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Kulturlandschaft

TAltländer Baukultur: Neue Mauern hinter alter Mittelnkirchener Fassade

Blick auf den Neubau mit der alten Fassade von 1910 an der Straße.

Blick auf den Neubau mit der alten Fassade von 1910 an der Straße. Foto: Schulenburg

Fachwerkhäuser gehören zur Kultur des Alten Landes. Manche von ihnen sind abrissreif. Doch die alten Fassaden könnten erhalten werden. Ein Bauprojekt in Mittelnkirchen hat Vorbildcharakter.

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Von Björn Vasel
Sonntag, 08.06.2025, 17:50 Uhr

Mittelnkirchen. Der Verein BauKulturLand zwischen Elbe und Weser lädt voraussichtlich am 19. August 2025 zu einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung in das Dorfgemeinschaftshaus Zur Schönen Fernsicht ein - in enger Kooperation mit den Gemeinden Grünendeich und Steinkirchen. Der Termin am 17. Juni ist abgesagt worden.

Unter der Überschrift „Baukultur im Alten Land – Wege in die Zukunft“ wollen der Vorsitzende des Forums BauKulturLand, der Architekt Lothar Tabery, sowie die Bürgermeister Dirk Thobaben (Hollern-Twielenfleth), Sonja Zinke (Steinkirchen), Marco Hartlef (Guderhandviertel) und Joachim Streckwald (Mittelnkirchen) mit den Bürgern ins Gespräch kommen.

Moderne Architektur mit Regionalbezug

Eine Frage: Wie wollen wir in Zukunft leben, wohnen und arbeiten, welchen Stellenwert soll der regionalen Baukultur beigemessen werden? Ein Aspekt wird auch die (Nach)-Nutzung alter Wohn- und Wirtschaftsgebäude sein. Tabery hatte bei vergangenen Workshops für moderne Architektur mit Regionalbezug geworben.

Mit Blick auf die Altländer Bau(stil)geschichte von der Renaissance über Barock, Klassizismus und Historismus bis zur Heimatschutzarchitektur betonte der Vorsitzende, „dass regionale Bauhistorie kein abgestorbener Ast ist, sondern sich hieraus eine qualitätsvolle, zeitgemäße, moderne, regionale Architektur entwickeln lassen kann“.

Bauprojekt in Mittelnkirchen ist ein Vorbild

Für den Bürgermeister von Mittelnkirchen, Joachim Streckwald (CDU), könnte ein aktuelles Bauprojekt im Ort 5 ein Vorbild sein. Dort hat das Buxtehuder Unternehmen Schulenburg Architekten ein neues Mehrfamilienhaus am Lühe-Deich errichtet. Der Clou: Die alte Fassade des von dem Landwirt Rudolph Feindt im Jahr 1910 errichteten giebelständigen Wohn- und Wirtschaftsgebäudes blieb erhalten. Hinter dieser entstand ein modernes Wohnhaus mit sechs Wohnungen zwischen 50 und 65 Quadratmetern, so Tim Schulenburg.

Mächtige Balken sichern die historische Fassade im Ort 5 in Mittelnkirchen.

Mächtige Balken sichern die historische Fassade im Ort 5 in Mittelnkirchen. Foto: Schulenburg

Vorbild war das Bauprojekt Hof Cohrs in Hamburg-Fischbeck. Dort hatten Schulenburg Architekten 2020/2021 den im Jahr 1886 erbauten Hofes Cohrs saniert. In Mittelnkirchen erhalten die Buxtehuder jetzt ein Relikt aus der Übergangszeit zwischen dem Historismus und der Heimatschutzarchitektur. Diese griff zu Beginn des 20. Jahrhunderts einige Elemente traditioneller Architektur auf, ohne die alten Baustile detailgetreu nachzuahmen. Um- und Neubauten aus heimischen Baustoffen wurden in gewachsener Form des Altländer Hallenhauses in Ziegelbauweise errichtet - mit Steinen aus den örtlichen Ziegeleien. „Wir haben großen Wert darauf gelegt, Altes zu erhalten“, unterstreicht Schulenburg, der von dem alten Kopf- und Quermauerwerksverband begeistert ist.

Die Bodenplatte ist geschüttet, vorne am Lühe-Deich ist die alte Fassade zu sehen.

Die Bodenplatte ist geschüttet, vorne am Lühe-Deich ist die alte Fassade zu sehen. Foto: Schulenburg

Durch den Erhalt der schmucken Fassade musste der Neubau in der Deichschutzzone nicht weiter nach hinten verschoben werden. Dadurch konnte mehr Wohnraum realisiert werden. Pfähle mussten nicht gerammt werden. Der Neubau passe sich in die gewachsene Struktur des Deichhufendorfes ein, betont Architekt Tim Schulenburg.

Hinter der Fassade wurde eine zweite Mauer mit Dämmung hochgezogen und mit der alten verzahnt. Das Haus wird über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe versorgt. Die Mietwohnungen mit Fußbodenheizung sind zum Jahreswechsel 2025/2026 bezugsfertig. Die Nachfrage nach kleineren Wohnungen sei im Alten Land ungebrochen.

(Hinweis: „Die für den 17.6.2025 geplante Veranstaltung „Baukultur im Alten Land - Wege in die Zukunft“ muss wegen kurzfristiger Verhinderung mehrerer Referenten ausfallen. Wir bemühen uns einen Ersatztermin zu finden und haben den 19.8.2025 vorgemerkt. Sobald der Termin endgültig bestätigt werden kann, werden wir Sie wieder informieren.“ Das hat Lothar Tabery jetzt mitgeteilt. Vielen Dank für den Hinweis unseres Lesers Harald Kremers. Der Grund: Für Dienstag, 17. Juni, 19 Uhr, ist kurzfristig eine Sondersitzung des Bauausschusses der Samtgemeinde Lühe einberufen worden. Es geht um den gestoppten Neubau der Grundschule in Hollern).

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