T„Zwang zur Anwesenheit“: Unerwartete Diskussion um Ganztagsschule in Assel
Die Grundschule Assel verzichtet auf die stufenweise Einführung des Ganztagsbetrieb - sie geht im kommenden Jahr gleich mit allen vier Jahrgangsstufen in den Ganztag. Foto: Knappe
Im Fokus der letzten Ratssitzung des Jahres in Drochtersen stand eigentlich der Haushalt für 2026. Dann kam ein Thema auf den Tisch, das längst abgehakt ist.
Drochtersen. Für das Jahr 2026 wurde der Haushaltsplanentwurf bereits Mitte September im Finanzausschuss vorgestellt. Zuletzt rechnete die Verwaltung mit einem empfindlichen Defizit von 3,6 Millionen Euro. Zur letzten Ratssitzung des Jahres kam Bürgermeister Mike Eckhoff mit neuen Zahlen: In Summe verbessert sich für 2026 das Gesamtergebnis um 556.400 Euro auf ein Minus von 2,67 Millionen Euro.
Hintergrund der geänderten Zahlen sind neue Berechnungsgrundlagen des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes (NSGB) für den Kommunalen Finanzausgleich 2026. Diese haben höhere Schlüsselzuweisungen sowie eine höhere Kreisumlage zur Folge. Drochtersen profitiert davon.
Finanzloch schrumpft zum Jahresende
Die gute Nachricht: Aufgrund dieser Entwicklung können die im Verwaltungsausschuss beschlossenen Kürzungen bei der Gebäude- und Straßenunterhaltung in Höhe von insgesamt 100.000 Euro rückgängig gemacht werden.
„Letztendlich bleibt ein Defizit von fast 2,7 Millionen Euro, das glücklicherweise durch die Überschussrücklage abgedeckt ist“, so SPD-Fraktionsvorsitzender Kai Schildt in der Ratssitzung. Jens Schütt (CDU) sagte: „Auf dieses Defizit sind wir nicht stolz. Es zeigt uns, dass wir bei unseren Anstrengungen zur Konsolidierung nicht nachlassen dürfen.“ Der Haushaltsplan 2026 wurde mit 19 Ja- und einer Gegenstimme von Joachim Grantz (CDU) angenommen.
Unerwartet kam für die Mehrheit des Rates eine Diskussion über die Umwandlung der Grundschule Assel in eine teilgebundene Ganztagsschule. Hannes Hatecke meldete sich zu Wort, nicht als Fraktionsvorsitzender der CDU, sondern als Vater von vier Kindern. Er lehne die teilgebundene Ganztagsschule ab. „Wir hatten das selbst nicht und sind dennoch gut ausgebildet“, so der Familienvater.
Anwesenheitszwang oder Chancengerechtigkeit?
Eine teilgebundene Ganztagsschule bedeutet für die Kinder, an mindestens zwei Tagen pro Woche verpflichtend in der Schule zu sein. „Das ist ein Eingriff in die familiäre Planung und ein Zwang zur Anwesenheit“, so Hatecke. Er habe mit vielen Eltern gesprochen, die sich eine offene Ganztagsschule wünschten, also ein freiwilliges Angebot.
Ratsherr Stefan Knütel (SPD), ebenfalls vierfacher Familienvater, hielt dagegen: „Alle erfolgreichen Nationen haben diese Schulform. Für Kinder aus benachteiligten Familien ist das eine große Hilfe.“ Ganztagsschulen böten Chancengerechtigkeit, „in Deutschland entscheidet immer noch das Glück der Geburt“.
Auch Markus Wrage (FWG) zählte die Vorteile der offenen Ganztagsschule auf: Die Nachmittagsangebote würden gut angenommen, ebenso die Hausaufgabenbetreuung und die Spielzeit. Auch beim Essen könnten die Kinder frei wählen. Er plädierte für eine offene Ganztagsschule, da seine Tochter eine solche besuche.
Kein Konsens über teilgebundene Ganztagsschule
Kai Schildt zeigte sich irritiert: „Bis vor einer halben Stunde dachte ich, es herrscht über die teilgebundene Ganztagsschule Konsens. Ich hätte gerne dieses Engagement in der Vorbereitung gesehen.“
Bürgermeister Eckhoff erklärte, dass die Elternvertreter geschlossen für die teilgebundene Ganztagsschule gestimmt hätten, darüber lägen Unterschriften vor. Die Angst, die Kinder könnten nicht mehr am Vereinsleben teilnehmen sieht er nicht. Es sei immer schwieriger, Ehrenamtliche zu finden, die nachmittags die Kinder trainieren.
Schließlich stimmte der Rat bei einer Enthaltung mit 14 Ja- und 5 Neinstimmen für die Umwandlung der Grundschule Assel in eine teilgebundene Ganztagsschule.
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