TZukunft im Containerdorf: Ankerplatz-Crew meldet sich zu Wort

Glauben an die Zukunft des Ankerplatzes: Urte Schnoor-Köpcke, Wiebke Wilkens, Anke Meybohm und Lara Thomsen (von links). Foto: Stehr
Über den Sommer nahm das Ankerplatz-Projekt Fahrt auf, schippert aber jetzt in unsicheren Gewässern. Welche Konsequenzen bereits gezogen wurden.
Stade. Die Stimmung ist angespannt beim harten Kern der Ankerplatz-Crew. Vor allem Wiebke Wilkens macht sich Sorgen - sowohl um das gesamte Projekt als auch um ihren Job. Obwohl sie den gern weitermachen würde, hat sie sich vorsorglich für Januar 2026 arbeitslos gemeldet, erzählt sie. Wie berichtet, läuft die Förderung für ihre Stelle Ende dieses Jahres aus.
Immer mehr junge Leute wollen mitmachen
Wiebke Wilkens ist die einzige, die sich seit drei Jahren hauptamtlich um das Containerdorf auf dem Platz am Sande kümmert, vorher war sie schon als Ehrenamtliche dabei. Von der Idee ist sie immer noch überzeugt: Der Ankerplatz als Dorf mitten in der Stader Altstadt, als Treffpunkt und Veranstaltungsort für Konzerte und Workshops sowie als Platz für gemeinsames Gärtnern, Kochen oder Sport treiben.
Containerdorf
T Bewährungsfrist läuft bald ab: Hat der Ankerplatz eine Chance?
„Jetzt nimmt das Projekt richtig Fahrt auf. Immer mehr Leute wollen mitmachen oder das multifunktionale Havenbüro mieten, auch viele Jugendliche kommen auf uns zu“, sagt Wiebke Wilkens. Sie will das Projekt fortführen, wünscht sich aber bis Ende Oktober Gewissheit.
Von der Politik fühlt sie sich ausgebremst. Die will wie berichtet erst im Dezember - und nicht wie ursprünglich geplant im September - eine Entscheidung über die Zukunft des Ankerplatzes treffen. Konkret geht es darum, ob der Verein den Platz am Sande weiter nutzen darf.
Politik will drei Akteure an einen Tisch holen
Vorher sollen Gespräche mit dem Ankerplatz-Verein, der Stade Marketing und Tourismus GmbH (SMTG) sowie einem gewerblichen Interessenten geführt werden, hatten die Fraktionsvorsitzenden Daniel Friedl (CDU/WG), Kai Holm (SPD), Karin Aval (B90/Grüne), Enrico Bergmann (FDP/UBLS) und Tristan Jorde (Die Linke) kürzlich mitgeteilt. Sie wollen ausloten, ob eine vertraglich fixierte Zusammenarbeit zwischen den drei Akteuren möglich ist.
Dabei hätte genau das auch schon früher passieren können, sagt Wiebke Wilkens. Wie berichtet, bekam der Verein im März von der Politik eine sechsmonatige Bewährungsfrist. Während dieser Zeit fanden zahlreiche Veranstaltungen auf dem Ankerplatz statt und neue Container gingen in Betrieb.
Der Ankerplatz-Verein holte damals auch die Hamburger Event- und Beratungsagentur Morgenwelt GmbH als externen gewerblichen Partner ins Boot. Morgenwelt betreibt inzwischen freitags und samstags die Ankerbar auf dem Platz.
Wilkens hätte sich ein Bekenntnis zum Ankerplatz gewünscht
Kurz vor Ende der Bewährungsfrist stellte der Verein im August Vertretern aus Politik und Verwaltung ein Geschäftsmodell vor. „Daraus wurde deutlich, dass auf die Stadt durch unser Projekt keine finanziellen Belastungen zukommen“, sagt Wiebke Wilkens. Sie habe auch deshalb auf ein Bekenntnis zum Ankerplatz gehofft, das auch der Morgenwelt GmbH Planungssicherheit gegeben hätte.
Eine mögliche Option für die Zukunft wäre, dass der Verein zwar Vertragspartner der Stadt bleibt, die Agentur Morgenwelt aber das komplette Platz-Management übernimmt. Wenn aber erst Ende Dezember feststehe, ob es im Januar überhaupt weitergeht, müsse sie schweren Herzens die Segel streichen und sich einen neuen Job suchen, sagt Wilkens.
Erste Gespräche für Ende September geplant
Sie setzt ihre Hoffnungen auf die für Ende September/Anfang Oktober angepeilten Gespräche zwischen Vertretern von Morgenwelt, der Stadt, der SMTG und dem Ankerplatz-Verein; so wie die Ehrenamtlichen Lara Thomsen, Urte Schnoor-Köpcke und Anke Meybohm vom Ankerplatz.
Sie wünschen sich insgesamt mehr Wertschätzung von der Stadt für das, was der Verein auf dem Ankerplatz alles auf die Beine stellt, vor allem für Jugendliche und junge Familien. „Im Moment hängen wir alle in der Luft“, sagt Lara Thomsen und ergänzt: „Wenn Wiebke weg ist, bricht doch hier alles auseinander. Einer muss sich federführend um alles kümmern.“
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