T„Unhaltbarer Zustand“: Fehlende Bauamtsleitung sorgt für heftige Kontroversen in Apensen

Seit rund eineinhalb Jahren ist das Bauamt im Apenser Rathaus nicht besetzt. Foto: Laudien
Größere Bauvorhaben sind in der Samtgemeinde Apensen nicht möglich, weil die Amtsleitung noch immer vakant ist. Zwei Politiker finden dafür deutliche Worte.
Apensen. Über dem Bauamt der Samtgemeinde Apensen steht schon seit Jahren kein guter Stern. Rund eineinhalb Jahre ist die Stelle der Bauamtsleitung mittlerweile unbesetzt. Zur Erinnerung: Seit 2021, nachdem die langjährige Leiterin Sabine Benden nach 19 Jahren in Apensen gekündigt hatte, kehrte in das Bauamt keine Konstanz mehr ein.
Ein 2022 eingestellter Stellvertretender Bauamtsleiter blieb nur wenige Monate. 2023 folgte die nächste Hiobsbotschaft, als auch die langjährige Sachbearbeiterin im Bauamt, Kirsten Zegenhagen, die zuletzt die Bauamtsleitung übernommen hatte, das Rathaus verließ.

Apensens Samtgemeindebürgermeisterin Petra Beckmann-Frelock bezeichnet 2024 als intensives Jahr für sie und das Bauamt. Foto: Laudien
Wie geht es mit Apensens Bauamt in Zukunft weiter? Dazu nimmt Verwaltungschefin Petra Beckmann-Frelock auf TAGEBLATT-Anfrage Stellung. „2024 war für uns und das Bauamt ein sehr intensives Jahr und dies wird auch in 2025 so bleiben. Anfänglich wurden wir noch durch einen Personaldienstleister begleitet, der aber nicht den gewünschten Besetzungserfolg gebracht hat“, sagt die Samtgemeindebürgermeisterin.
„Denn so ein Headhunter nimmt viel Geld“
Durch eigene Ausschreibung und Direktansprache konnte die Leitungsposition zwischenzeitlich zwar besetzt werden, aber den „neuen Kollegen hat leider ein gesundheitlicher Schicksalsschlag ereilt, vor dem man auch in jungen Jahren nicht gefeit ist“, so Beckmann-Frelock. Nach dessen Abgang „konnten wir eine tolle Kollegin für das Bauamt im gehobenen Dienst gewinnen, welche direkt nach ihrem Studium zu uns gekommen ist und sich als Rohdiamant herausgestellt hat.“ Die Probleme bei der Besetzung des Leitungspostens blieben dennoch bestehen.
Für 2025 haben Verwaltung und Politik gemeinsam entschieden, die Besetzung der Bauamtsleitung erneut mit einem Dienstleister umsetzen zu wollen. „Wir werden aber die Gewichtung anders legen, denn so ein Headhunter nimmt viel Geld für seine Tätigkeit. Und dann möchten wir natürlich auch Erfolge sehen.“
Dennoch könne man nicht behaupten, dass in 2024 die Verwaltung im Bauamt untätig war, denn übliche Aufgaben wie Unterhaltung von Straßen und Fußwegen, Bauanträge, Gebäudemanagement und einiges mehr seien sichergestellt worden, betont Beckmann-Frelock.
Für Beckdorf habe Verwaltungsvize und Beckdorfs Gemeindedirektor Edgar Rot den Erstausbau des zweiten Abschnittes vom Neubaugebiet An der Blide vorangetrieben und den Endausbau des ersten Bauabschnittes begleitet.
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Künftige Projekte in Apensen und Beckdorf
„Für die Gemeinde Apensen wurden von mir mit unserer Planerin der Umbau barrierefreier Bushaltestellen begleitet“, merkt die Samtgemeindebürgermeisterin an. Der Bürgerpark sei zwar etwas ins Stocken geraten, gehe aber in die nächste Förderrunde und soll 2025 Fahrt aufnehmen.
Im kommenden Jahr stehen weitere Projekte an: In Apensen der Ausbau der Neukloster Straße, die Sanierung der Umgehungsstraße und Ausschreibung der Baumbepflanzung für die Buxtehuder Straße. In Beckdorf sind es die Teilsanierung der L130 und Errichtung einer Querungshilfe, die für das Land durch die Gemeinde Beckdorf umgesetzt werden; zudem die Generalüberholung des Spielplatzes Nindorf und die Überholung des Beleuchtungskonzeptes in Goldbeck. Zudem startet die Vermarktung des zweiten Bauabschnitts, die Ertüchtigung des Bolzplatzes, die Errichtung barrierefreier Bushaltestellen und die mögliche Instandsetzung des Kirchweges.
Kritik und Sorge von Politikern
Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Samtgemeinderat und Sauensieker Bürgermeister Rolf Suhr sieht es weit weniger positiv: „Die Langzeitvakanz der Bauamtsleitung ist ein unhaltbarer Zustand. Dieses zeigt sehr deutlich, dass die Samtgemeindebürgermeisterin ihrer Verantwortung nicht gewachsen ist.“

Laut Sauensieks Bürgermeister Rolf Suhr war der „Rauswurf“ von Bauamtsleiterin Sabine Benden, wie er es nennt, einer der schwerwiegendsten Fehler von Petra Beckmann-Frelock. Foto: Archiv
Von allen „persönlichen Fehlern und Versäumnissen“ Beckmann-Frelocks sei der „Rauswurf“ von Sabine Benden der Schwerwiegendste, so Suhr wörtlich. „Wir befinden uns in einer Phase absoluter Stagnation. Die Bürgermeisterin hat nicht verstanden, dass das Bauamt eine so zentrale und wichtige Rolle in der Verwaltung spielt.“ Außerdem koste das Werben für die Neubesetzung der Position viel Zeit und Geld, das für Personaldienstleister ausgegeben werden müsse.

Apensens Bürgermeister Frank Buchholz kritisiert die Stagnation der Bau- und Gewerbegebiete im Ort. Foto: Laudien
Auch Apensens Bürgermeister Frank Buchholz (FWG) ist besorgt und beklagt die aktuelle Stagnation bei der Entwicklung der Bau- und Gewerbegebiete. „Das Bauamt ist das wichtigste Amt in der Samtgemeinde. Wir werden zudem durch das Raumordnungsprogramm mit Windrädern völlig eingekesselt. Auch dafür brauchen wir eine Top-Besetzung im Bauamt“, sagt Buchholz. Einige Bewerber hätten sich zwar inzwischen vorgestellt. Aber keiner von ihnen sei geeignet gewesen. „Eine neue Bauamtsleitung kann sich bei uns richtig austoben. Wir müssen aber auch Geld in die Hand nehmen.“