TWischhafener fährt im Feuerwehr-Oldie zum Großglockner - zur WM

Marcus Friedrich vor seinem Magirus Deutz aus 1982. Foto: Helfferich
Wer große Fahrzeuge sammelt, braucht Platz. Den fand Marcus Friedrich in Wischhafen. Auf einem alten Obsthof steht auch sein jüngstes Sammlerstück, mit dem er kürzlich den Großglockner bezwang.
Wischhafen. Marcus Friedrich besaß bereits zwei historische Allrad-Lkw und einen neunsitzigen Bus von der Wasserschutzpolizei. Dann stieß der Oldtimer-Fan aus Wischhafen ausgerechnet in seiner alten Heimat auf ein ganz besonderes Sammlerstück.
Ein gut 40 Jahre altes Feuerwehrlöschfahrzeug von Magirus Deutz mit einer Mannschaftskabine für neun Personen und einer Vorbaupumpe, unter Fachleuten als LF8 bekannt.
„Florian Schlierbach 41“ war fast drei Jahrzehnte im Einsatz
Vor zwei Jahren erhielt der Auto-Sammler einen Tipp aus dem Freundeskreis: Ein Händler in Frankfurt biete das urige Fahrzeug an. Als „Florian Schlierbach 41“ war das Feuerwehrlöschfahrzeug 27 Jahre im Landkreis Göppingen (Baden-Würtemberg) im Einsatz.

Inzwischen ist der Oldie wieder voll ausgestattet. Foto: Helfferich
Mit 16.500 gefahrenen Kilometern wurde es 2009 ausgemustert. Mehrere Jahre nutzte eine Frankfurter Bundestagsabgeordnete das dann ausgeräumte Fahrzeug als mobiles Bürgerbüro. Viel gefahren wurde es offenkundig nicht. Marcus Friedrich übernahm es 2022 mit 19.750 Kilometern.
Oldie könnte auch bei Überschwemmungen helfen
Inzwischen hat das Feuerwehrfahrzeug wieder ein Innenleben. Marcus Friedrich hat nach technischer Überarbeitung - Austausch der Hinterachse, Sanierung von Bremsanlage und Elektrik - auch Stück für Stück die feuerwehrtechnische Ausstattung zusammengesucht.
Der Oldtimer ist zum Großteil mit Original-Ausrüstung ausgestattet. Der ehemalige ehrenamtliche Rettungsdienstfahrer legte Wert darauf, dass sein Oldtimer grundsätzlich einsatzbereit ist, auch wenn er nie wieder ein Einsatzfahrzeug werden wird.

Der Feuerwehr-Oldtimer aus Wischhafen vor alpiner Kulisse in Österreich. Foto: Friedrich (nomo)
Tipps und Hilfe erhielt der Feuerwehr-Fan vom Förderverein Freiwillige Feuerwehr Wischhafen, dessen Mitglied er ist. Als Reaktion auf die Überschwemmungen zum Jahreswechsel hat Friedrich auch die 42 Jahre alte Vorbaupumpe wieder fit gemacht und zusätzlich eine mobile Pumpe (Tragkraftspritze) an Bord.
So könnte er mit seinem Oldie beim nächsten Hochwasser aushelfen. „Beide haben jeweils die Kapazität mindestens 800 Liter Wasser pro Minute zu pumpen“, sagt der stolze Fahrzeughalter.
Beim 80er-Jahre-Design setzt sich der Fiat-Look durch
Eine Schönheit ist der rote Oldie nicht. Er hat Ecken und Kanten, das muss auch Friedrich zugeben, „ein typisches 80er-Jahre-Design“, sagt er. Und dann spult er die Infos für wahre Sammler herunter.
Die Bauart stamme aus der Phase, als der Ulmer Fahrzeughersteller Magirus Deutz in die italienische Iveco-Gruppe (Industrial Vehicles Corporation) integriert wurde. „Daher wurden auch Komponenten aus dem Baukasten von Fiat, und bei genauerem Hinsehen auch von OM (Officine Meccaniche) genutzt.“
Das gewöhnungsbedürftige Design bringt technische Vorteile: Der enge Radstand sorge für eine extrem gute Wendigkeit, schwärmt Friedrich, und die hohe Windschutzscheibe ermögliche einen enorm guten Blick. „Deswegen eignete sich das Fahrzeug so gut für den Feuerwehreinsatz“, so Friedrich. Das hatte sich auch beim jüngsten Abenteuer bewährt.
Das LF8 meisterte 36 Kehren zum Großglockner
Nach mehreren Probefahrten und einem Urlaub in Kroatien mit dem 42 Jahre alten Löschfahrzeug starteten Marcus Friedrich und seine Frau Iris Ende Juni zur Feuerwehr-Oldtimer-WM nach Bruck Fusch in Österreich.
93 Fahrzeuge waren gemeldet. Neben dem Treffen mit anderen Feuerwehren und deren Oldtimern ging es in den Wertungsläufen um zwei Gleichmäßigkeitsfahrten; also möglichst mit derselben Geschwindigkeit die 36 Kehren zum Großglockner zu meistern.
„Also nicht möglichst schnelles, sondern ganz präzises Fahren“, erläutert Friedrich. Mit 22,3 Stundenkilometern sei er die 1400 Höhenmeter hochgefahren. Am Ende landeten die Friedrichs auf Platz 12. Außerdem erhielt das Ehepaar aus Wischhafen einen Sonderpreis für die weiteste Anreise.