TGasthaus Op’n Diek in Mittelnkirchen steht zum Verkauf

Das Gasthaus Op'n Diek gegenüber der St.-Bartholomäus-Kirche in Mittelnkirchen steht zum Verkauf. Foto: Vasel
Eigentümerin Miriam Haupt-Bohnenberger will sich eine neue Herausforderung suchen und verkauft das traditionsreiche Lokal. Die 61-Jährige hat noch einiges vor.
Mittelnkirchen. Seit einigen Tagen steht das Verkaufsschild am Deichfuß. Die Immobilienmakler der Deutschen Bank wollen laut Internetinserat einen Kaufpreis von 649.000 Euro für das im Jahr 1898 auf dem Lühe-Deich in der Dorfstraße 128 in Mittelnkirchen erbaute Fachwerkhaus erzielen. Das heißt: Inklusive Nebenkosten (Makler, Notar, Grunderwerbssteuer und Grundbucheintrag) müsste der neue Eigentümer laut Deutsche Bank knapp 695.000 Euro auf den Tisch legen.
Dieser Schritt ist Miriam Haupt-Bohnenberger nicht leichtgefallen. Seit 39 Jahren führt ihre Familie die Traditionsgaststätte. Im Jahr 1985 hatte ihre vor vier Jahren verstorbene Mutter das Op’n Diek übernommen. Die investierte viel Geld in den Erhalt. 2015 wurde eine neue Heizung eingebaut. Die 61-jährige Tochter hofft, dass das denkmalgeschützte Kleinod auf dem Lühe-Deich „einen Liebhaber findet“.

Blick auf den Gasthof Op’n Diek auf dem Lühe-Deich in der Dorfstraße 128 in Mittelnkirchen. Foto: Vasel
Solange will sie den Betrieb weiterführen. Die Gastronomie im Alten Land sei heute nicht einfach. Die Zeiten, als die Hamburger zu Tausenden am Wochenende zu Fuß oder mit dem Fahrrad das Obstbaugebiet erkundeten und in den Restaurants einkehrten, seien lange vorbei. Hinzu kommen die Energiekosten. In den ersten Jahren war ihr Haus die Heimat vieler Vereine. Eine wichtige Säule ihres Betriebs sei die Vermietung von Ferienwohnungen und von Gästezimmern mit Frühstück.
Restaurant ist immer sonntags geöffnet
Das Restaurant in der alten Gaststube ist sonntags von 12 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung beispielsweise für Familienfeiern unverändert geöffnet, betont sie. Ihre Tochter Sabrina unterstützt sie, freut sich Haupt-Bohnenberger.
Der Saalbetrieb spielt heute keine Rolle mehr. Die Besitzerin nutzt(e) diesen Raum mit der Bühne als Lager und Ort für ihre Flohmärkte. Viele erinnern sich noch an die Weihnachtsmärkte in märchenhafter Kulisse in dem Fachwerkhaus.

Blick in den Kaffee-Garten an der Lühe. Foto: Vasel
Auf der Op’n-Diek-Karte steht gutbürgerliche Küche. Die Ausflügler und Urlauber schwärmen im Internet von dem idyllischen Kaffeegarten am Wasser, vom Essen sowie der Unterkunft mit Blick auf Lühe und Kirche.

Miriam Haupt-Bohnenberger im Gespräch mit Ilona Kropp und Thomas Wetzel aus Neulingen (von rechts). Foto: Vasel
Ilona Kropp und Thomas Wetzel aus Neulingen bei Pforzheim gehören dazu. Beide sind bereits zum siebten Mal bei Haupt-Bohnenberger zu Gast. Sie schätzen „das bodenständige Essen und das Ambiente“, von den Antiquitäten bis zur Kunst des malenden Obstbauern Hans-Dieter Ritter. „Es ist einfach schön hier“, sagt Kropp. Die Urlauber hoffen, dass sich ein Käufer findet. Wetzel: „Wir wollen weiterhin hier Urlaub machen.“
Makler stellen sich Wohnen im Denkmal vor
Die Makler können sich unter anderem Mehrgenerationenwohnen vorstellen. Die Wohnfläche liegt bei knapp 400 Quadratmetern. Es sei auch ein idealer Ort für Events oder Ferien im Alten Land.
Gastronomin will Café im Ex-Edeka in Mittelnkirchen eröffnen
Miriam Haupt-Bohnenberger denkt aber noch nicht ans Aufhören. Sie könnte sich vorstellen, im alten Kaufmannsladen von Heino Somfleth ein Café zu eröffnen. Der Edeka-Kaufmann hatte Anfang 2023 aufgehört. Er frühstückt täglich bei ihr in der Gaststube. Kaufmannsladen, Gasthaus und Hotel gehörten früher zusammen.
Das heutige Op‘n Diek mit seiner ortsbildprägenden langen traufständigen Fassade direkt auf dem Lühe-Deich hatte Heino Somfleths Großvater Johannes Somfleth im Jahr 1901 von Familie Heinbokel erworben. Seinerzeit war es ein Hotel. Vor dem schmucken Fachwerkhaus standen Kirschbäume am Deich.

Die Postkarte zeigt Somfleth's Hotel - auf dem Deich - und das Gasthaus mit dem Krämerladen an der Straße sowie Kirche und Lühe vor dem Ersten Weltkrieg. Foto: Samtgemeindearchiv
Zu dem Haus gehörte ein kleines Gasthaus mit einem Laden und einer Kegelbahn. Hier gründete Heino Somfleths Vater am 1. Oktober 1921 den Gemischtwarenladen; neben den Lebensmitteln gehörten Spielzeug, Haushaltswaren und Textilien zum Sortiment. Im Jahr 1935 traten Somfleths der Edeka bei. Seit 1965/1966 stand Heinrich „Heino“ Somfleth an der Kasse seines Geschäfts an der Dorfstraße 127.

Vor 1900 war der Betrieb unter dem Namen Heinbokel's Hotel. Foto: Samtgemeindearchiv
Pastor Olaf Prigge hofft, dass es weitergeht und vom Op’n Diek nicht - wie von vielen anderen Gaststätten - lediglich die Erinnerungen und Ansichtskarten übrig bleiben. Denn Gasthäuser erfüllten auf dem Land wie die Kirchen eine wichtige Funktion in der Dorfgemeinschaft, „sie schaffen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit“.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite will Miriam Haupt-Bohnenberger im Ex-Edeka (links) ein Café eröffnen. Rechts: der Saal des Op‘n Diek. Foto: Vasel