T„Aldi war meine Tankstelle“: Sauensieker fuhr jahrelang mit Speiseöl

Bernd Eschig hat früher Speiseöl getankt - heute gibt es alternative Kraftstoffe aus Frittenfett. Foto: Laudien
Sein Passat lief mit Speiseöl wie geschmiert. Kostenersparnis und Umweltschutz sind bei Bernd Eschig der Antrieb bei alternativen Kraftstoffen. Auch heute fährt der Sauensieker nach wie vor günstiger.
Sauensiek. Bernd Eschig machte sich schon in den 1980er Jahren Gedanken über alternative Kraftstoffe. Sein Antrieb waren der Umweltgedanke, aber auch die Kostenersparnis. Sieben Jahre fuhr der Ingenieur für Betriebstechnik und Vorsitzende des Sauensieker Naturbad-Vereins einen Passat Baujahr 1970 mit günstigem Speiseöl.
Wer heute Speiseöl aus dem Supermarkt als Kraftstoff verwendet, begeht Steuerhinterziehung, zudem sind moderne Fahrzeuge dafür auch gar nicht geeignet.
„Das Fett kam aber nicht von der Frittenbude“, betont der IT-Fachmann. „Soweit war ich noch nicht.“ Aber in speziellen Foren sei schon damals ausgiebig darüber diskutiert worden.
Speiseöl palettenweise eingekauft
„Mein alter Passat hatte keine moderne Elektronik und war somit prädestiniert für Pflanzenöl“, erzählt der Sauensieker. 45 Liter passten in den Tank des Passats. Um möglichst günstig zu tanken, habe er bei Aldi palettenweise Speiseöl eingekauft. Die Verkäuferin habe nicht schlecht geguckt, als er regelmäßig 40 Flaschen im Einkaufswagen hatte.
Bedenklich und nicht besonders umweltfreundlich fand Eschig allerdings die vielen leeren Plastikflaschen. Selbst völlig zerquetscht nahmen sie in seiner Mülltonne noch reichlich Platz ein. „Gerne hätte ich die leeren Flaschen zurückgebracht und Pfandgeld kassiert“, sagt er. Auch den gelben Sack gab es zu der Zeit noch nicht.
Sammelleidenschaft
T Wischhafener fährt im Feuerwehr-Oldie zum Großglockner - zur WM
Niederelbe Classics
T Schätze auf vier Rädern: Kultige Oldtimer rollen durch den Kreis Stade
„Mein alter Passat lief mit dem Speiseöl wie geschmiert und verbreitete einen angenehmen Geruch nach frischen Pommes“, erinnert sich Eschig. Kein Ruß und kein unangenehmer Dieselgeruch. Lediglich einen Kraftstoffschlauch habe er einmal erneuern müssen. Der Wagen sei ansonsten ein normales Diesel-Fahrzeug gewesen: Vorglühen, Schlüssel rumdrehen und los ging es. Zudem konnte er auch jederzeit wieder Diesel tanken oder auch mit einer Mischung aus Speiseöl und Diesel fahren. „Das war schon damals ein Hybrid-Fahrzeug“, sagt Eschig schmunzelnd.
Fahrzeug-Elektronik wurde zunehmend komplexer
Letztlich brachte es sein Passat auf eine stattliche Laufleistung von 480.000 Kilometern. „Früher war alles einfacher. Mit dem Golf 3 und weiteren Modellen wurde dann die Elektronik komplexer und reagierte allergisch auf Beimischungen“, sagt Eschig.
„Ich freue mich, wenn ich spare und gleichzeitig etwas für die Umwelt tun kann.“
Bernd Eschig
Bernd Eschig
Der Sauensieker stieg später auf ein modernes Diesel-Fahrzeug um, das als Zusatz AdBlue benötigte. Es handelt sich um eine wässrige Harnstofflösung, die Fahrer von Diesel-Pkw mit Katalysator aus Umweltgründen zusätzlich zum Treibstoff regelmäßig tanken müssen. Den Zusatz, den man an Tankstellen zapft oder in Baumärkten oder Werkstätten im Kanister kauft, gibt es zu sehr unterschiedlichen Preisen. Laut Magazin „Auto, Motor, Sport“ kann die Flüssigkeit in kleinen Gebinden zehnmal so viel kosten wie an den raren Pkw-Zapfsäulen.
Günstigere Lösung für AdBlue
Auch hier fand der Sauensieker wieder eine günstigere Lösung. Er besorgte sich AdBlue direkt vom Hersteller. „Kleine Kanister sind viel zu teuer. Allerdings sind größere Einheiten unhandlicher.“ Eschig baute daher eigens eine Sonderkonstruktion mit Tisch und Spezial-Schlauch zum Einfüllen. „Ich freue mich, wenn ich spare und gleichzeitig etwas für die Umwelt tun kann.“

