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Gastronomie

TZwei Betriebe trotzen dem Trend

Porträt der Gastronomen Katrin und Jörg Eymers vom Nordseehotel Eymers aus Spieka-Neufeld.

Gastronomen aus Leidenschaft: Katrin und Jörg Eymers vom gleichnamigen Nordseehotel in Spieka-Neufeld. Foto: NZ/ Leuschner

Von Krabben bis Hotel: Spieka-Neufelds letzte Gastro-Bastionen und ihr Blick in die Zukunft

Von Heike Leuschner Samstag, 30.08.2025, 11:50 Uhr

Spieka-Neufeld. Gastronomie im Wandel: Der Rückgang an Lokalen und Imbissen im Nordseeküstendorf Spieka-Neufeld zeigt deutliche Auswirkungen. Nur wenige Betriebe halten dem Druck stand. Warum sich das Geschäft mit dem Gast immer noch lohnt.

Aus drei wird bald zwei

Es war einmal ein kleines Küstendorf mit einem recht umfangreichen gastronomischen Angebot. Katrin und Jörg Eymers fallen spontan ein gutes halbes Dutzend Gasthäuser und Imbisse ein, bei denen Einheimische und (Tages-)Gäste in Spieka-Neufeld einst Hunger und Durst stillen konnten.

Aktuell sind es drei – aber für Holger Thiede, den Betreiber des saisonalen Fischimbisses im Außendeichgelände am Rande des Spieka-Neufelder Grünstrandes, ist spätestens zu Beginn der Sturmflutsaison Mitte September Schluss.

Danach bleiben noch zwei Betriebe im Ort, die dem bürokratischen Aufwand und dem Personalmangel trotzen. Sie denken noch lange nicht ans Aufhören.

Schon als Achtjähriger im elterlichen Gasthaus geholfen

Wie das Ehepaar Eymers vom gleichnamigen Nordseehotel. Schon als Achtjähriger habe er auf einer umgedrehten Cola-Kiste am Tresen des elterlichen Betriebs gestanden und im Restaurant geholfen, erzählt Jörg Eymers. Mit 16 lernte er Koch und beschloss, das 17-Zimmer-Hotel, das sein Großvater 1972 als Pension eröffnet hatte, eines Tages weiterzuführen.

1999 stieg er in das elterliche Hotel- und Restaurantgeschäft in Spieka-Neufeld ein. 2018 übernahm er den Betrieb komplett, gemeinsam mit seiner Frau Katrin. Klar, sei der Beruf sehr fordernd, sagt die 50-Jährige. Die Arbeitszeiten sind lang, Feiertage ein Fremdwort. „Man muss es entweder zu 120 Prozent machen – oder gar nicht.“

Nach Schließung des „Wurster Krugs“ in Spieka, des „Milmer Treffs“ in Midlum, der „Gemütlichen Ecke“ in Spieka-Neufeld im vergangenen Jahr sowie – weiter zurückliegend – des „Stadt Frankfurt“ in Nordholz und Riehl‘s Garten in Cappel, sind die Einkehrmöglichkeiten in der näheren Umgebung rar geworden.

Gasthof-Schließungen im Umkreis wirken sich aus

Wer im Winter ein Traditionslokal für ein Grünkohl-Essen oder winterliche Festtagsbraten sucht, findet es im nördlichen Teil der Gemeinde Wurster Nordseeküste noch im Hotel „Zum Grünen Walde“ am Rande von Nordholz. Oder bei Eymers.

Im Winter hätten sie die Schließungen im Umkreis schon sehr gemerkt, berichtet Jörg Eymers. Die Buchungen im Restaurant seien deutlich gestiegen. „Für Weihnachten nehmen wir schon keine Buchungen mehr an“, erzählt Katrin Eymers.

Auch das Mittagsgeschäft läuft bei den Eymers gut. Allerdings seien es weniger Radfahrer, sondern auffällig viele Ausflügler aus der näheren Umgebung, die das von immer weniger Lokalen angebotene Mittagessen schätzen würden.

