TZu viele Ausfälle: Harsefeld trennt sich bei Kita von der Börne

Die Kita Entdeckerland wird ab 1. August nicht mehr in der Trägerschaft der Börne sein. Foto: Miriam Fehlbus
Die Kita Entdeckerland in Harsefeld steht vor einem herausfordernden Umbruch. Der politische Wille hat für die Vertragsauflösung mit dem Träger Die Börne gesorgt. Innerhalb von zehn Tagen will die Samtgemeinde jetzt einen Nachfolger präsentieren.
Harsefeld. Mitarbeiter, Eltern und Öffentlichkeit wurden am Donnerstagnachmittag über die Vertragsauflösung der Trägerschaft für die Kita Entdeckerland informiert. Der Schritt der Kommune, hier nicht weiter mit der Börne zusammenzuarbeiten, hat eine Vorgeschichte. Immer wieder kam es zu kurzfristigen Ausfällen und Gruppenschließungen. Arbeitende Eltern wurden vor große Probleme gestellt.
Hauptgrund des Betreuungsengpasses: Personalmangel. Dem vergleichsweise kleinen Kita-Träger gingen bei Krankheitsfällen die Fachkräfte aus. „Wir sind im Vergleich mit anderen ein kleiner Verband, können uns nicht riesige Vertretungspools anlegen“, sagte Börne-Geschäftsführerin Stefanie Mencke beim Pressetermin. Sie seien an ihre Grenzen gelangt.
Krise im Entdeckerland gab Ausschlag für Brandbrief
Anfangs hatte die Börne als Träger Harsefeld aus der Patsche geholfen, erinnerte Mencke an die Phase, als Krippenplätze benötigt wurden und neben dem geplanten Sprachheilkindergarten auch noch eine von der Kommune errichtete Einrichtung kurzfristig mit Leben gefüllt wurde - ein Regelkindergarten, keiner nur für Kinder mit Beeinträchtigung. „Das ging zu dem Zeitpunkt noch, aber die Personalsituation hat sich verändert“, sagt Mencke.
Die Sorgen der Eltern im Entdeckerland sorgten für hohe Wellen - bis nach Hannover. „Sie waren damals letztlich der Auslöser für den ersten Brandbrief aller Hauptverwaltungsbeamten aus dem Landkreis“, sagt Harsefelds Samtgemeindebürgermeisterin Ute Kück.
Gerade wurde der zweite Brandbrief nach demjenigen im Jahr 2022 abgeschickt. Diesmal kochte die Situation in Stade hoch. „Was jetzt erst andere Kommunen so deutlich spüren wie jetzt Stade, hatten wir schon früher“, sagt Kück.
Personalmangel
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Eltern erhalten Kündigungsschreiben von der Börne
„Wir stehen an der Wand, und die Eltern müssen auch auf die Barrikaden, um ihre Sorgen deutlich zu machen“, sagt sie. Deshalb wurde die Zukunft mit dem Träger politisch ausdiskutiert. Die Entscheidung fiel für eine Auflösung des Vertrags.
„Wir gehen nicht im Streit, werden uns wieder auf unser Kerngeschäft Behindertenarbeit konzentrieren“, sagt Börne-Geschäftsführerin Mencke. „Wir werden noch einmal alle Ressourcen reinwerfen, um den Bestand bis zum 31. Juli zu sichern“, verspricht sie.
Geschlossene Gruppen
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„Gruppen in dieser Zusammensetzung sollen erhalten bleiben“
Trotzdem müssen erst einmal in der nächsten Woche alle Eltern eine Kündigung erhalten. Der Übergang soll nach dem 1. August fließend sein. Alle Kinder sollen bleiben können. „Die Gruppen in dieser Zusammensetzung sollen erhalten bleiben“, sagt Kück.
Der neue Träger wird voraussichtlich mit neuem Personal arbeiten. Das wird für eine besondere Gewöhnungsphase sorgen. Die bisherigen Mitarbeitenden können bei der Börne bleiben, an anderer Stelle.
Kinderbetreuung
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In wenigen Tagen neuen Träger präsentieren
Beim benachbarten Sprachheilkindergarten der Börne ändert sich nichts. Für das Entdeckerland läuft bereits am 12. April die Ausschreibungsfrist aus. Bis spätestens 22. April soll ein neuer Träger präsentiert werden. „Wir stehen als Verwaltung ja häufig in der Kritik, langsam zu sein, aber hier sind wir sehr schnell“, sagt Kück.
80 Kinder werden im Entdeckerland in vier Gruppen betreut. Beim Personal wurde immer auf Einhaltung der vorgeschriebenen Standards geachtet, unterstreicht Mencke. Das sei für viele Eltern ein wichtiger Faktor, sagt Entdeckerland-Leiterin Wendy Jacob. Es brachte aber auch die Zwangsschließung einer Gruppe mit sich, wenn keine Erzieherin mit vierjähriger Ausbildung anwesend war.
„Die Landespolitik lässt sich für jede Qualitätsverbesserung feiern, bringt aber die Träger in Bedrängnis“, sagt Mencke. Daran könne auch der neue Gesetzesentwurf nichts ändern, der Sozialpädagogischen Assistentinnen mit einem Jahr Ausbildungszeit mehr Verantwortung geben soll. Der Fachkräftemarkt könne mit den Versprechungen der Landespolitik an die Eltern nicht mithalten.