TZwei Linden in Balje: Hotelkomplex wird deutlich erweitert
Schweinemäster und Hotelier: Sönke Bösch vor dem Haupteingang des Hotels und Restaurants Zwei Linden. Foto: Susanne Helfferich
Tagsüber Schweinebauer, abends Wirt: Sönke Bösch wechselt mehrfach am Tag Outfit und Arbeitsplatz. Damit nicht genug - jetzt ist er auch noch Bauherr.
Balje. 2017 hat Sönke Bösch das leerstehende Traditionsgasthaus, das in Balje-Hörne nur einen Steinwurf von seinem Hof entfernt ist, gemeinsam mit einem Kollegen übernommen. Schon kurze Zeit später betrieb er es alleine. „Eigentlich hätte ich als Schweinemäster genug zu tun, es kommt ja auch der Ackerbau dazu“, erzählt Bösch. Wenn die Schweinepreise sinken, müsse er regelmäßig sein Getreide an seine Schweine verfüttern, um die Kosten zu reduzieren. Nun ist er froh, als weiteres Standbein die Gastronomie zu haben.
Das Gasthaus Zwei Linden liegt am äußersten Zipfel des Landkreises, der Laden brummt dennoch. „Ab Ostern ist das Restaurant jeden Abend voll. Da sind alle 50 Tische mindestens einmal besetzt“, sagt der 42-Jährige. An manchen Tagen gingen 80 bis 90 Essen raus. „Da müssen wir auf den Saal ausweichen und zusätzliche Tische eindecken, wenn wir mehr Personal hätten, würden wir die Öffnungszeiten des Restaurants erweitern.“
Unter den Übernachtungsgästen seien viele Monteure, aber auch Touristen, insbesondere Radfahrer. Denn der Elberadweg führt direkt vor der Haustür vorbei. Zwölf Doppelzimmer und drei Einzelzimmer hat das Hotel bisher. Alle wurden 2022 renoviert. Im vergangenen Jahr seien die Zimmer so gut gebucht gewesen, dass Bösch in der Nachbarschaft 300 Übernachtungen dazubuchen musste.
Erfolgreich mit Events und gehobener Küche
Es gebe viele Stammgäste, sowohl von außerhalb als auch Einheimische, die insbesondere das Restaurant schätzen. Bösch hatte ein Jahr nach der Übernahme Beat Lutz als Küchenchef eingestellt - ein Glücksgriff, der sich herumspricht. „Wenn wir was Besonderes planen, wie etwa im Februar den Stint, dann kommen die Leute aus Stade oder Neu Wulmstorf zu uns“, so Bösch.
Kommunalpolitik
T Jork streitet über Bettensteuer
Januar und Februar seien die schwachen Monate. Aber da setzt er auf besondere Veranstaltungen: So hatte Bösch in diesem Jahr Kevin Köneke mit seiner Magic Dinner Show eingeladen, die Zauberei und Comedy mit einem Drei-Gänge-Menü verbindet. Ein Wiedersehen gibt es im Dezember, dann mit der Zielgruppe Firmen und Kegelvereine.
Erweiterung soll im Sommer abgeschlossen sein
Jetzt kommt zum Schweinemäster und Gastronomen der Bauherr hinzu: 2023 hat Sönke Bösch die alte Dorfbäckerei Manfred Meißner, deren Grundstück bis auf einen Meter an Zwei Linden grenzt, plus Altenteil dazugekauft. Sieben Doppelzimmer und ein Appartement entstehen nun in der Bäckerei, zwei Ferienwohnungen im Altenteil, gut 20 Betten. Hinzu kommen etwa 2000 Quadratmeter Grünfläche, die Garten werden und von allen Hotel-Gebäuden gut erreichbar sein soll. „Das hat uns bisher für Langzeiturlauber gefehlt“, so Bösch, „die wollen sich auch mal auf einen Liegestuhl legen.“
Mehr als eine Million investiert Bösch in die Erweiterung des Hotels. Herausfordernd sei in der Bäckerei der Umbau des Erdgeschosses gewesen. Dort gab es fünf unterschiedliche Niveau-Höhen, die für Barrierefreiheit angeglichen werden mussten. Saniert werde nach neuestem Gebäudeenergiestandard, so der Bauherr, mit seriell vorgefertigten Holzbauteilen, Holzfaserdämmung sowie Lehmputz und neuer CO2-neutraler Hackschnitzelheizung für den gesamten Hotelkomplex. Jeder Mauerstein, inklusive des Schmucksturzes im Giebel, wurde erhalten. Und so fließen in das Projekt auch Dorferneuerungsmittel. Im Sommer soll es fertig sein.
Starkes Team und Familie im Hintergrund
Tagsüber trägt Bösch Latzhose, abends Hemd und Hose. „Mitunter muss ich auch ein- bis zweimal die Klamotten wechseln“ - je nach Anlass. 16-Stunden-Tage bezeichnet er als Standard. Er weiß ein starkes Team mit sechs Küchenkräften und zwölf Servicemitarbeitern hinter sich. Und da ist noch seine Familie: Vater Hermann Bösch - über 17 Jahre Bürgermeister von Balje - schaut regelmäßig nach den Schweinen. Schwester Mareike Ebeling kümmert sich um den Restaurantbetrieb, Frau Sina erledigt den Papierkram und Mutter Annette sorgt für Müsli und selbst gekochte Marmeladen, bestückt bei Familienfeiern das Tortenbüfett und hilft, wenn es am Tresen eng wird.
Bösch selbst managt den Service, die Reservierungen, die Baustelle und gibt den Hausmeister. Inzwischen ist ihm der Gastronom in Fleisch und Blut übergegangen. So bestaunte ihn kürzlich eine Dame, als er Geschirr doppelt und dreifach getürmt durch das Restaurant balancierte. „Gelernt ist gelernt“, habe sie gesagt. Seine Antwort: „Wenn Sie wüssten.“ Immerhin hat er ein Dehoga-Service-Seminar besucht.

Blick von oben auf das Bäckereigebäude, in dem derzeit sieben Doppelzimmer und ein Apartement gebaut werden. Foto: Sönke Bösch

So schick sollen auch die Zimmer im neuen Gästehaus werden. Foto: Susanne Helfferich

Blick von oben auf das ganze Areal: Vorne das Hotel Zwei Linden mit Anbauten, rechts die entkernte Bäckerei und dahinter das Altenteilerhaus, in dem zwei Ferienwohnungen entstehen. Links mittig die Grünfläche. Foto: Sönke Bösch