„Radfahrer wollen meist was auf die Hand, das merken wir vor allem mittwochs, wenn Kocken Ruhetag hat und bei uns nach Fischbrötchen gefragt wird“, sagt Jörg Eymers. Doch ins Imbissgeschäft wolle er nicht auch noch einsteigen.

Blick in eine Gastro-Küche, in der zwei Menschen Krabben pulen.

Im Fischhandel Alwin & Siegfried Kocken Krabbenhandels GmbH werden die Krabben noch vor Ort geschält. Weil sich der Maschinenbetrieb zurzeit nicht lohnt, wird von Hand geschält. Foto: NZ/ Leuschner

120 Meter vom Nordseehotel Eymers entfernt befindet sich die Alwin & Siegfried Kocken Krabbenhandels-GmbH. Einst gegründet für den Krabbenhandel, hat der Familienbetrieb das Imbissangebot allmählich erweitert und Sitzgelegenheiten für die Sofortverzehrer eingerichtet.

„Den Tagesbedarf mit Fisch decken wir gut ab“, sagt Laura Görtz, die Tochter von Geschäftsinhaberin Andrea Kocken. Neben Einheimischen finden auch viele Fahrradfahrer zu dem kleinen Betrieb, auch wenn er etwas abseits des Weser-Radweges liegt.

Auf dem Weg nach Dänemark Schlenker zu Kocken gemacht

Sowohl Kocken als auch Eymers sind vom Radweg aus ausgeschildert. Doch viele würden nicht unbedingt durch die Schilder angelockt. Eher ist es die von Alwin Kocken erfundene Krabbenschälmaschine, vermutet Enkelin Laura Görtz. „Man wundert sich, was manche für Umwege in Kauf nehmen, um bei uns ein Fischbrötchen zu essen.“ Erst jüngst hätten Urlauber auf dem Weg nach Dänemark einen Schlenker zu „Krabben Kocken“ eingelegt.

Historisches Schild der Alwin & Siegfried Kocken Krabbenhandels GmbH.

Viel mehr als ein Krabbenhandel und Imbiss: Alwin & Siegfried Kocken Krabbenhandels GmbH in Spieka-Neufeld genießt wegen der von Alwin Kocken erfundenen Krabbenpul-Maschine Kultstatus. Foto: NZ/Leuschner

Laura Görtz ist eigentlich Architektin von Beruf. Doch nach der Geburt ihrer Tochter habe sie den elterlichen Betrieb noch einmal mehr für sich entdeckt. Sie will den Betrieb ihrer Mutter auf jeden Fall weiterführen. „Damit hier noch etwas erhalten bleibt“, sagt die 33-Jährige.

Görtz, die in Spieka-Neufeld aufwachsen ist, schwärmt: „Man bekommt viel zurück. Von Einheimischen, aber auch Urlaubern, die sich über Kleinigkeiten freuen, gute Laune haben und gern wiederkommen.“

Blick in den Biergarten des kleinen Fischgeschäfts und Imbisses von Kocken in Spieka-Neufeld.

Blick in den Biergarten des kleinen Fischgeschäfts und Imbisses von Kocken in Spieka-Neufeld. Foto: NZ/ Leuschner

„Opas Krabbenpulmaschine“ soll erhalten bleiben

Dabei ist es nicht nur der von der Familie geführte Imbiss, den Laura Görtz erhalten will. Es geht ihr auch um „Opas Krabbenpulmaschine“.

So konkret wie bei Kocken sind die Zukunftsperspektiven für das Nordseehotel Eymers bislang nicht. Jörg und Katrin Eymers denken mit 50 aber auch noch lange nicht ans Aufhören. Ihre ältere Tochter lernt gerade den Beruf der Hotelfachfrau. Ob sie oder ihre Schwester den Familienbetrieb einmal übernehmen, ist aber noch offen. (NZ)

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