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EU-Wahl

TEU-Subventionen: Obstbauern im Alten Land werden benachteiligt

Hagelschutznetze lohnen sich an der Niederelbe nur für teure Clubsorten. Die Obstbauern setzen auf die Versicherungslösung.

Hagelschutznetze lohnen sich an der Niederelbe nur für teure Clubsorten. Die Obstbauern setzen auf die Versicherungslösung. Foto: dpa

Die Europäische Union verteilt Milliarden. Doch nicht immer sorgt der Geldsegen für Gerechtigkeit. Ein Beispiel trifft die Obstbauern im Alten Land hart.

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Von Björn Vasel
Mittwoch, 05.06.2024, 08:50 Uhr

Jork. Die Europäische Union stehe häufig zu Unrecht am Pranger, sagt der Vize-Präsident des Europäischen Bioobstforums, Peter Rolker. Häufig sei es die nationale Auslegung von EU-Recht, die für Probleme sorge.

Der Vorsitzende der Fachgruppe Obstbau in Niedersachsen, Claus Schliecker, nennt ein weiteres Beispiel. So überweist Brüssel sehr viel Geld, damit die EU-Mitgliedsstaaten es weiter verteilen - unter anderem für einen Zuschuss zur Hagelversicherung. Die Krux: In Deutschland entscheiden die Bundesländer. Das führt zu weiteren, erheblichen Wettbewerbsnachteilen für den Obstbau.

Niedersachsen verteilt EU-Gelder

Das Problem: Niedersachsen will fünf Millionen Euro aus der EU-Kasse an die Landwirte verteilen, damit sie sich besser und günstiger gegen Folgen von Extremwetter wie Starkregen, Hagel oder Trockenheit versichern können.

Die Obstbauern in Niedersachsen sollen leer ausgehen, weil diese laut Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) bereits über ein etabliertes System bei der Mehrgefahrenversicherung verfügten.

Im Mai hat es schwere Hagelschäden an der Niederelbe gegeben. „Ich finde es absolut unverständlich, warum das Agrarland Nummer 1 das größte deutsche Obstbaugebiet ausschließen will“, sagt Schliecker.

Doppelte Wettbewerbsnachteile für Familienbetriebe

Die 500 Familienbetriebe an der Niederelbe müssten jetzt mit einem zweifachen Wettbewerbsnachteil leben. Mehr als drei Viertel aller EU-Staaten, aber auch Bundesländer wie Bayern und Nordrhein-Westfalen, unterstützen ihre Bauern mittlerweile über Zuschüsse zur Mehrgefahrenversicherung mit 50 bis 70 Prozent.

Altländer Obstbaubetriebe zahlen 25.000 bis 30.000 Euro für ihre Versicherung. 40 Prozent der Flächen sind versichert. Die Wettbewerbsverzerrungen seien nicht nachzuvollziehen. Er sei sich mit dem Bundesvorsitzenden Jens Stechmann einig, dass es EU-weit feste Vorgaben geben müsse, um Ungerechtigkeiten wie diese zu verhindern. Schließlich fließe auch das Geld deutscher Steuerzahler für die Zuschüsse.

EU-Subventionen für Schulobstprogramme

Die EU hat den Obstbau auch in einer schweren Krise unterstützt, als 2022/2023 die Erzeugerpreise nicht mehr die Kosten deckten. EU-weit flossen 200 Millionen Euro, davon 35 Millionen für Obst-, Wein- und Hopfenerzeuger in Deutschland.

Doch Brüssel unterstützt die Erzeuger nicht nur in Krisen. Mit EU-Geldern konnte der Schulobst-Etat auf weiterführende Schulen ausgeweitet und um vier Millionen Euro erhöht werden. EU-weit macht die EU rund 130 Millionen Euro für Obst in Schulen über die Gemeinsame Marktorganisation (GMO) locker.

Erzeugerorganisationen profitieren von Europa

Die Elbe-Obst-Erzeugerorganisation erhielt 2023 rund 4,4 Millionen Euro. Gefördert werden Absatzförderung, Beratung, Investitionen, Forschung, Qualitätsprogramme und Erzeugung. Das heißt: Investiert wird in die Sortier- und Packstationen, in das Pflanzen neuer Bäume und optimierte Pflanzenschutztechnik oder Erntetechnik, aber auch in Klima- und Umweltmaßnahmen wie Photovoltaik.

Es handelt sich immer nur um Zuschüsse. Letztlich, so Jens Anderson von Elbe-Obst, wolle die EU damit auch ihre eigenen Ziele umsetzen - wie Umwelt- und Artenschutz, aber auch Effizienzsteigerung auf Erzeuger- und Erzeugerorganisationsebene, um diese im globalen Wettbewerb zu stärken und die Abhängigkeit von Obst-Importen zu reduzieren. Insgesamt stehen von 2023 bis 2027 pro Jahr rund 6,2 Milliarden Euro an EU-Mitteln für die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik zur Verfügung.

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