkenstämme aus dem Wasser, Gräser besiedeln die Uferzonen. Moorfrosch und Kreuzotter finden Nahrung und Verstecke, der schillernde Perlmuttfalter saugt Nektar an der Glockenheide und der fleischfressende Sonnentau lauert auf Fliegen.

Im Zuge der Wiedervernässung werden Entwässerungsgräben wieder geschlossen und Dämme errichtet. In den entstehenden Senken kann sich Regenwasser stauen. Dann quillt der noch vorhandene Moorkörper auf. Später bilden sich Torfmoose.

Mindestgröße von 500 Hektar war nötig

2022 kaufte die Deutsche Wildtierstiftung knapp 472 Hektar des Aschhorner Moores von Euflor mit Geld aus dem Wildnisfonds des Bundesumweltministeriums. Doch ein gefördertes Moor-Wildnisgebiet im Sinne der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt muss eine Mindestgröße von 500 Hektar aufweisen. Bislang fehlten immer noch 29 Hektar.

Jetzt ist es der Wildtierstiftung gelungen, weitere 35 Hektar Flächen - Weideland und ungefähr 1,5 Hektar Fichtenwald - von Landwirten und Privatleuten dazuzukaufen. „Wir haben dafür schon ein gutes Jahr gebraucht, für die Verhandlungen, für Wertgutachten und Förderantragstellung“, berichtete Projektleiterin Petra Riemann von der Deutschen Wildtierstiftung. Ist die Hochmoor-Wildnis geschaffen, soll sie sich selbst überlassen bleiben und sich natürlich entwickeln.

Konzept für die neu gekauften Flächen muss her

„Für die jetzt neu dazu gekauften Flächen müssen wir nun erst einmal die ersten Konzepte erarbeiten lassen“, kündigte Petra Riemann an. Letztlich sollen die Weideflächen in die Hochmoor-Wildnis integriert, das Fichtenwäldchen aus der Nutzung genommen werden.

Die künftige Moor-Wildnis Aschhorner Moor verfügt nun über eine Fläche von 507 Hektar. Es wird das erste Hochmoor-Wildnisgebiet Deutschlands sein, dessen Ankauf zu 100 Prozent durch den Wildnisfonds des Bundesumweltministeriums gefördert wurde.

Um ein vorzeitiges Ende des Torfabbaus zu erreichen, hatte die Wildtierstiftung auch für die damals noch aktiven Torfabbauflächen die Abbaurechte erworben, dadurch endete der Torfabbau im Aschhorner Moor gut sechs Jahre früher als geplant.

Das Aschhorner Moor gehört zum großen Kehdinger Moorgürtel, der sich zwischen Oederquart und Stade auf einer Länge von fast 22 Kilometern im Laufe von 7000 Jahren entwickelt hat. In den 1960er Jahren begann der Torfabbau im Aschhorner Moor, 2024 war Schluss.

Intakte Moore leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Sie gelten als die größten terrestrischen Kohlenstoffspeicher. Intakte Moorböden können pro Hektar 700 Tonnen Kohlenstoff binden. Ein Hektar wachsendes Hochmoor kann der Luft mehr als eine Tonne Kohlendioxid pro Jahr entziehen. Bei Extremwettern wie Starkregen wirken Moore außerdem wie ein Schwamm, bei Hitze tragen sie zur Abkühlung der Umgebung bei.

Stender bis Ende 2025 fertig mit Wiedervernässung

Bis Ende dieses Jahres werde die Stender AG voraussichtlich fertig sein mit der wichtigsten Wiedervernässungsmaßnahme auf der letzten, etwa 74 Hektar großen Abtorffläche im Norden des Aschhorner Moores, sagt Riemann.

Die Wildtierstiftung hat seit 2022 Kartierungen im Moor durchgeführt. Fünf verschiedene Biotoptypen fanden sich im Aschhorner Moor. 75 Brutvogelarten, darunter gefährdete Arten wie Kleinspecht, Pirol, Bluthänfling oder Rohrmilan, wurden festgestellt, 24 Libellenarten und zahlreiche Teich- und Moorfrösche. In der künftigen Moor-Wildnis soll die Artenvielfalt noch größer werden.

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