TFranzbrötchen-Eis, Käse, Likör: Was Elena Martens alles aus Milch kreiert

Regelmäßig bürstet Elena Martens in ihrer Käserei die Laibe. Foto: Laudien
Ob Winter-Eis, Käse mit seltenen Kräutern oder Likör aus Molke: Elena Martens setzt auf Milch. Mit ihrer mobilen Käserei kam alles ins Rollen.
Wiegersen/Stade. „Ich habe schon immer gerne alles selber gemacht, egal, ob Marmelade, Brot oder eingelegtes Gemüse“, sagt Elena Martens, die im Alter von zehn Jahren aus Sibirien nach Deutschland kam.
Ihre Leidenschaft zur Milchverarbeitung trieb die Fachagrarwirtin durch ganz Norddeutschland. Mit einem mobilen Anhänger fuhr sie im Umkreis von 300 Kilometern Milchbetriebe in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern an und produzierte vor Ort auf den Höfen aus der Rohmilch der Kühe ihren Käse, mit dem sie wiederum die Landwirte entlohnte.
Bauern erhalten aus der Milch ihren Käse
„Die Touren von Hof zu Hof waren sehr zeitaufwendig“, erzählt die 45-Jährige, die in Wiegersen wohnt. Um die Produktion zu optimieren und die Käsevielfalt zu erweitern, entschloss sie sich zu einer stationären Käserei in Stade. Das Konzept ist nach wie vor geblieben: Die Bauern bekommen aus ihrer gelieferten Rohmilch ihren eigenen Käse. In einem speziellen Lagerraum reifen die von ihr produzierten Käselaibe, die sie wochenlang wendet, mit Salzlake bestreicht und mit einer weichen Bürste streichelt.
Mehrere Käsevarianten wie Schnittkäse nach Gouda- und Tilsiter-Art reifen fünf Wochen lang und gibt es auf Kundenwunsch oder nach eigenen Ideen auch in verschiedenen Geschmacksrichtungen - wie etwa Bockshornklee, Paprika-Knoblauch, italienische Kräuter, als scharfe Variante mit Chili oder auch mit seltenem Röhrkohl vom Geestland. Dieser sieht aus wie Schnittlauch, wächst zur Spargelzeit vor dem Deich und steht auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten. Der neueste Versuch von Elena Martens in Sachen Käse ist derzeit ein Brie.
Eisproduktion im Winter
Aber auch in die Eisproduktion ist die kreative Agrarwirtin inzwischen eingestiegen. Unter dem Namen Marlena hat sie vielfältige Sorten kreiert. Neben Eis-Klassikern wie Vanille, Stracciatella, Haselnuss und Schoko gibt es Cookie, After-Eight und Smarties-Eis; zudem Fruchtsorbets aus Erdbeeren, Himbeeren, Blaubeeren, Zitrone und Honigmelone. Speziell für die kalte Jahreszeit produziert sie momentan ihr Winter-Eis mit buchstäblich coolen Sorten wie Gebrannte Mandeln, Pflaume-Zimt, Omas Apfelkuchen und Franzbrötchen-Eis.

Aus regionaler Rohmilch: Agrarwirtin Elena Martens füllt die Sorte „Gebrannte Mandeln“ in ihre Eismaschine. Foto: Laudien
„Der gute Geschmack hat sich inzwischen herumgesprochen. Meine Eisproduktion ist wie eine Bombe eingeschlagen“, sagt Martens. Selbst Fernsehsender wie das ZDF und Kabel Eins waren schon bei ihr. Ihrem Prinzip bleibt sie auch bei ihrem handgemachten Eis weiterhin treu und liefert an die Höfe, die sie für ihre Eisproduktion mit Rohmilch versorgen - und bei den Sorten auch eigene Wünsche beisteuern können.

Es läuft: Die Eiscreme wird in Behälter abgefüllt. Foto: Laudien
Darüber hinaus werden Gastronomen, Bäckereien und Supermärkte wie der Hurtig-Markt in Sauensiek und Rewe in Jork beliefert. Kostproben gab es kürzlich quasi vor ihrer Haustür auf dem kleinen Weihnachtsmarkt in Wiegersen. Zudem kann jeder eine mobile Eistruhe etwa für Feiern mit Wunschsorten mieten. Ansonsten findet sich das Marlena-Eis auch in einem Automaten in Stade neben einer Pizzeria Am Steinkamp, in den Elena Martens investierte. Weitere Automaten in Stade seien in Planung und Gespräche mit der Stadt liefen.

Der Automat mit Marlena-Eis steht neben einer Pizzeria im Stader Gewerbegebiet Am Steinkamp. Foto: Laudien

Eis to go: Typische Winter-Sorten sind Omas Apfelkuchen und Gebrannte Mandeln. Foto: Laudien
Kuhler Tropfen aus Molke
Die kreativen Ideen für Produkte aus Milch sprudeln bei Elena Martens ständig weiter. Die Molke, ein Abfallprodukt der Rohmilch bei der Käseproduktion, die sie in einer Biogasanlage entsorgen musste, war ihr dafür viel zu schade.
So entstand in Zusammenarbeit mit der Edelbrennerei Nordik aus Horneburg ihr Kuhler Tropfen. „Ich mag Wortspiele“, sagt Martens zu dem Namen des Molkelikörs. Er enthält 30 Prozent Alkohol, schmeckt süß, brennt nicht, habe aber „einen leichten Wums“.

Klein und handlich: Der selbst gemachte Molkelikör Kuhler Tropfen. Foto: Laudien
Dreimal in der Woche produziert Elena Martens ihren handgefertigten Käse und zweimal wöchentlich ihr Eis. Gerne möchte sie die Direktvermarktung ihrer Produkte noch ausbauen, etwa mit einem kleinen SB-Laden. „Ich bin noch lange nicht fertig und habe noch viele Pläne.“

Handgemacht: cremiges Marlena-Eis aus eigener Manufaktur. Foto: Laudien