THahnöfersand: Gefängnis-Abriss verzögert sich - mit Folgen für Jork

Die Gefängnisgebäude auf Hahnöfersand werden möglicherweise erst ab 2028 abgerissen. Foto: Vasel
Weil der Neubau des Jugendgefängnisses in Billwerder teurer wird und länger dauert, werden die Gebäude auf Hahnöfersand später abgerissen. Das beeinflusst die Jorker Pläne.
Jork. Die Kosten für das neue Jugendgefängnis in Billwerder explodieren. Aktuell rechnet der Hamburger Senat mit Mehrkosten in Höhe von 21,34 Millionen Euro. Vertreter der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sehen sich bestätigt. Diese hatten bereits 2019 im TAGEBLATT befürchtet, dass der Neubau deutlich teurer als 164 Millionen Euro ausfallen wird. Seinerzeit hatte sich unter anderem der Kommissionsleiter der GdP im Bereich des Hamburger Justizvollzugs, Dieter Westphal, vehement für die Modernisierung der Justizvollzugsanstalt Hahnöfersand eingesetzt - vergebens.
Zur Einordnung: Der Sanierungsbedarf auf Hahnöfersand war vor dem Neubaubeschluss auf lediglich bis zu 25 Millionen Euro geschätzt worden. Der Senat hat die Kostenexplosion bestätigt, nachdem die CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Richard Seelmaecker und Sandro Kappe zwei Kleine Anfragen gestellt hatte (Drucksachen 22/16422 und 22/16519). Als Ursache der Steigerung durch Bau- und Zinskosten wurden „globale Entwicklungen genannt“ - wie Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg. Hinzu kam die Insolvenz eines Logistikers.
Neues Gefängnis soll Anfang 2027 eröffnet werden
Doch nicht nur die Baukosten liefen in Billwerder aus dem Ruder, auch der Zeitplan ist nicht mehr zu halten. Der Senat rechnete im Herbst mit einer Bauzeitverzögerung von elf Monaten und einer Fertigstellung im September 2026. Der Grundstein war im Juni 2023 gelegt worden. Das Richtfest soll in den nächsten Monaten folgen.
„Der Neubau der Jugendanstalt Hamburg wird voraussichtlich im Oktober 2026 vollendet sein“, teilte die Sprecherin der Behörde für Justiz und Verbraucherschutz, Valerie Meister, dem TAGEBLATT auf Anfrage mit. Die Inbetriebnahme ist „für Anfang 2027 anberaumt“. Allerdings stockt die gefängniseigene Produktion der Haftmöbel.
Hahnöfersand soll vor dem Sommer 2027 geräumt werden
Die Zellen auf Hahnöfersand sollen vor dem Sommer 2027 geräumt werden. Danach sei „kein weiterer vollzuglicher Nutzen der Anstaltsgebäude angedacht“. Wann Hamburg die ab 1911/1913 errichteten Gebäude auf Hahnöfersand abreißt, ist offen. „Die weiteren Planungen zu Räumung und Abriss sind noch nicht abgeschlossen“, sagt Meister.
Die Gelder für den Abriss stehen aktuell ohnehin nicht zur Verfügung. In der Planung standen einstmals 13,6 Millionen Euro. Für den aktuellen Haushalt stelle sich die Frage nach der Bereitstellung der Gelder nicht, so Meister. Das heißt: Vor 2028 werden keine Mittel eingeplant, fürchtet auch die GdP.

Blick auf Hahnöfersand: Links sind das Gefängnis und der Hafen zu sehen, rechts der Schafstall des Deichverbandes. Oberhalb der Borsteler Binnenelbe sind die Schallen und die K39 zu sehen. Foto: Martin Elsen
Die Folge: Die touristische Nutzung der 1902 von Hamburg erworbenen, im Jahr 1976 eingedeichten Elbinsel mit Radweg und Schutzhütte sowie Info-Tafeln zu Natur und Historie von Hahnöfersand wird sich erneut verzögern - um ein weiteres Jahr.
Aktuell treibt Jork einen Bebauungsplan voran, um Kleilager und naturverträglichen Tourismus zu sichern. Im Januar wird es weitere Gespräche mit Hamburg geben. Die Stadt will einen Flächenpool für Ausgleichsflächen für städtische Baumaßnahmen auf Hahnöfersand schaffen - unter anderem über Wiesenbrüterflächen.