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Diakonie warnt

TZahl der Tafel-Kunden steigt in Drochtersen am stärksten

Seit 2021 hat sich die Zahl der Tafel-Kunden in der Drochterser Ausgabestelle nach Angaben des Diakonieverbands um 430 Prozent erhöht.

Seit 2021 hat sich die Zahl der Tafel-Kunden in der Drochterser Ausgabestelle nach Angaben des Diakonieverbands um 430 Prozent erhöht. Foto: Symbolbild/dpa

Die Not bleibt groß. Nirgendwo im Gesamtbereich der Stader Tafel ist die Zahl bedürftiger Kunden seit Herbst 2021 so stark gestiegen wie in Drochtersen.

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Von Katja Knappe
Montag, 20.11.2023, 10:30 Uhr

Drochtersen. Es sind Empfänger von Sozialleistungen, die hier für sich und ihre Familien Nahrungsmittel abholen: ältere Menschen, bei denen die Rente nicht reicht, Flüchtlinge und alleinerziehende Mütter und Väter. Waren es im Herbst 2021 noch 82 Tafel-Kunden in Drochtersen, waren es im Herbst 2022 bereits mehr als 320. Weniger sind es nicht geworden. Die Situation befinde sich in diesem Jahr auf einem weiter angestiegenen, sehr hohen Niveau, schreibt Wolfgang Drews, Geschäftsführer des Diakonieverbands als Tafel-Betreiber, an die Gemeinde Drochtersen.

430 Prozent mehr Tafel-Kunden in Drochtersen

„Wir haben nun per September 2023 im Gesamtbereich der Stader Tafel eine echte Verdreifachung der Kundenzahlen gegenüber Herbst 2021 (plus 298,8 Prozent) zu verzeichnen - die Ausgabestelle Drochtersen sogar den stärksten Anstieg auf gut eine Vervierfachung (plus 430,5 Prozent).“ Der Diakonieverband der beiden evangelisch-lutherischen Kirchenkreise Stade und Buxtehude ist Träger der Stader Tafel mit Ausgabestellen in Stade, Himmelpforten, Harsefeld und Drochtersen.

Auch kommendes Jahr 8000 Euro Zuschuss aus dem Norden

Bereits im Vorjahr hatte die Diakonie Alarm geschlagen und die Kommunen um höhere Kostenbeteiligungen für die Finanzierung der Tafel gebeten, da die Diakonie damit jährlich große Defizite einfährt. Die Gemeinde Drochtersen hatte ihre jährlichen Zuweisungen daraufhin von 4000 auf 8000 Euro verdoppelt. Davon übernahm die Samtgemeinde Nordkehdingen 1500 Euro, da die Nordkehdinger Tafel-Kunden zur Ausgabestelle in Drochtersen kommen. Der Drochterser Sozialausschuss befürwortete jetzt einhellig, dem Diakonieverband auch 2024 eine Zuwendung von 8000 Euro zu zahlen, Nordkehdingen will sich wieder mit 1500 Euro beteiligen. Bürgermeister Mike Eckhoff berichtete, der Landkreis habe signalisiert, sich am Defizit des Diakonieverbands beteiligen zu wollen. Drochtersen wolle nochmals mit den übrigen Kommunen Gespräche suchen, um über eine gerechte und transparente Kostenverteilung, abhängig auch von Einwohnerzahl und Zahl der Tafel-Berechtigten, zu sprechen.

Tafel-Nahrungsmittel werden immer knapper

„Da muss man über den Kostenschlüssel reden“, forderte Ratsherr Joachim Grantz (CDU). Angesichts der Anregung, dass in Freiburg eine weitere Tafel-Ausgabestelle eingerichtet werden könnte, winkte Ratsherr Rolf Brandt (SPD) ab: Aus der Kirchenkreissynode sei ihm bekannt, dass nicht genug Lebensmittel in den Märkten übrig blieben, um damit noch eine weitere Tafel-Ausgabestelle zu bestücken. Grundsätzlich wird es zunehmend schwieriger für Tafeln, an verwertbare Lebensmittel zu kommen. Supermärkte kalkulieren immer knapper.

In seinem Schreiben an die Gemeinde Drochtersen hatte Diakonieverband-Geschäftsführer Drews prognostiziert, dass durch Inflation und weiter steigende Betriebskosten 2023 wieder ein großes Defizit beim Tafel-Betrieb entstehen werde, das „nicht mehr durch noch weiter steigende Spenden kompensiert werden kann“. Durch zukünftig sinkende Zuweisungen von Kirche und Diakonie - Drews verweist auf die Kirchenaustritte - werde sich die Zukunft der Stader Tafel insgesamt „existenziell dramatisch verschlechtern“.

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