T„Geklüngel und Kaminzimmerpolitik“: Schwere Vorwürfe von Bürgermeister Stresow

Beckdorfs Bürgermeister Siegfried Stresow (links) und Gemeindedirektor Edgar Rot am Dienstag in der Ratssitzung. Foto: Laudien
Vordergründig geht es lediglich darum, eine Sachbearbeiterin für das Gemeindebüro Beckdorf einzustellen. Doch dahinter steckt ein Ablauf mit Geschmäckle. Darum geht‘s.
Beckdorf. Nach fast einem Jahr Abwesenheit aufgrund seiner Erkrankung meldete sich Beckdorfs Bürgermeister Siegfried Stresow bei der Beckdorfer Ratssitzung am Dienstagabend erstmals wieder auf der politischen Bühne zurück.
„Ob dauerhaft oder nicht, weiß ich nicht“, sagte der SPD-Politiker. Die Krankheit sei noch nicht überwunden und er müsse noch zu einer Spezialbehandlung.
Er habe eigens diese Ratssitzung gewählt, sagte Stresow, da sie nur einen einzigen Tagesordnungspunkt hat. Doch gerade dieser bot für ihn reichlich Zündstoff. Der Rat hatte über den ersten Nachtragshaushalt mit Änderung des Stellenplans zu entscheiden, da die Gemeinde Beckdorf für die Sachbearbeitung des Beckdorfer Gemeindebüros eine Stelle neu ausschreiben möchte.
Bislang wurde diese von der Samtgemeindeverwaltung gestellt und durch eine Personalkostenerstattung beglichen.
Ungereimtheiten beim Bewerbungsverfahren
Er werde dem Nachtragshaushalt nicht zustimmen, sagte Stresow. Als Grund nannte er Ungereimtheiten bei dem bisherigen Bewerbungsverfahren durch die Samtgemeinde Apensen.
Neun Bewerbungen hatte es für die bislang von der Samtgemeinde gestellte Tätigkeit gegeben, zwei waren für den Job prädestiniert, aber nur eine Bewerberin wurde von der Verwaltung eingeladen. Dabei soll es sich um eine Parteifreundin von Samtgemeindebürgermeisterin Petra Beckmann-Frelock handeln.
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„Was ist bei der Samtgemeinde gelaufen?“, fragte Stresow. Von „Klüngelei und Kaminzimmer-Politik“ werde geredet. „Das hat einen schlechten Beigeschmack.“
Andere Vertreter ärgern sich mit
Nach TAGEBLATT-Informationen haben sich neben Stresow auch andere politische Vertreter über das Verfahren geärgert. Der zweiten Bewerberin soll kurzfristig von der Verwaltung abgesagt worden sein, obwohl die Frau sich der Politik noch nicht vorgestellt hatte.
Mit knapper Mehrheit hatte der Samtgemeindeausschuss der einen Bewerberin zugestimmt. Laut Beschluss von 2020 hat der Ausschuss bei Personalentscheidungen das letzte Wort. Grund: Die Auswahl sollte nicht Beckmann-Frelock überlassen werden.
Einschaltung der Kommunalaufsicht
Allerdings waren die Samtgemeinde-Politiker erst kurzfristig informiert worden, dass die mit 30 Stunden ausgeschriebene Stelle in eine Vollzeitstelle geändert werden soll. Dazu ist ein Nachtragshaushalt der Samtgemeinde notwendig, den es nicht gegeben hat.
CDU-Politiker Andreas Steltenpohl wandte sich darum an die Kommunalaufsicht. Das Anliegen wurde dort aber nicht weiter verfolgt, da bereits bekannt war, dass die Gemeinde Beckdorf selbst eine Bewerberin anstellen will, womit die Samtgemeinde raus ist.
„Jetzt hat Beckdorfs Gemeindedirektor Edgar Rot nichts Besseres zu tun, als einen Nachtragshaushalt für Beckdorf zu veranlassen“, monierte Stresow in der Ratssitzung. Rot entgegnete, dass Stresows Äußerung in einer öffentlichen Sitzung an Respektlosigkeit nicht zu übertreffen sei. Zum Verständnis: Wenn Beckdorf eine Stelle selbst ausschreiben und besetzen will, ist ein Nachtragshaushalt unumgänglich.
Stelle wird neu ausgeschrieben
Sören Wallin (IGB) konnte die Irritationen über den Verlauf der ganzen Angelegenheit bei der Samtgemeinde verstehen. Er befürworte aber den Nachtragshaushalt, da die Federführung künftig in Beckdorf liegt. Ähnlich äußerten sich auch andere Politiker.
Mit einer Gegenstimme wurde der Nachtragshaushalt beschlossen. Jetzt wird die Stelle neu ausgeschrieben. Ob sich die bereits vom Samtgemeindeausschuss ausgewählte Bewerberin für das Beckdorfer Gemeindebüro erneut bewirbt, wird sich zeigen.