THochwasser an der Este: Millionen sollen Menschen vor Starkregenflut schützen
Baumaßnahmen sollen an der Este verhindern, dass die Feuerwehr - wie hier an der Lühe im Dezember 2023 - bei Hochwasser ausrücken muss. Foto: Vasel
Seit 2002 warten die Flussanlieger im Alten Land und in Buxtehude auf mehr Schutz. Jetzt schafft der Hochwasserschutzverband Este die Voraussetzung für erste Baumaßnahmen.
Altes Land. Im Sommer hatte sich der Hochwasserschutzverband Este konstituiert. Jetzt geht es an die Arbeit. Das Ziel ist klar: den Schutz der Menschen am Ober- und Unterlauf der Este zu verbessern. Die Gefahr schlummert vor und hinter dem Deich. Diskutiert wird seit der Starkregenflut von 2002.
Wasserserie
T Menschen in der Marsch im Würgegriff des Klimawandels
Schutz vor Sturmflut
T Kommt das Mega-Sperrwerk in der Elbmündung?
Durch den Klimawandel steigt die Starkregengefahr im Binnenland. Hinzu kommt: Bei dem Jahrhunderthochwasser-Szenario ‚Starkregen plus Sturmflut‘ muss das Este-Sperrwerk in Neuenfelde bis zu drei Tiden geschlossen werden. Die Este wird in dem Fall zu einem Stausee, randvoll wie eine Badewanne.
Este und Bäche mit Flugzeug vermessen
Deshalb soll in der Zukunft möglichst viel Wasser im Oberlauf zurückgehalten werden und zeitlich versetzt in Richtung Elbe fließen. Damit die Wasserbauer oberhalb der Hansestadt Buxtehude kleine Talsperren anlegen können, muss der Einzugsbereich - mithilfe einer Überfliegung - erneut vermessen werden.
„Der erste wesentliche Schritt zum Start der Projektarbeit ist die Aktualisierung der hydraulischen und der hydrologischen Modelle“, erklärt der stellvertretende Verbandsvorsteher Matthias Riel. Die Wassermengen-Berechnung ist eine Voraussetzung, um die geplanten Maßnahmen aus dem Hochwasserschutzkonzept Este umsetzen zu können. Projektleiterin Martina Deckwerth von den Städtischen Betrieben Buxtehude hat erste Gespräche mit dem niedersächsischen Hochwasserkompetenzzentrum geführt.
Hoffnung auf Förderung durch das Land Niedersachsen
Für die Vermessung der Gewässerprofile rechnet der Verband im Haushalt 2026 mit Kosten von 150.000 Euro. Der Verband hofft auf eine 80-prozentige Förderung aus dem Sondervermögen Hochwasserschutz des Landes Niedersachsen. Umweltminister Christian Meyer (Grüne) hat versprochen, dass bis zu fünf Millionen Euro für Hochwasserschutzprojekte an der Este abgerufen werden können.
Nach konkreten, vom Land freizugebenden Projektplanungen muss eine Vereinbarung über einen Fördermittelvertrag geschlossen werden. Kurzum: Im ersten Schritt geht es nun um die belastbare und rechtssichere Modellierung der Geländeprofile im Einzugsbereich.
Die Landkreise Harburg und Stade beteiligen sich bis 2035 mit je 42.000 Euro pro Jahr an den Investitionskosten des Verbandes. Das Gesamtvolumen von 840.000 Euro der Landkreise bildet nach der bisherigen Kostenplanung des Hochwasserschutzkonzeptes den 20-Prozent-Eigenanteil des Verbandes ab.
Die Verbandsversammlung hat für 2025 und 2026 die Haushaltspläne einstimmig beschlossen. Die Verbandsbeiträge der kommunalen Mitglieder umfassen im Jahr 2026 rund 35.000 Euro - in erster Linie für den laufenden Betrieb. Im Gespräch ist ein neues Beitragsmodell. Mitglieder sind 4 Verbände und 25 Kommunen im Einzugsbereich der Este. Der Hochwasserschutzverband Este dient als Plattform, um Maßnahmen von der Quelle bis zur Mündung in enger Abstimmung umsetzen zu können.
Talsperren oberhalb von Buxtehude geplant
Was ist geplant? Das Konzept sieht ein Hochwasserrückhaltebecken im Estetal oberhalb der Stadt Buxtehude vor. Mit der 300 Meter langen, bis zu 3,50 Meter hohen und 12 Meter breiten Mini-Talsperre inklusive Drosselungsbau am Klöterbusch könnten 200.000 Kubikmeter zurückgehalten werden. Das bringt bei einer mehrtägigen Schließung des Este-Sperrwerks 15 Zentimeter weniger in Estebrügge. Der Staudamm entlaste auch den Unterlauf. Zwei weitere Rückhaltebecken sollen bei Bötersheim und oberhalb der A1 bei Hollenstedt als Grundschutz des Landes realisiert werden. Mit der Umsetzung sei 2028 bis 2030 zu rechnen.
Nicht aus dem Auge verlieren wollen die Altländer ein Spitzenschöpfwerk an der Mündung, um das aufgestaute Wasser bei einer Starkregen- und Sturmflut mit einem über drei Tiden geschlossenen Este-Sperrwerk in Hamburg-Neuenfelde über den Deich in die Elbe zu pumpen. Riel spricht von solidarischem Hochwasserschutz - über Grenzen hinweg.
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