TFast wie vor 1100 Jahren: Wikinger trainieren für die große Schlacht um Jork

Kampfsport: Die Wikinger-Gruppen trainieren für die Schlacht um die Ringburg in Jork-Neuenschleuse, dieser ist einer der Höhepunkte des Marktes vom 17. bis 20 Mai. Foto: Vasel
Rund 300 Wikinger werden Pfingsten ihr Lager vor der rekonstruierten Ringburg aufschlagen, um die Besucher mit auf eine Reise zurück in die Zeit vor 1100 Jahren zu nehmen. Aktuell wird die Burg ausgebessert, die Krieger trainieren für die Schlacht.
Jork. Während die Sanierungsarbeiten in der rekonstruierten Ringburg in Neuenschleuse anlaufen, versammeln Deike Reddig und Björn Döscher aus Bremerhaven die Wikinger vor dem Tor. Die beiden übernehmen in diesem Jahr erstmals die Regie bei der Schlacht um die Burg. Damit sich bei dem Kampfsport niemand verletzt, wird regelmäßig trainiert. Es gibt ein Regelwerk. Mindestens einmal im Monat wird gemeinsam in der großen Gruppe trainiert.
Wikingermarkt ist einer der größten in Nordeuropa
Reddig und Döscher treten in die Fußstapfen des langjährigen „Feldherrn“ der Wikingergesellschaft Jork, Daniel Albrecht. Dieser kümmert sich jetzt - unter anderem mit Jan Gerdes und Alexandra Fendt - vorrangig um die Organisation des Marktes. Dieser ist mit 300 Wikingern aus ganz Europa - von Handwerkern über Krieger bis zu Händlern - einer der größten in Nordeuropa und spielt weiterhin in einer Liga mit Ribe und Haithabu. Mehr als 10.000 Besucher werden zu Pfingsten bei dem viertägigen Markt von Freitag, 17. Mai, bis Montag, 20. Mai, in Jork-Neuenschleuse erwartet.

Deike Reddig und Björn Döscher beobachten das Training zweier Wikinger. Sie übernehmen in diesem Jahr die Regie bei der Schlacht um die Ringburg. Foto: Vasel
Bei Waffen und Kleidung legen sie großen Wert auf Authentizität und experimentelle Archäologie, Handwerker fertigen Kämme, Kleidung, Schmuck, Schwerter und Keramik wie vor 1000 Jahren. Ihr Ziel: Geschichte erlebbar machen. Sie pflegen den Austausch mit Museen in Ribe und Haithabu, aber auch mit dem Oldenburger Wallmuseum und dem Helms-Museum in Harburg.
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Ob Schwert oder Speer, alles sei „durch archäologische Funde belegt“, betont Björn Döscher, der bereits als Kind von der Zeichentrickserie „Wickie und die starken Männer“ von der Geschichte, Kultur und Tradition der Wikinger infiziert worden ist. Die TV-Serie „Vikings“ ist nicht nach ihrem Geschmack. Die echten Wikinger liefen nicht ständig schlammbespritzt in Schwarz durch die Gegend, so Döscher mit Blick auf farbige Textilfunde. Sie dürften nicht auf die Rolle als Krieger reduziert werden, die von Raubzügen und Brandschatzungen lebten. Schließlich waren sie auch Händler, Handwerker, Entdecker und Staatengründer.
International bekannte Folk-Gruppe Virelai zu Gast
Das ist auch Reddig, Historikerin am Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven, sehr wichtig. Sie wollen ein Bild der Wikinger zeichnen, das „historisch so weit wie möglich stimmig ist“. Sie leben für diese Zeit, sie verbrachten jüngst einige Wochen im Ribe VikingeCenter in Dänemark und lebten in der rekonstruierten Siedlung wie im 9./10. Jahrhundert. Seine Ausrüstung entspricht der Zeit von König Harald Blauzahn „um 950“, sagt Döscher.

Die Teilnehmer des ersten großen Trainings vor dem Wikingermarkt. Im Anschluss startete der Arbeitseinsatz. Foto: Vasel
Allerdings gibt es, mit Blick auf die eigene Sicherheit, auch einige Zugeständnisse: Handschuhe und nicht sichtbare Protektoren unter Kettenhemd und Gewand. Übrigens Blauzahns Sohn Sven Gabelbart überfiel in den Wirren des Streits um den dänischen Thron auf dem Weg ins reiche London das kleine Stade, um seine Reisekasse aufzubessern. Sven Gabelbart musste seinen Lebensunterhalt zeitweise als „pirati“ verdienen, um seine Kriegszüge zu finanzieren.

Es gibt klare Regeln, Sicherheit geht vor. Waffen und Kleidung der Wikinger entsprechen archäologischen Funden. Foto: Vasel
Ringburg muss ausgebessert werden
Während der Kampf um die Burg zu Ende geht, haben sich Albrecht und Jan Gerdes bereits die Leiter geschnappt. Am Sonntag haben sie mit der Reparatur des Laufgangs des Tores ihrer mächtigen Ringburg begonnen. Damit die Wikinger ihr Lager aufschlagen können, wird das Gelände vorbereitet - unter anderem müssen die Wiesen noch gemäht werden. Nach dem Aus der Immenbecker, haben die Altländer die Gröninger Privatbrauerei aus Hamburg gewinnen können. Das Wikingerboot - eine der Attraktionen des Marktes - kommt in diesem Jahr aus Schleswig.

Schäden an der Ringburg werden ausgebessert - unter anderem der Wehrgang des Tores. Foto: Vasel
Außerdem haben die Altländer die Folk-Gruppe Virelai aus Dänemark gewinnen können, sagt Jan Gerdes von der Wikingergesellschaft. Mit ihren kraftvollen mittelalterlichen Melodien und poetischen nordischen Balladen waren sie bereits in den USA und Australien auf Tour, jetzt kommen sie nach Jork. Und auch die Falknerei ist wieder dabei. Mehr Infos unter: www.wikingermarkt-jork.com.