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TAltes Land gegen Sturmfluten gewappnet - Wie geht es weiter mit Hahnöfersand?

Unterwegs bei der Deichschau an der Elbe zwischen Lühe-Sperrwerk und Wisch.

Unterwegs bei der Deichschau an der Elbe zwischen Lühe-Sperrwerk und Wisch. Foto: Vasel

Der Elbdeich zwischen Lühe-Sperrwerk und Hinterbrack ist für die Sturmflutsaison gewappnet. Im Anschluss an die Deichschau hatte Oberdeichrichter Wilhelm Ulferts noch eine weitere gute Nachricht zu verkünden. Es tut sich etwas beim Thema Hahnöfersand.

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Von Björn Vasel
Samstag, 04.11.2023, 13:50 Uhr

Jork. Gegenwärtig laufen Gespräche über einen Vertrag zwischen Hamburg, dem Deichverband der II. Meile Alten Landes, dem Landkreis Stade und der Gemeinde Jork über die Nachnutzung von Hahnöfersand. Die Justizvollzugsanstalt wird - aufgrund der Verzögerungen beim Neubau des mehr als 164 Millionen Euro teuren Jugendgefängnisses in Billwerder - voraussichtlich erst Anfang 2027 schließen.

Die Hamburger wollen auf der Elbinsel nach dem Abriss aller Gebäude - abgesehen vom Schafstall - ein Öko-Paradies für Wiesenbrüter wie Feldlerchen als Ausgleich für Bauprojekte im Bezirk Bergedorf schaffen. Die Krux: Die Altländer fürchten, dass in der Brut- und Setzzeit der Wiesenbrüter (April bis Juni) die Arbeiten am Deich ruhen müssten. Dadurch würde sich das Bauzeitfenster in der sturmflutfreien Zeit verkürzen. Doch das würde mit Blick auf die Unterhaltungsarbeiten und die geplante klimawandelbedingte Deicherhöhung den Küstenschutz gefährden, so Ulferts. Der Deichverband reichte Klage ein, diese ruht während der „Friedensverhandlung“.

Elberadweg soll über Hahnöfersand führen

In dem Vertrag, angeregt von Hamburgs Stadtentwicklungssenatorin Karin Pein (SPD), soll geregelt werden, „dass sich Küstenschutz und Naturschutz nicht behindern“, sagt der Oberdeichrichter. Des Weiteren sollen Flächen für Kleilager und touristische Nachnutzung gesichert werden. Während der Deicherhöhungskampagne ab 2024/2025 sollen dort bis zu 300.000 Kubikmeter Klei auf einer Fläche von sechs Hektar gelagert werden. Das Material soll über Schuten im Hafen Neuenschleuse angelandet werden. Danach soll die Fläche auf 2,5 Hektar reduziert werden. Außerdem soll der Elberadweg über die 68 Hektar große Insel führen, die seit 1902 im Eigentum Hamburgs ist. Die Gemeinde Jork wird einen Bebauungsplan aufstellen. „Wir wollen Rastmöglichkeiten für Ausflügler schaffen und auf Info-Tafeln an die Geschichte der Gefängnisinsel erinnern“, sagt Bürgermeister Matthias Riel.

Altländer setzen auf Vertrag

Ulferts und Riel begrüßen, dass Hamburg die Altländer Interessen berücksichtigen will. Der Vertrag wäre zielführend. Sollte es zu keiner Einigung kommen, müssten sich Richter mit der Frage beschäftigen. Doch das Risiko will der Senat vermutlich nicht eingehen, weil das Bundesnaturschutzgesetz den Deichen einen Vorrang vor neuen Naturschutz-Maßnahmen einräumt. Ohne Einigung gibt es keinen Öko-Ausgleich für das neue Gefängnis und den neuen Stadtteil in (Ober-)Billwerder.

Blick auf ein Loch im Deich: Buddelnde Hunde, Marderhunde und Dachse sind ein Problem.

Blick auf ein Loch im Deich: Buddelnde Hunde, Marderhunde und Dachse sind ein Problem. Foto: Vasel

Die Deiche sind für die Sturmflut-Saison gewappnet, sagt Ulferts. Probleme gebe es mit Marderhunden und Dachsen, die Jäger sind im Bilde. Löcher im Deich werden beseitigt. Eine dichte Grasnarbe schützt Kleimantel und Sandkern. Jedes Loch ist ein Angriffspunkt bei Sturmfluten, weil Wellen diese Löcher ausspülen könnten. Dann drohen Deichbrüche. Weil bei der K-39-Sanierung in Hinterbrack der Deichfuß angebaggert wurde, muss die Straßenbaufirma Bunte bei schweren Sturmfluten dort Folie und Sandsäcke zur Sicherung der Stabilität auslegen.

Peter Schley vom Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz rechnet damit, dass Anfang 2024 der Planfeststellungsbeschluss für die Deicherhöhung in Hinterbrack vorliegt. 2024/2025 wird gebaut. Mehr als acht Millionen Euro wird das voraussichtlich kosten.

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