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Musikfestival

TDieser Obstbauer versorgt Wacken-Stars mit Altländer Äpfeln

Claus Viets und sein Team am Obststand auf dem Wacken Open Air.

Claus Viets und sein Team am Obststand auf dem Wacken Open Air. Foto: Buchmann

Seit neun Jahren reist Claus Viets zum Wacken Open Air mit Altländer Obst und Apfelsaft - für den guten Zweck. Was ihn motiviert und welche Apfelsorte Iron Maiden am liebsten isst.

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Von Steffen Buchmann
Donnerstag, 01.08.2024, 17:50 Uhr

Wacken/Neu Wulmstorf. Als sich Claus Viets an sein 1974er Rogers Schlagzeug setzt und zwei Drumsticks schnappt, fliegen die Holzstöcke schneller über die Trommeln und Becken als das Auge folgen kann. „Klingt doch klasse, oder?“, sagt der 71-Jährige und grinst breit. Die Musik liegt dem Obstbauern einfach im Blut.

Bis 2016 führte der gebürtige Jorker gemeinsam mit seiner Frau Barbara den Familienobsthof in Mienenbüttel nahe der A 1, dann übernahm mit Sohn Daniel Viets die mittlerweile vierte Generation den Betrieb.

Claus Viets war zudem 50 Jahre lang unter anderem als Ortsbrandmeister in der Freiwilligen Feuerwehr Rade aktiv. Seit seinem Rückzug aus dem Familienbetrieb und der Feuerwehr widmet sich Viets einer weiteren Leidenschaft: der Musik.

Hardrock zwischen Apfelkisten

„Ich habe früher selbst als Schlagzeuger in einer eigenen Band gespielt“, sagt Viets. Mit „Civil War“ brachten Viets und seine Bandkollegen 1970 rockige Klänge aufs Parkett. Später stieg seine Frau Barbara an der Gitarre ein, zu Songs von Led Zeppelin und Steppenwolf veranstalteten sie Partys im eigenen Obsthof. Sechs eigene Kinder und 13 Enkelkinder gehören zu Claus Viets‘ Familie. Aber auch der musikalische Nachwuchs liegt ihm am Herzen.

Claus Viets lässt auch heute noch begeistert die Drums seines Rogers-Schlagzeugs knallen.

Claus Viets lässt auch heute noch begeistert die Drums seines Rogers-Schlagzeugs knallen. Foto: Buchmann

Seit 2015 unterstützt der Obstbauer die Wacken Foundation, das Förderprogramm für Nachwuchsmusiker des schleswig-holsteinischen Festivals Wacken Open Air - mit frischem Obst und Apfelsaft.

„2014 sind wir mit einigen Erntehelfern zum Warm-up-Konzert in Wacken gefahren, da sie gerne Avantasia sehen wollten“, sagt Viets. Dort habe er Wacken-Gründer Holger Hübner kennengelernt und ihm seine Idee vorgestellt: Er will die Musiker hinter der Bühne mit frischem Altländer Obst und Apfelsaft versorgen. Das kam gut an beim Festival-Chef: „Machen wir, ist eine gute Sache“, habe Hübner kurz und knackig geantwortet.

Claus Viets und Miriam Mercier bringen Nachschub für den Obststand.

Claus Viets und Miriam Mercier bringen Nachschub für den Obststand. Foto: Buchmann

Bands und Publikum stehen auf Altländer Obst

Seitdem ist Claus Viets offizieller Unterstützer der Wacken Foundation und fährt jedes Jahr mit einem kleinen Team auf das mehrtägige Heavy Metal-Festival, den Kofferraum voller Kisten mit Äpfeln, Fruchtsäften und Zelten zum Übernachten. Das komme gut bei den Bands an, sagt Viets.

