TZukunft des Restaurants Güldenstern-Casino in Stade ist ungewiss

Norbert und Tan Meusel würden das Casino gern weiter betreiben. Foto: Stehr
Wie geht es weiter am Sportplatz Camper Höhe? Die Gastwirte Norbert und Tan Meusel machen wohl zunächst bis zum Sommer weiter. Darüber hinaus gibt es viele offene Fragen.
Stade. Norbert und Tan Meusel könnten in diesem Jahr ihr Zehnjähriges als Gastwirte des Güldenstern-Casinos feiern. Doch die Zukunft ist ungewiss. Das hängt insbesondere mit dem Streit um den Erhalt des sanierungsbedürftigen Tribünengebäudes zusammen.
Wie mehrfach berichtet, ist ein Teil der Camper für den Erhalt des traditionsreichen Bauwerks inklusive des dazugehörigen Gaststättenteils als sozialer Treffpunkt. Andere favorisieren den Abriss, damit im Rahmen des 2019 von der Mehrheit der Bürger beschlossenen Werkstattverfahrens ein neuer Ort der Begegnung mit gastronomischem Angebot entstehen kann.

Das Casino mit der darüberliegenden Tribüne im Sommer. Foto: privat
Eine Mehrheit in Politik und Verwaltung plädierte in der Vergangenheit ebenfalls für den Abriss. Genau wie Carsten Brokelmann, der an dieser Stelle nur als Präsident des VfL Stade, nicht aber als Stadtrat zu Wort kommt.
Der Verein hat die gesamte Sportanlage auf der Camper Höhe mit allen Gebäuden von der Stadt gepachtet. Nach der Fusion des TuS Güldenstern mit dem VfL Stade im Jahr 2016 übernahm der neue Verein auch den Vertrag zwischen dem Verein und den Meusels über das Casino im Tribünen-Bau.
Verlängerung des Pachtvertrags um sechs Monate
Bis kurz vor dem Jahreswechsel wussten die Meusels nicht, ob womöglich schon Ende Februar der Ofen buchstäblich aus ist. Dann läuft ihr Pachtvertrag regulär aus. Jetzt steht fest: Es soll eine Verlängerung um sechs Monate und zumindest etwas Planungssicherheit für die Meusels geben, die bereits Anfragen für mehrere größere Veranstaltungen in der ersten Jahreshälfte haben.

Die mehr als 100 Jahre alte Tribüne am Sportplatz Camper Höhe ist gesperrt. Ob sie erhalten bleibt oder abgerissen wird, ist Gegenstand kontroverser Diskussionen. Foto: Stehr
Brokelmann stellt klar, dass eine Verlängerung des Pachtvertrags von Seiten des Sportvereins eigentlich nicht geplant sei. Klar ist nämlich, dass bei einem Weiterbetrieb Kosten auf den VfL als Verpächter zukommen würden. Im Pachtvertrag zwischen Tan Meusel und dem VfL ist unter anderem geregelt, dass sämtliche Kosten für laut Konzessionsbehörde benötigte Maßnahmen zu Lasten des Verpächters gehen.
Fettabscheider für 40.000 Euro muss installiert werden
Darunter würde ein Fettabscheider fallen, der in der Küche installiert werden müsste, um weiterhin eine Genehmigung durch das Gewerbeaufsichtsamt zu bekommen. Kosten: etwa 40.000 Euro, die der VfL übernehmen müsste. Der Verein sei durchaus bereit, kleinere Summen in den Erhalt der Gaststätte zu investieren, wolle sich aber perspektivisch aus der Verantwortung für das Casino ziehen, so Brokelmann.
Darauf, dass gemeinsam eine Lösung für den Erhalt der mehr als 100 Jahre alten Tribüne gefunden werden kann, hofft Volker Hansen, Vorsitzender des Vereins Freunde der Tribüne Camper Höhe e.V.. Der Verein stehe in engem Austausch sowohl mit den Meusels als auch mit dem VfL und der Stadt und wünscht sich auch von der Politik ein Bekenntnis zur Sanierung des bestehenden Gebäudes und gegen einen Neubau.

Volker Hansen (links) vom Verein der Freunde Tribüne Camper Höhe hofft, dass Norbert Meusel das Casino weiter betreiben kann. Foto: Stehr
Doch was müsste überhaupt - abgesehen vom Fettabscheider - in das Casino sowie das Gesamtgebäude investiert werden, um es zu erhalten? Diese Frage soll nach einer für Februar geplanten Begehung beantwortet werden. Teilnehmen werden unter anderem Mitarbeiter der Bauaufsichts- und der Gewerbeaufsichtsbehörde.
Etwas Vergleichbares gibt es im ganzen Viertel nicht
„Es muss was gemacht werden, aber nicht alles auf einmal und alles in einem überschaubaren Rahmen“, sagt Norbert Meusel. Er würde gern weitermachen, vor allem für die vielen Stammkunden. Im Viertel gebe es sonst nichts Vergleichbares. Neben Sportlern und Nachbarn, die hier zusammensitzen, kämen auch zahlreiche ältere Menschen sowie Mitarbeiter des Finanzamtes gern mittags für ein günstiges und gutes Essen her. Zudem werde das Casino oft für größere Feiern wie Konfirmationen, Geburtstage oder Hochzeiten gebucht.

Die Tribüne ist gesperrt. Foto: Stehr
Bevor die Meusels das Casino vor zehn Jahren übernahmen, stand es länger leer. Norbert Meusel und seine Frau betrieben den Asia-Imbiss bei Kaufland als Angestellte und wollten sich gern selbstständig machen. „Ich wusste gleich, dass sich aus dem Casino etwas machen lässt“, erinnert sich Meusel, der zusammen mit seiner Frau inzwischen auch den Schulkiosk nebenan betreibt.

Ob die Tribüne und die darunter liegende Gaststätte eine Zukunft haben, wird sich in diesem Jahr entscheiden. Foto: Stehr
„Ich hoffe, dass es weitergeht, wir sind gesprächsbereit“, betont der Gastwirt, der früher als Gaststätteneinrichter gearbeitet hat. Er gibt aber auch zu, dass zwei Herzen in seiner Brust schlagen. „Ein Teil von mir hätte auch nichts dagegen, sich in Vietnam, dem Heimatland meiner Frau, zur Ruhe zu setzen“, sagt Meusel.
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Während sich in den nächsten Monaten definitiv entscheiden wird, ob das Casino auch in den kommenden fünf Jahren von den Meusels weiter betrieben wird, steht in den Sternen, wann die geplante Neugestaltung der Camper Höhe für fast sechs Millionen Euro umgesetzt werden kann. Auch der zweite Versuch der Hansestadt Stade, an Bundesfördermittel zu kommen, ist gescheitert.