TWieso Hundedame Skibby plötzlich in einem Buxtehuder Pflegeheim lebt
Willem und Margret Jager mit Skibby im Este-Wohnpark in Buxtehude. Foto: Richter
Vor 14 Jahren war Skibby ein süßer Welpe und kam als Weihnachtsgeschenk zu Margret und Willem Jager. Als sie ins Pflegeheim müssen, darf der Hund nicht mit - doch dann kommt alles anders.
Buxtehude. „Vorsicht! Zerbrechlich. Nicht kippen.“ Das stand auf dem Karton mit der großen, roten Schleife, der vor 14 Jahren auf Margret und Willem Jagers Gabentisch landete. Als sie ihn öffneten, fanden sie darin ein kleines Hundemädchen, einen schwarzen Labrador-Mischling. Sie nannten es Skibby und schlossen es sofort ins Herz.
„Damals habe ich ja noch gearbeitet“, erinnert sich Willem Jager, der viele Jahre bei Viebrock im Bauwesen beschäftigt war. Das kann der 67-Jährige aber schon seit Jahren nicht mehr. Er hat Multiple Sklerose.
Die Krankheit verändert alles
Die Diagnose bekam er schon 1995. „Zuerst habe ich gar nicht viel darüber nachgedacht und einfach weitergelebt wie vorher“, sagt Willem Jager. Doch es kamen Schübe, sein Zustand verschlechterte sich. Das Gassigehen mit Skibby übernahm Margret Jager nach und nach komplett. Doch auch sie hatte in den vergangenen Jahren gesundheitlich sehr zu kämpfen. Die 62-Jährige leidet an COPD, einer fortschreitenden Lungenerkrankung. Immer wieder wurden Krankenhausaufenthalte nötig, auch längere.

Willem Jager (67) und seine Frau Margret Jager (62). Foto: Richter
Wilhelm Jager blieb dann mit Skibby alleine zu Hause in Horneburg. Doch er hat eine Lähmung, kann nicht mehr gehen und nur noch den rechten Arm bewegen. Drei Mal am Tag kam die Pflege - um den Alltag mit Hund zu bewältigen, reichte das nicht.
„Eigentlich wäre es für Jagers schon lange besser gewesen, in ein Pflegeheim zu gehen“, sagt Iris Wolf, die Familie Jager als gesetzliche Betreuerin unterstützt. Doch sie wollten Skibby nicht verlassen. Mit 14 Jahren ist sie für einen Hund schon hochbetagt. Ein neues Zuhause für sie zu finden, war nicht möglich - nicht im Tierheim, erst recht nicht mit neuen Besitzern.
Betreuerin wendet sich an Buxtehuder Pflegeheim
Iris Wolf suchte das Gespräch mit Magdalena Schmilinski, der Leiterin des Este-Wohnparks in Buxtehude. Als Betreuerin ist Iris Wolf dort gut bekannt, und nachdem sie die schwierige Situation geschildert hatte, fuhr Magdalena Schmilinski kurzerhand nach Horneburg, um sich die Familie und den Hund selbst anzusehen.
„Sie wollte wohl erst gucken, ob sie diesen gefährlichen Holländer wirklich hier haben wollte“, scherzt Willem Jager, dessen Humor von der Krankheit offenbar unberührt geblieben ist. Seine Frau war damals im Krankenhaus - wieder einmal.
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Magdalena Schmilinski sprach mit ihren Kolleginnen und sagte zu: Willem Jager durfte einziehen - mit Skibby. Die Mitarbeiterinnen kümmern sich umschichtig um sie, bringen Futter und gehen Gassi.
Als Margret Jager aus dem Krankenhaus entlassen wurde, kam auch sie in den Este-Wohnpark. Sie weint noch heute vor Rührung, wenn sie davon erzählt, wie ihr Problem, das mit den Jahren immer größer geworden war, endlich gelöst wurde.
Personal teilt sich Sorge um den Hund
Erst bekam sie nur ein Einzelzimmer auf einer anderen Etage. „Ich habe das vor Skibby geheim gehalten“, sagt Willem Jager. „Wenn der Hund gewusst hätte, dass meine Frau im Haus ist, hätte es kein Halten mehr gegeben.“
Doppelzimmer mit Terrasse wird frei
Dann kam im Dezember die gute Nachricht: Im Erdgeschoss wurde ein Doppelzimmer frei - mit Terrasse und Zugang nach draußen. Perfekt für Margret und Willem Jager und Skibby. Sie sind mit dem Heim sehr zufrieden - nicht nur für sich, sondern auch für den Hund: „Alle hier mögen sie und sind lieb zu ihr. Eine Schwester hat sogar eine Hundedecke und Spielzeug besorgt.“

Alle haben Skibby ins Herz geschlossen: Pflegedienstleitung Alina Behring, Pflegerin Martina, Einrichtungsleiterin Magdalena Schmilinski und Betreuerin Iris Wolf (von links). Foto: Richter
Dass es so funktioniert, ist allerdings die Ausnahme. „Das haben wir nur in diesem einen Fall gemacht - und nur, weil Skibby schon sehr alt ist“, betont Magdalena Schmilinski. Eigentlich können Hunde nicht mit aufgenommen werden, was übrigens für die allermeisten Pflegeheime gilt.
14. Weihnachtsfest mit Skibby
„Ich möchte an alle Menschen appellieren, sich genau zu überlegen, was aus ihren Tieren wird, wenn sie sich welche anschaffen“, sagt die Heimleiterin. Denn Tiere leben lange. Für den Fall der Fälle sollten Besitzer auch für sie Vorsorge treffen.
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Margret und Willem Jager freuen sich nun auf die Feiertage. Sie sind seit 32 Jahren verheiratet und endlich wieder vereint. Zum 14. Mal können sie auch mit Skibby feiern - ein schönes Geschenk.
Bleiben noch Wünsche offen? Ja, sagt Willem Jager. Er würde sein Bett und das Zimmer gerne ab und zu verlassen. Am 17. Oktober wurde sein Rollstuhl bestellt. „Ich habe gehofft, dass der Nikolaus ihn bringt. Und als das nicht klappte, dachte ich: vielleicht zum Geburtstag.“ Der war am 13. Dezember. Willem Jager hofft noch immer - jetzt auf Weihnachten.
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