Auch das Publikum greift dieses Jahr beherzt in den Apfelkorb. „Am Dienstag waren unsere Kisten leer“, sagt Viets. Zum offiziellen Festivalstart am Mittwoch brachte der Obstbauer nochmal eine frische Fuhre Obst und Säfte aufs Gelände. Ein Apfel kostet 50 Cent, Apfelschorle 2,90 Euro, Apfelsaft 3,20 Euro.

Claus Viets und sein Team: v.l. Melanie Wigger, Sören Baumann, Rebecca Bomba und Miriam Mercier.

Claus Viets und sein Team: v.l. Melanie Wigger, Sören Baumann, Rebecca Bomba und Miriam Mercier. Foto: Buchmann

Iron Maiden mag Golden Delicious

Vor einigen Jahren habe Claus Viets eine Anfrage vom Festival-Management bekommen, ob er auch Golden Delicious dabei hätte. „Da hab ich mich gefragt, wer denn unbedingt Golden Delicious haben will“, erinnert sich der Obstbauer. Am Ende kam heraus: Es waren die britischen Heavy-Metaller Iron Maiden. Eine von vielen Wacken-Größen, denen Claus Viets in den vergangenen Jahren durch seine Äpfel hautnah kam.

Über die Jahre entwickelte sich eine Freundschaft zwischen dem Obstbauern und den Wacken-Chefs Holger Hübner und Thomas Jensen. „Zu unserem Hochzeitstag oder zu meinem 70. Geburtstag haben mir Holger und Thomas Glückwünsche zukommen lassen“, sagt Viets.

Die Glückwünsche kamen als bunte Karikaturen auf Blechschildern, reichlich gespickt mit Gitarren, Verstärkern und Äpfeln. Auch für seine Enkelkinder habe Viets von den Wacken-Chefs „Welcome-Pakete“ etwa mit Wacken-Stramplern bekommen.

Viets‘ Apfelgitarre ging durch berühmte Hände

Im Kofferraum ist dieses Jahr auch wieder ein Platz für die legendäre Apfelgitarre reserviert. 2017 kam ihm die Idee beim Blick auf sein Obsthof-Logo: „Das sieht ja aus wie eine Gitarre.“ Viets kontaktierte den Gitarrenbauer Thomas Schultz, der bereits eine Tribute-Gitarre mit dem Wacken-Schädel gebaut hatte. Das Unikat ging schon durch diverse berühmte Hände: Von der Hamburger Band 5th Avenue bis zum ehemaligen Iron Maiden-Sänger und Viets gutem Freund Blaze Bayley.

Beim Konzert von 5th Avenue im Landgasthof Wacken spielte Gitarrist Marc Baumgart (rechts) mit Hingabe auf der Apfelgitarre von Claus Viets.

Beim Konzert von 5th Avenue im Landgasthof Wacken spielte Gitarrist Marc Baumgart (rechts) mit Hingabe auf der Apfelgitarre von Claus Viets. Foto: Buchmann

Ein Traum wäre es, wenn Doro Pesch sie spielen würde, sagt Claus Viets. Jedes Mal, wenn jemand die giftgrüne E-Gitarre spielt, spendet Claus Viets 100 Euro an die Foundation.

„Ich finde es klasse, dass Holger und Thomas sowohl auf regionale Produkte als auch die Nachwuchsförderung setzen“, sagt Viets. Deswegen unterstütze er das seit 1990 stattfindende Festival mit jährlich etwa 85.000 Besuchern leidenschaftlich gerne.

An ein Ende seines Einsatzes denkt der 71-Jährige noch nicht. Ob und wer es nach ihm weiterführen könnte, weiß Claus Viets allerdings noch nicht. „Meine Kinder haben viel Arbeit mit dem Obsthof“, sagt er. „Und Wacken ist nicht ihr Ding.“

Jedes Mal, wenn jemand die Apfelgitarre spielt, spendet Claus Viets etwas an die Wacken Foundation.

Jedes Mal, wenn jemand die Apfelgitarre spielt, spendet Claus Viets etwas an die Wacken Foundation. Foto: Buchmann

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