Seit Ende Mai dürfen die paraffinischen Diesel HVO oder Care-Diesel als Biokraftstoff an Tankstellen verkauft werden. Foto: Christian Charisius/dpa
Das ist auch der Gedanke bei einer Neuerung auf dem Kraftstoffmarkt. Seit Ende Mai dürfen die paraffinischen Diesel HVO oder Care-Diesel als Biokraftstoff an Tankstellen verkauft werden - sind aber nicht für jedes Fahrzeug geeignet. Hydriertes Pflanzenöl konnte bisher dem Diesel lediglich beigemischt werden. Neu ist, dass es nun 100 Prozent sein dürfen. Dadurch soll das Klima geschont werden.
Hintergrund: HVO-Kraftstoff (Hydrotreated Vegetable Oil) besteht aus Abfallstoffen wie Altspeiseölen oder Fettresten. In seiner Reinform senkt der Treibstoff CO₂-Emissionen von Dieselfahrzeugen um bis zu 90 Prozent gegenüber fossilem Diesel.
HVO-Kraftstoff teurer als herkömmlicher Diesel
Der Preis je Liter ist aktuell circa 15 Cent teurer als herkömmlicher Diesel, teilt der Bundesverband freier Tankstellen mit. Nicht zu verwechseln ist HVO mit reinem Pflanzenöl, das bei älteren Dieseln in der Vergangenheit verwendet wurde, wie etwa von Bernd Eschig.
Der Sauensieker ist mittlerweile überzeugter Fahrer eines Elektroautos des Typs VW ID4. „Ich habe jetzt gelernt, anders zu fahren‘“, sagt Eschig zu seiner neuen Spar-Strategie. Sein Auto spreche mit ihm, sage etwa „Ladephase einplanen“ oder „Ich bin voll“, gibt Bescheid, für wie viele Kilometer die Kapazität noch reicht und zeigt Ladesäulen an, die er von unterwegs reservieren kann.
Reichweite je nach Fahrstil
„Ich muss jetzt ganz anders planen als sonst und kann nicht bis zuletzt fahren, das wäre tödlich.“ Eineinhalb Stunden müsse er mindestens einplanen. Mit vollem Tank könne er laut Hersteller über 500 Kilometer fahren - die Realität habe aber gezeigt, dass es für rund 380 Kilometer reicht - je nach Fahrstil.
Eschig nutzt jetzt aus Spargründen meistens den Tempomat. Wenn es bergauf geht, gibt das Fahrzeug von alleine Gas und bremst, wenn es bergab fährt. „Meistens fahre ich Bundesstraße statt Autobahn und dort höchstens 130 km/h. Auch das spart.“
Auch Urlaubsorte sucht der Sauensieker jetzt ganz anders aus. Statt nach Bayern fahre er nach Dänemark oder Remscheid aufgrund der kürzeren Strecken unter 400 Kilometer. „Da komme ich mit einer Ladung hin.“ Der Bordcomputer übernimmt die Streckenplanung und macht Vorschläge für mögliche Ladesäulen.
Aufladen an der eigenen Wallbox
An seinem Haus in Sauensiek hat Eschig eine Wallbox über 600 Volt zum Aufladen seines Fahrzeugs. Das dauert etwa viereinhalb Stunden. An einer Haushaltssteckdose mit 2,3 kW lädt ein Elektroauto im Schnitt 8 bis 14 Stunden. An einer Wallbox sind bis 22 kW möglich – für eine Ladedauer zwischen zwei und sechs Stunden.
Zudem kennt Eschig in der näheren Umgebung mehrere Ladesäulen, etwa beim Autohaus Meyer in Beckdorf, auf dem Parkplatz in Apensens Ortsmitte, beim Buxtehuder Altstadt-Parkplatz oder im Stackmann-Parkhaus. Dort nutzt Eschig lediglich eine der beiden Säulen, die eine einstündige Ladezeit bieten. Bei den anderen müssen vier Stunden einkalkuliert werden. Allerdings kostet die schnellere Aufladung auch mehr.
Preisunterschiede bei den E-Anbietern
Zudem gebe es bei den E-Anbietern große Preisunterschiede bei den Tarifen, die sich im Geldbeutel bemerkbar machen, weiß Eschig. Unterschiedlich sind auch Bedienung und Bezahlung. Mal wird eine Ladekarte benötigt, mal muss der Stromfluss mit Hilfe einer App aktiviert werden. Bei der einen Säule zahlt der Nutzer direkt über das Smartphone, bei der anderen kommt die Rechnung am Ende des Monats per Post oder E-Mail.
Besitzer gesucht
T Geister-Auto auf der A26: Deshalb wird es nicht abgeschleppt
Es gibt verschiedene Tarifmodelle - mit und ohne Grundgebühr. Einige Betreiber verlangen nach einer gewissen Standzeit an der Ladesäule auch einen Aufschlag pro Minute. Bei einer Übernachtung in einem Hotel mit Ladesäulen im Parkhaus musste Eschig nach abgeschlossenem Ladevorgang für jede weitere Minute einen Cent zahlen.
Auch der Sparfuchs tappt mal in die Kostenfalle.

Auch eine Sparvariante: Abends ist Tanken meistens günstiger, raten Experten Foto: Sven Hoppe/dpa