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Energiewende

TWindkraft in der Samtgemeinde Harsefeld: Bürger von Infoabend enttäuscht

Rund 150 Interessierte kamen zur Infoveranstaltung des Landkreises in den Schützenhof Ahlerstedt.

Rund 150 Interessierte kamen zur Infoveranstaltung des Landkreises in den Schützenhof Ahlerstedt. Foto: P. Meyer

Was genau plant der Landkreis in Sachen Windkraft in der Samtgemeinde Harsefeld? Eine Antwort darauf bekamen die Besucher in Ahlerstedt nicht - dafür aber Ratschläge.

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Von Pauline Meyer
Mittwoch, 26.11.2025, 05:50 Uhr

Harsefeld. Rund 150 Interessierte aus der Samtgemeinde Harsefeld kamen am Montagabend in den Schützenhof Ahlerstedt, um mehr über das neue Regionale Raumordnungsprogramm (RROP) des Landkreises Stade zu erfahren. Viele hatten die Hoffnung, aus erster Hand zu erfahren, welche konkreten Windkraftflächen künftig vor der eigenen Haustür liegen könnten. Doch der Landkreis stellte vor allem das Verfahren selbst vor, nicht die örtlichen Auswirkungen im Detail.

Ziel muss erreicht werden: Puffer wurde vorsichtshalber eingeplant

Kreisbaurätin Madeleine Pönitz und Simon Grotthoff vom Fachdienst Planung, Klimaschutz und Kultur erläuterten zunächst die Grundlagen: Das RROP von 2013 sei veraltet, gesetzliche Vorgaben hätten sich grundlegend verändert, insbesondere beim Windenergieausbau. Bund und Land verlangen feste Flächenziele.

Bis Ende 2027 müssen im Landkreis Stade 2,84 Prozent der Fläche für Windenergie bereitstehen, bis Ende 2032 sogar 3,67 Prozent. Der Landkreis setzt mit 3,79 Prozent noch einen Puffer obendrauf, damit das Ziel in jedem Fall eingehalten wird. „Wenn wir das Ganze steuern wollen, müssen wir diesen Weg gehen“, so Grotthoff. Die Alternative sei die sogenannte Superprivilegierung - eine Art eingebaute Erpressung, wie er es nennt.

Erreicht ein Landkreis die Ziele nicht, verliert er nahezu vollständig die Kontrolle. Windräder könnten dann ohne kommunale Steuerungsmöglichkeiten entstehen. „Dann kann es passieren, dass 440 Meter neben Ihrem Wohnhaus eine Anlage entsteht“, machte Grotthoff klar. Für viele Besucher war dies einer der besorgniserregendsten Punkte des Abends.

Wie die Flächen ausgewählt wurden, erklärte der Landkreis im Detail: Abstände zu Siedlungen, Natur- und Landschaftsschutz, Infrastruktur, technische Belange und Umweltprüfungen seien eingeflossen. Die Methodik wirkte aufwendig, für einige Besucher aber zu abstrakt.

Aus dem Publikum kam die Kritik, man habe erwartet, dass konkrete Flächen für die Samtgemeinde vorgestellt werden. Grotthoff widersprach: Zwei Stunden lang jede einzelne Fläche durchzugehen sei nicht zielführend. Wichtiger sei es zu verstehen, wie Bürgerinnen und Bürger die Pläne selbst einordnen können.

Im Landkreis Stade müssen in den kommenden Jahren weitere Windkraftanlagen errichtet werden.

Im Landkreis Stade müssen in den kommenden Jahren weitere Windkraftanlagen errichtet werden. Foto: Sina Schuldt/dpa

Trotzdem nutzten viele die Gelegenheit, Sorgen zu äußern. Lärm und die Leistungsfähigkeit des Stromnetzes waren zentrale Themen. Besonders die Netzfrage beschäftigte viele. „Die Netze sind nicht so gut ausgebaut, wie wir es gerne hätten“, räumte Grotthoff ein. Doch selbst das sei kein Grund, weniger Flächen auszuweisen. Über allem schwebt die drohende Superprivilegierung, sollte das Ziel nicht erreicht werden.

Zusätzlich machte Grotthoff deutlich, dass die Gemeinden trotz der starken Vorgaben ihre Eigenentwicklung behalten. Sorgen, etwa aus Issendorf, man könne künftig kaum noch wachsen, wies er zurück. Außerdem sei man mit den Nachbarlandkreisen im Austausch und hätte bestehende Windkraftflächen miteinbezogen. Letztlich herrsche aber ein Windhundrennen darum, wer schneller plane.

Bürgermeister rufen zum Besuch der Sitzungen auf

Samtgemeindebürgermeisterin Ute Kück bedankte sich für die Transparenz des Landkreises und appellierte an die Bürgerinnen und Bürger: „Heute sind nicht alle zu Wort gekommen. Umso wichtiger ist es, dass Sie in die Ausschüsse kommen.“ Die Verbindlichkeit des Verfahrens sei deutlich geworden und auch, wie wenig Spielraum der Landkreis tatsächlich habe.

Ahlerstedts Bürgermeister Uwe Arndt lobte die fachliche Darstellung, kritisierte aber ebenfalls, dass zu wenig auf die Situation der einzelnen Gemeinden in Sachen Windkraft eingegangen worden sei. „Dieses Programm prägt unser Landschaftsbild für Jahrzehnte“, mahnte er die Bürger, sich aktiv einzubringen.

Bis zum 7. Januar haben die Gemeinden Zeit, Stellungnahmen einzureichen. In den kommenden Ausschusssitzungen sollen Details zu den konkreten Auswirkungen vor Ort geklärt werden. Am heutigen Mittwoch, 26. November, um 19 Uhr wird das Thema zunächst in Ahlerstedt (Dorfgemeinschaftshaus Ahrensmoor, Schuldamm 2) besprochen.

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