TZukunftswand und Fans: Wieso Viebrockhaus zum „Kiezkönig“ wurde
Zeichen der besonderen Zusammenarbeit: Die Brüder Lars Viebrock (links) und Dirk Viebrock aus Harsefeld mit FC-St.-Pauli-Manager Wilken Engelbracht vor der Zukunftswand. Foto: Fehlbus
Um Sponsor beim FC St. Pauli zu werden, muss man Haltung vorweisen können. Genau das bewiesen die Harsefelder und mauern nun für die Zukunft.
Harsefeld. Vor dem Millerntor-Stadion in Hamburg haben Mitarbeiter der Harsefelder Firma Viebrockhaus am Sonnabend gemeinsam mit Fußballfans eine Wand in die Höhe wachsen lassen. Als die Zuschauer zur Partie zwischen dem FC St. Pauli und Vizemeister Bayer 04 Leverkusen ins Stadion gingen, wurde das 1,80 Meter hohe Bauwerk außerdem noch kunstvoll verziert - im Zeichen der Partnerschaft zwischen Familienunternehmen und Verein.
Stein für Stein eine Spende an die Kiezhelden
Seit dem Sommer und mindestens bis 2027 ist die Firma Viebrockhaus „Kiezkönig“. Als Partner unterstützt das Unternehmen vor allem den Nachwuchsbereich des FC St. Pauli und die Rabauken-Camps für Kinder.

22 Einlaufkinder der Rabauken besuchten die Zukunftswand vor dem Spiel zwischen FC St. Pauli und Bayer 04 Leverkusen. Foto: Fehlbus
Die 22 Rabauken, die kurz darauf als Einlaufkinder die Bundesliga-Profis ins Stadion begleiteten, kamen deshalb auch vor der Partie zur Zukunftswand. Unter diesem Motto wurde Stein auf Stein gemauert.

Tommi (5) und Vater Torben Jens haben jeder einen Stein an der Zukunftswand gemauert. Sie sind echte Pauli-Fans und nur der Teddy ist zum ersten Mal im Stadion. Foto: Fehlbus
Für jeden Stein hatten sich die Viebrockhaus-Chefs Dirk und Lars Viebrock verpflichtet, eine Spende an die Kiezhelden zu zahlen. Kiezhelden steht für das soziale Engagement des Vereins, der mit Spenden auch viele Projekte in seinem Stadtteil in Hamburg unterstützt. Es wurden die vollen 5000 Euro erreicht.
Einmaliges Foto-Motiv: Fans nutzen die Gelegenheit
Zu einem Erfolg für den FC St. Pauli wurde das Heimspiel gegen Leverkusen zwar nicht. Mit 1:2 verloren die Gastgeber gegen die nun seit 36 Auswärtsspielen ungeschlagene Mannschaft aus Leverkusen. Aber als der Manager des FC St. Pauli, Wilken Engelbracht, nach der Partie vor die Zukunftswand trat, schien sich die Laune vor dem Stadion schon wieder bei allen verbessert zu haben.

Sie sind nicht nur in ganz Hamburg mit ihren Motiven bekannt: Die Graffiti-Künstler Matthias Raab und Meik Lauer sprayen während des Spiels zwischen St. Pauli und Bayer Leverkusen das Motiv auf die Zukunftswand. Foto: Fehlbus
Zwei Stunden lang hatten die international bekannten Hamburger Graffiti-Künstler Meik Lauer und Matthias Raab an der Wand mit Spraydosen gearbeitet. Das Motiv sorgte für spontane Foto-Shootings bei zahlreichen Fans auf dem Nachhauseweg. Wie einmalig das Foto ist, dürfte den wenigsten bewusst gewesen sein.
Mauer wird in Harsefeld wieder aufgebaut
Die Mauer wurde noch am Abend in Hamburg vorsichtig wieder in Einzelstücke zerlegt. Sie soll erst einmal auf dem Gelände von Viebrockhaus in Harsefeld wieder aufgebaut werden. „Über eine eventuell weitere Verwendung werden wir noch beraten“, sagte Dirk Viebrock. Das Wiederverwenden von Baustoffen gehört zur Firmenidentität, nicht zuletzt sichtbar geworden in der Smart City, wo alte Steine, Balken und Fenster zu neuen Häusern geworden sind.
24-Stunden-Reportage
T Logistikzentrum Viebrockhaus: Wie ein Mega-Baumarkt für den Hausbau
Auch eine klare Haltung begleitet die Massivhausbauer seit mehr als 70 Jahren. Und das ist der Grund, warum das in Harsefeld gegründete Familienunternehmen Viebrockhaus mit heute bundesweit mehr als 1000 Mitarbeitern seit diesem Sommer Partner des FC St. Pauli ist.
Musk bringt Viebrockhaus und FC St. Pauli zusammen
Anfang des Jahres hatten sich die Brüder Dirk und Lars Viebrock von Tesla distanziert. Hintergrund war, dass Tesla-Chef Elon Musk auf seinem sozialen Netzwerk X Wahlwerbung für die AfD machte. „Wir waren sonst lange Kunden“, sagt Lars Viebrock, aber die politische Einstellung Musks habe den eigenen Unternehmenswerten widersprochen.
Viebrockhaus verbannte wie berichtet alle Tesla-Produkte aus den Häusern, machte die Gründe öffentlich. Das wiederum ließ den FC St. Pauli auf Viebrockhaus zugehen. „Und es hat einfach gepasst“, sagt Dirk Viebrock.
Alle Mitarbeiter sollen die Partnerschaft miterleben
Fußball, Vielfalt, Offenheit und Respekt: St. Pauli steht für Dinge wie die demokratischste Bande am Spielfeld, es gibt preisreduzierte Tickets für Einkommensschwache und auf dem Stadiondach die nach eigenen Angaben weltweit größte Photovoltaikanlage in Regenbogenfarben.

Sie mauerten mit an der Zukunftswand vor dem Millerntor-Stadion, von links: Raphael Kellner, die Pauli-Fans Malou und Lisa, Titas Gaigalas, Mayla und Andre Dittmer. Foto: Fehlbus
„Und wir wollten nicht einfach nur Werbung, sondern etwas, das die Mitarbeiter miterleben können“, sagte Lars Viebrock. Zu jedem Heimspiel werden bei Viebrockhaus unter den Mitarbeitenden Tickets für das Millerntor-Stadion verlost. Selbst für Auswärtsspiele an den anderen Standorten des Unternehmens gibt es Karten. „Beim letzten Spiel gegen VfB Stuttgart sind Mitarbeiter von unserem Standort bei Mannheim dabei gewesen“, so Lars Viebrock. Dafür gibt es sogar die passenden Fan-Schals.
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