TWirtschaftsprofessor aus Stade unterrichtet bald auch in der Ukraine

Dr. Hartmut Meyer aus Stade-Bützfleth mit der Berliner Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey. Foto: ICSB World Conference
Was muss getan werden, um das Unternehmertum global und besonders in Europa zu stärken? Dieser Frage hat sich der Weltkongress des Mittelstands in Berlin gewidmet. Ein Stader Professor hat ihn organisiert.
Stade/Berlin. Unternehmertum kann nur gefördert werden, wenn die Gesellschaft ihm wieder Vertrauen entgegenbringt, betont die Berliner Erklärung der Weltkonferenz des Mittelstands, die Anfang Juli in der deutschen Hauptstadt über die Bühne ging.
Ein Stader hatte daran maßgeblichen Anteil: Dr. Hartmut Meyer aus Bützfleth, Wirtschaftsprofessor an Deutschlands größter privater Hochschule FOM und Co-Vorsitzender des globalen Kongresses des ICSB (International Council for Small Business).
Deglobalisierung verhindern - auch, wenn Trump gewinnt
Eine weitere Forderung der Konferenz mit 250 Teilnehmern aus aller Welt war, dass der Trend zur Deglobalisierung gestoppt und die Märkte offen gehalten werden müssen - gerade angesichts aktueller und sich für die Zukunft abzeichnender Konflikte, sagt Meyer mit Blick auf die Bildung politischer Blöcke, Aufrüstung und einen möglichen Sieg von Trump bei den Wahlen in den USA.

Teilnehmer der ICSB World Conference in Berlin. Foto: ICSB World Conference
Wie Unternehmertum auch in Kriegszeiten Hoffnung bringen kann, interessierte die acht ukrainischen Konferenzteilnehmerinnen besonders; Männer waren nicht dabei, weil für sie ein Ausreiseverbot gilt.
Die ukrainischen Vertreterinnen schilderten Hartmut Meyer, wie herausfordernd es ist, den Vorlesungsbetrieb an ukrainischen Universitäten aufrechtzuerhalten. Er bot seine Hilfe an, die dankend angenommen wurde: Ab dem Wintersemester wird er an der Universität Kiew ehrenamtlich unterrichten und Online-Vorlesungen abhalten.
Vorlesung in Kiew im Bunker - Meyer unterrichtet online
„Es läuft dort wie unter Corona-Bedingungen ab“, berichtet Meyer, der sich bei den Kiewer Studenten bereits online vorgestellt hat und künftig regelmäßig ehrenamtlich Vorlesungen über Entrepreneurship und Controlling abhalten wird.
„Es ist beklemmend“, sagt er. Die Studierenden erleben die Vorlesungen in Bunkern, doch man versuche, so viel Normalität wie möglich aufrechtzuerhalten.
Frieden und eine marktorientierte Wirtschaftspolitik seien Grundpfeiler für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung, für Innovationen und Wachstum, formuliert die Berliner Erklärung. Regulatorische Maßnahmen zur Stärkung des Wettbewerbs sollten reduziert werden, um die Gewerbefreiheit nicht zu behindern.
Unternehmer sehen geordnete Migration als Chance
Migration sehen die Konferenzteilnehmer als Chance gegen den Fachkräftemangel, sofern dieser Prozess strukturiert angegangen werde und sofort Maßnahmen zur Integration angeboten werden.
Entscheidend für eine stärkere Bereitschaft, ins Unternehmertum zu gehen, sei es, die Ausbildung an Schulen und Universitäten in Deutschland zu verbessern und auf Pro-Unternehmertum auszurichten.
Dies bedeute auch, ein gesundes Verhältnis zum unternehmerischen Risiko zu entwickeln und stärker eine Kultur der zweiten Chance aufzubauen. Das war auch Thema bei den Konferenz-Workshops und einer Diskussion im Bundesrat mit Vertretern der Politik und einem Festakt im Berliner Rathaus.
Mit dabei: die Berliner Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey, die sich den Konferenz-Teilnehmern laut Meyer von ihrer besten Seite zeigte: „Freundlich, eloquent, auch auf Englisch, und mit einem fachlich sehr guten Vortrag.“
Die Berliner Erklärung wird über die UN, OECD und andere internationale Organisationen weltweit verbreitet.