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An der Blide

TÄrger bei Ausgrabungen in Beckdorf: Archäologische Fundstellen in Neubaugebiet zerstört

Ausgrabungsleiterin Kathrin Spallek und Alexander Benn vom Archäologen-Team auf Spurensuche im Beckdorfer Baugebiet.

Ausgrabungsleiterin Kathrin Spallek und Alexander Benn vom Archäologen-Team auf Spurensuche im Beckdorfer Baugebiet. Foto: Laudien

Welche Schätze schlummern unter dem Beckdorfer Bauland? Das untersuchen momentan Archäologen. Doch es gibt Ärger. Wodurch die Ausgrabungsarbeiten behindert werden und warum sie wichtig sind.

Von Susanne Laudien Samstag, 01.06.2024, 00:18 Uhr

Beckdorf. Die Nachfrage von potenziellen Häuslebauern beim zweiten Abschnitt im Beckdorfer Neubaugebiet An der Blide ist groß. Momentan rollen bereits die Bagger für die Erschließung. Einige Straßen, wie die Verlängerungen von Kornlingen und Pappelweg, sind bereits erkennbar.

Unerwartete Mehrkosten für die Gemeinde Beckdorf

Zu Preisen und Vergabe der Grundstücke kann Beckdorfs Gemeindedirektor Edgar Rot zum jetzigen Zeitpunkt aber noch keinerlei Angaben machen. „Die Kosten für den Erstausbau sind momentan nicht abzuschätzen“, sagt Rot. Zumal es, wie berichtet, für die Gemeinde Beckdorf zu unerwarteten Mehrkosten kommt, da seitens des Landkreises Stade die Durchführung von archäologischen Ausgrabungen angeordnet wurde.

Bodendenkmal unter der Erde

Der Grund für die Ausgrabungen: Im geplanten zweiten Bauabschnitt ist ein Bodendenkmal des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes bekannt. Die Ausdehnung und Erhaltung des Bodendenkmals ist im Dezember 2018 durch eine geomagnetische Messung und im August 2023 durch eine Baggerprospektion überprüft worden, teilte Kreisarchäologe Daniel Nösler mit.

Zwischenfälle am Ausgrabungsgebiet

Bei den Ausgrabungsarbeiten kam es zuletzt jedoch häufiger zu Zwischenfällen. Hauptsächlich sind es Spaziergänger mit Hunden, die die archäologischen Ausgrabungen missachten und dadurch behindern, schildert Ausgrabungsleiterin Kathrin Spallek. Mit einem Passanten hatte sie sogar eine heftige Diskussion, weil dieser die Ausgrabungsstätte nicht verlassen wollte. „Die Leute laufen einfach über die Fundstellen und machen diese dadurch kaputt“, sagt die Archäologin, die um Verständnis für ihre Arbeit bittet.

Das Archäologen-Team der Firma ArchOn hat bereits mehrere Fundorte markiert, die nun akribisch untersucht werden müssen. Farbschattierungen im Erdreich, Steinansammlungen oder sogar Brandspuren, die auf eine frühere Feuerstelle deuten, sind Hinweise auf historische Fundstätten.

Spannende Spurensuche

Der archäologische Mitarbeiter Alexander Benn ist beim Nachgehen einer Verfärbung im Erdreich auf eine Ansammlung von Steinen gestoßen. „Das ist ungewöhnlich, da muss mehr sein“, so seine Einschätzung. Womöglich lässt sich hier die Spur zu einer Pfostensetzung, etwa für einen Hausgrundriss aus der vorrömischen Zeit, zurückverfolgen.

Eine freigelegte Fundstelle, die mehrere Hinweise auf historische Schätze gibt.

Eine freigelegte Fundstelle, die mehrere Hinweise auf historische Schätze gibt. Foto: Laudien

Das große Siedlungsareal, wo bereits beim ersten Bauabschnitt An der Blide diverse Funde dokumentiert wurden, mache die Spurensuche besonders spannend, so die Archäologen. Mit Knochenresten sei zwar nicht zu rechnen, dafür sei der Boden zu sauer, vielmehr wird etwa auf Scherben von Keramik gehofft.

Nähe zu Fürstengräbern von Apensen

Insgesamt wird ein Areal von 20.000 Quadratmetern von den Archäologen untersucht. Bei den Befunden handelt es sich um Überreste von Siedlungen der Bronzezeit, vorrömischen Eisenzeit und römischen Kaiserzeit, die durch ihre unmittelbare Nähe zu den berühmten Fürstengräbern von Apensen besondere Bedeutung besitzen.

Das Archäologen-Team sichert und dokumentiert eine Fundstelle.

Das Archäologen-Team sichert und dokumentiert eine Fundstelle. Foto: Laudien

1927 wurde per Zufall rund 500 Meter vom Baugebiet An der Blide ein Grab gefüllt mit Silber- und Bronzebeigaben gefunden. 2009 wurde ein zweites Grab mit wertvollen Funden entdeckt. Nachdem die Gräber gefunden worden waren, wurde nach Siedlungen gesucht.

Der Schneckenberg, die Anhöhe des Areals An der Blide, sei schon immer Siedlungsgebiet gewesen, so Kreisarchäologe Nösler.

Grab mit Silber- und Bronzebeigaben

Die archäologischen Ausgrabungen finden als Rettungsaktionen statt, um Bodendenkmäler, die von Bauvorhaben zerstört werden, vorher zu dokumentieren und Fundmaterial sachgerecht zu bergen.

Das Ende der Ausgrabungen ist für Ende Juli/Anfang August geplant. Auch beim ersten Bauabschnitt lief die Erschließung parallel zu den archäologischen Untersuchungen. Es kam dadurch zu keinerlei Verzögerungen bei der Planung - was nicht für den zweiten Bauabschnitt gelten muss.

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