TGanztagsbetreuung in Guderhandviertel und Steinkirchen noch in weiter Ferne

Schüler in Guderhandviertel und Steinkirchen werden auf die Ganztagesbetreuung noch warten müssen. Foto: dpa
Bürgermeister Timo Gerke konnte eine gute Nachricht verkünden: Die Ganztagsbetreuung wird an allen drei Grundschulen der Samtgemeinde Lühe baulich umsetzbar sein. Aber: Nur in Hollern wird der Rechtsanspruch ab 2026 auf jeden Fall erfüllt. Das sind die Gründe.
Steinkirchen. Im vergangenen Jahr hatte der Rat der Samtgemeinde Lühe beschlossen, alle drei Grundschulen fit für den Ganztagsschulbetrieb zu machen. Die Kommune muss den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab 2026 schrittweise erfüllen. Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke holte nach dem Votum vom 21. Juni umgehend die Experten des Regionalen Amtes für Schule und Bildung mit an den Tisch. Auch Schulplaner und Architekten nahmen die Schulen unter die Lupe.
Keine konkreten Bauplanungen an der Oberen Lühe
Das Ergebnis: Auch an der Grundschule in Guderhandviertel ist Ganztagsbetreuung möglich, so Gerke. Das hatte die von der Samtgemeinde Lühe beauftragte Beratungsgesellschaft für Behörden (VBD) aus Berlin im Vorfeld - mit Blick auf den Flächenbedarf für eine Mensa und Differenzierungsräume - noch verneint. Erweiterungsflächen in der Nachbarschaft gibt es nicht. Doch, ähnlich wie in dicht besiedelten Städten, könnte ein Schulhof auch auf dem Dach einen Neubaus entstehen oder eine Brücke zu den sanierungsbedürftigen Häusern auf dem Deich helfen, den Raumbedarf zu erfüllen. Konkrete Bauplanungen gebe es an der Oberen Lühe allerdings noch nicht.
Erst einmal müssen die Schulen ein pädagogisches Konzept mit Eltern und Schülern entwickeln. Das läuft bereits, so die Schulleiterinnen Tina Reiß (Hollern), Jutta Neumann (Steinkirchen) und Kathrina Fauth (Guderhandviertel). Es bildet im Anschluss die Grundlage für ein Raumkonzept. In Hollern-Twielenfleth, in Guderhandviertel und in Steinkirchen wird es eine „teilgebundene Ganztagsschule“ geben, darauf haben sich die Schulen verständigt. Das soll Schülerwanderungen verhindern und ein vergleichbares pädagogisches Angebot schaffen. Das heißt: Schulschluss ist an den zwei bis drei Ganztagstagen um 14.30 Uhr beziehungsweise um 15.30 Uhr. Dirk Thobaben (CDU) mahnte deshalb an, auch die Hort-Frage für die übrigen Tage zu klären.
Pädagogische Konzepte sollen im Sommer beschlossen werden
Die Schulen haben in einer Präambel drei Grundsätze festgeschrieben: Schule als ganzheitlicher Lebens- und Lernort, Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder und Individualität fördern und fordern. „Unser Ziel ist Bildungsgerechtigkeit“, sagte Tina Reiß von der Appelsnut Grundschool in Hollern. Der Rat soll die pädagogischen Konzepte am 12. Juni dieses Jahres beschließen, so Gerke. Damit könne noch vor den Sommerferien 2024 die bauliche Planung in Steinkirchen und in Guderhandviertel angestoßen werden.

Blick von der Straße auf die Ganztagsgrundschule in Hollern, geplant sind An- und Umbauten. Foto: Samtgemeinde Lühe
In Steinkirchen gibt es Überlegungen, eine neue Mensa mit Schulküche neben dem Schmetterlingsbau der Grundschule neu zu errichten. Vorteil: Im Altbau könnten Räume für die Schule und die Bücherei entstehen. Um das klassen- und jahrgangsübergreifende Lernen, aber auch Fördern und Fordern (Differenzierung) zu ermöglichen, könnte im Obergeschoss des Schmetterlingsbaus eine Zwischendecke eingezogen werden. Der Flur soll zur Lernlandschaft werden.
CDU bringt Fernsicht als Mensa ins Spiel
In der Zentralküche in Steinkirchen soll auch für Hollern und Guderhandviertel gekocht werden. Dort müsste das aus Steinkirchen angelieferte Essen aufgewärmt oder warmgehalten werden. Vorteil von Aufwärmküchen: weniger Personal und Wegfall einer Komplett-Küche. Das spart Geld. CDU-Ratsherr Gerd Dehmel will eine Alternative für den Mensa- und Zentralküchenbau auf dem Schulgelände prüfen lassen. Seine Idee: Das Dorfgemeinschaftshaus „Zur schönen Fernsicht“ für Ober- und Grundschule nutzen. Dort gebe es eine große Gastro-Küche und ausreichend Räume. Die Immobilie auf der anderen Seite der vielbefahrenen L140 gehört der Gemeinde Grünendeich, ein Verkauf ist bislang nicht zustande gekommen.
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Rechtsanspruch wird 2026 in Hollern erfüllt
In Hollern-Twielenfleth ist die Ganztagsschule greifbar nahe. Diese werde, so Gerke, 2026 starten können. „Für die anderen Standorte wage ich keine Prognose“, sagte er. Die Hollerner hatten sich bereits 2017/2018 auf den Weg gemacht. Das pädagogische Konzept steht, die Raumplanung läuft. Reiß hat mit Verwaltungsvize Tim Siol und dem Architekturcontor Agather Bielenberg Oschkinat - angesichts knapper Kassen - das Baukonzept überarbeitet. In einem zweigeschossigen Anbau sollen zwischen Altbau und Sportplatz acht neue Klassenräume plus Räume für Differenzierung entstehen. Diese gruppieren sich um einen Marktplatz (Stichworte: Fördern und Fordern, selbstständiges Lernen sowie Gruppenarbeit und Inklusion). Pädagogen sprechen von Lernlandschaften, die Flurschule ist passé.
Der Musikraum soll wie eine Bühne an Aula/ Mensa angedockt werden. Hinzu kommen die Fachräume Naturwissenschaft und Sprache, die Lernwerkstatt soll in der Nähe der Bücherei liegen. Dafür wird der Altbau umgebaut, drei Anbauten sind im „Vorentwurf“ geplant. Aktuelle Kostenschätzungen gibt es noch nicht, gerechnet wird mit Kosten von bis zu 20 Millionen Euro. Klar ist lediglich: Niedersachsen wird nur 500.000 Euro beisteuern - für alle drei Schulen. Fachdezernent Axel Keusemann vom Regionalen Amt für Schule und Bildung ist überzeugt: „Das wird.“

Acht Klassenräume sollen im Anbau am Sportplatz entstehen. Foto: Samtgemeinde Lühe