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Rückblick

TEhemalige Mittelschüler: Vom Alten Land hinaus in die große weite Welt

22 Teilnehmer treffen sich im Fährhaus Kirschenland zum 62-jährigen Klassentreffen. Manfred Harms (vordere Reihe, Dritter von links) gehört zum Organisationstam.

22 Teilnehmer treffen sich im Fährhaus Kirschenland zum 62-jährigen Klassentreffen. Manfred Harms (vordere Reihe, Dritter von links) gehört zum Organisationstam. Foto: privat

Es gibt viel zu erzählen, wenn sich die ehemaligen Schüler der Mittelschule Altes Land treffen. Viele von ihnen sind in der Gegend geblieben - doch einen zog es besonders weit weg.

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Von Isabell Bast
Montag, 23.09.2024, 14:45 Uhr

Estebrügge. Anfang September im Fährhaus Kirschenland: 22 Frauen und Männer kommen zum Austausch und Schwelgen in Erinnerungen beim Mittagessen zusammen. Einer von ihnen ist Manfred Harms. „Dass wir noch so eine große Gruppe sind, finde ich interessant“, sagt er mit Freude in der Stimme. Er hat großen Anteil daran, dass es diese Zusammenkünfte auch 62 Jahre nach der Schulzeit noch gibt.

Manfred Harms gehört neben Hans Hill und Helmut Boisch zum dreiköpfigen Organisationsteam. Das Besondere an ihnen: Alle drei sind nach der Schulentlassung zur See gefahren und haben das Kapitänspatent erworben. Seine Mitschüler bevorzugten - im Gegensatz zu Harms - im Laufe ihrer beruflichen Karriere aber den festen Boden unter den Füßen.

Die Klasse im Jahr 1959 aus der Mittelschule Jork mit ihrem Lehrer Herr Weiher in der Mitte.

Die Klasse im Jahr 1959 aus der Mittelschule Jork mit ihrem Lehrer Herr Weiher in der Mitte. Foto: privat

Hill ging zum Deutschen Wetterdienst nach Hamburg. Boisch arbeitete für Hapag Lloyd in Houston und Singapur. Harms hingegen war bis zu seinem Ruhestand im Alter von 60 Jahren noch auf See unterwegs, fünf Jahre davon mit einem eigenen Schiff. Zuletzt hatte er das Kommando auf einem Containerschiff auf der Nord- und Ostsee inne.

Einmalige Reise: per Containerschiff von Neuseeland nach Hamburg

Er ist viel rumgekommen: von Kuba bis in die Antarktis. Letzteres per Kreuzfahrtschiff als „einfacher Passagier“. Da Kapitän Harms auf seinen Fahrten die Verantwortung für das Schiff hatte, blieb er meist an Bord, anstatt an Land die Gegend zu erkunden.

Eine Reise sei eine Ausnahme gewesen, erzählt er. Die Anreise dauerte 30 Stunden, die Rückkehr drei Monate. Als Kapitän eines Containerschiffes ging es von Auckland (Neuseeland) nach Hamburg. Dabei durfte er das Great Barrier Reef vor Australien nur mit einem Lotsen befahren. Ladung löschen und für die nächste Etappe neu laden, das war der Takt. Die Seereise führte über Singapur, Jordanien, Italien, Frankreich, Irland und schließlich in den Zielhafen Hamburg.

Mit der Stadt verbindet ihn seine Leidenschaft für den Fußball. Sein Herz schlägt für St. Pauli. Seine Kutte liegt sichtbar auf dem Stuhl. Seit Harms in Rente ist, hat er wieder eine Dauerkarte und ist bei jedem Spiel vor Ort.

Ansonsten hat er mit der Seefahrt nicht mehr viel am Hut. Statt weiten Reisen mag er Ziele wie Helgoland. Hier hat er selbst früher mal gearbeitet. Doch seit dort nicht mehr ausgebootet wird, fehlt ihm was. So verfolgt Harms lieber die Schiffe per Computer und auf dem Smartphone.

Die Pflege der Kontaktdaten ist wichtig für die Klassentreffen

28 Namen stehen noch auf der Liste, die die Seemänner mit jedem Treffen aktualisieren. Einige der ehemaligen Mitschüler seien bereits verstorben, andere gesundheitlich so eingeschränkt, dass sie nicht mehr zum Treffen kommen können, erzählt Harms. Viele leben noch im Umkreis. Nur wenige seien weiter weg gezogen, also „südlich der Kartoffelgrenze“, wie Manfred Harms erzählt, der selbst nach wie vor in seiner Heimat Estebrügge wohnt. Die Kartoffelgrenze trennt übrigens Norddeutschland und Hannover.

Die Schulkasse 1962 kurz vor ihrem Abschluss.

Die Schulkasse 1962 kurz vor ihrem Abschluss. Foto: privat

Harms erinnert sich noch an das Jahr vor ihrer Schulentlassung. Ihr Klassenlehrer war Herr Weiher. Im Februar 1962 war die Schule wegen der Flutkatastrophe ausgesetzt. Als das Wasser wieder weg war, ging der Unterricht weiter. Im März 1963 endete die Schulzeit für ihn und seine damaligen Klassenkameraden.

Die drei Männer aus dem Organisationsteam haben bereits das nächste Treffen im Blick. Sie peilen eine Einladung für August/September 2026 an. „Wir werden ja nicht mehr jünger“, gibt Manfred Harms zu bedenken.

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