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Norddeutschland

TZerstörter Seeadlerhorst in Butjadingen: Windparkbetreiber weist Schuld von sich

Auch in der Wesermarsch brüten Seeadler - wenn man ihnen die Chance dazu lässt.

Auch in der Wesermarsch brüten Seeadler - wenn man ihnen die Chance dazu lässt. Foto: Rosskamp

In einem Wäldchen in Butjadingen wurde ein Baum gefällt, auf dem sich ein Seeadlerhorst befand. Das ist eine Straftat. Gibt es einen Zusammenhang mit dem geplanten Windpark, der sich in unmittelbarer Nähe befindet und der aufgerüstet werden soll?

Von Detlef Glückselig Donnerstag, 09.05.2024, 12:00 Uhr

Butjadingen. In der Gemeinde Butjadingen ist ein Baum gefällt worden, auf dem mutmaßlich Seeadler gebrütet haben. Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Deshalb hat die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Wesermarsch den Fall der Polizei übergeben, die nun ermittelt.

Der Horstbaum stand in einem Wäldchen in unmittelbarer Nähe des Windparks Inte/Ahnendeich. Die Windpark Burggroden GmbH & Co. KG mit Sitz in Wangerland strebt hier ein sogenanntes Repowering, ein Aufrüsten des Parks also, an. Zwei bestehende Windräder sollen durch eine größere, leistungsstärkere Anlage ersetzt werden. Musste der Horstbaum diesen Plänen weichen?

Angeblich kein Zusammenhang mit Repowering-Plänen

„Definitiv nein“, sagt Immo Müller, Geschäftsführer der Windpark Burggroden GmbH & Co. KG mit Sitz in Wangerland. In dem Bereich seien im Hinblick auf das geplante Repowering Vogelzählungen vorgenommen worden. Ergebnisse lägen ihm bislang aber nicht vor, versichert Immo Müller.

Zudem stehe hinter dem Repowering noch ein großes Fragezeichen. Vor diesem Hintergrund hält es der Geschäftsführer für ausgeschlossen, dass bereits im Vorgriff auf das möglicherweise anstehende Aufrüsten des Windparks Bäume gefällt wurden. Er selbst habe in dem Bereich nie ein Seeadlerhorst gesehen, sagt Immo Müller.

Dass sich in dem Wäldchen ein Seeadlerhorst befand, sei einem Planungsbüro aufgefallen, das im Umfeld des Windparks Kartierungen vorgenommen hatte, berichtet Franz-Otto Müller vom NABU in Brake.

Aus einem Schreiben, das dem Landschaftswart für Greifvögel und Eulen vorliegt, geht hervor, dass der besagte Horstbaum und noch weitere Bäume in dem Zeitraum zwischen dem 4. und dem 29. März gefällt worden sein müssen.

Überreste des Horsts am Boden vorgefunden

Die Mitarbeiter des Planungsbüros, die bei ihrer Begehung angeblich noch zwei Seeadler aus dem Wäldchen hatten auffliegen sehen, wandten sich an die Naturschutzbehörde des Landkreises. Franz-Otto Müller hatte sich kurz darauf mit einem Kollegen vor Ort ein Bild gemacht und das Horst-Material am Boden liegend vorgefunden.

Gab es solche Fälle schon in der Region? Ja. 2020 war bei Westerstede ein Brutbaum gefällt worden. Auch hier hatte die Polizei ermittelt. 2016 wurde in Balje im Landkreis Stade ein Seeadler auf seinem Brutbaum erschossen.

Augenzeugen sahen einen Jäger mit Gewehr in den Wald laufen. Kurze Zeit später hörten sie einen Schuss. Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage gegen den Mann. Doch der Sachverhalt reichte dem zuständigen Gericht nicht als Beweis. Das Verfahren wurde eingestellt.

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