TIllegaler Fußballplatz: Kreis Stade stellt der Samtgemeinde Lühe ein Ultimatum

Kicker von Sportvereinen wie der SG Lühe dürfen auf dem Sportplatz des Schulzentrums Steinkirchen am Mühlenweg eigentlich nicht spielen. Die Anlage ist bislang lediglich für den Schulsport zugelassen. Foto: Vasel
Kicken auf dem Sportplatz am Schulzentrum Steinkirchen ist illegal - nicht für Schüler und Lehrer, aber für Vereinssportler. Die Samtgemeinde Lühe muss jetzt für Rechtssicherheit am Mühlenweg sorgen. Der Kreis Stade hat ein Ultimatum gestellt.
Altes Land. Das Ultimatum hat Kreissprecher Daniel Beneke dem TAGEBLATT bestätigt. Das Bauordnungsamt beim Kreis Stade habe den Altländern in einem Schreiben erneut „unmissverständlich“ deutlich gemacht, dass die Nutzung des Fußballplatzes am Mühlenweg durch die Spielgemeinschaft Lühe rechtswidrig sei.
Spielbetrieb vom Samtgemeindebürgermeister „bestätigt und genehmigt“
Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke hatte in den vergangenen Wochen und Monaten die Rechtseinschätzung des Bauordnungsamtes in Zweifel gezogen - und der SG Lühe am 28. Februar dieses Jahres den weiteren Trainings- und Spielbetrieb auf den Schul- und Sportanlagen der Samtgemeinde Lühe „bestätigt und genehmigt“.
Timo Gerkes Mail landete offenbar auch im Kreishaus. Ende März reagierte die Behörde und teilte dem Bürgermeister in einem kurz gehaltenen Schreiben und in einem Telefongespräch mit, dass seine Rechtsposition falsch sei.
Vereinsnutzung „nicht durch die Baugenehmigung abgedeckt“
Der Sportplatz - auf einem Grundstück der Gemeinde Steinkirchen nördlich der Sporthalle Striep - sei am 10. Oktober 1989 lediglich als „Schulsportanlage“ genehmigt worden. Das gehe aus den Unterlagen für den Bauantrag und die Baugenehmigung „eindeutig“ hervor, heißt es beim Kreis.
Die zusätzliche Nutzung durch die Sportvereine - unter anderem die Fußballer der SG Lühe - „ist damit nicht durch die Baugenehmigung abgedeckt“, sagt Beneke. Der Vereinssport sei mit einer erheblichen Intensivierung der Nutzung durch Training, Punktspiele beziehungsweise Wettkämpfe verbunden.
Dennoch habe der Kreis Stade den Trainings- und Spielbetrieb der Sportvereine bislang nicht untersagt, sondern geduldet. Der Grund: Im Kreishaus waren die Verantwortlichen überzeugt, dass in Steinkirchen die Weichen gestellt werden.
Was passiert, wenn das Landkreis-Ultimatum abläuft?
Im Kreishaus wird die Auffassung vertreten, dass die SG Lühe den „Spiel- und Sportplatz mit Ballfangzaun und Flutlichtanlage“ an der Ober- und Grundschule in Zukunft durchaus legal nutzen könnte. Dafür müsse die Samtgemeinde Lühe allerdings über einen Bauantrag die „nachträgliche Prüfung der erweiterten Nutzung beantragen“.
Der Landkreis Stade hat die Samtgemeinde Lühe und die SG Lühe aufgefordert, dem Kreis-Bauamt bis zum 25. April mitzuteilen, ob sie ein Baugenehmigungsverfahren mit dem Ziel der Legalisierung des Vereinssports zur Förderung von Fußball und Leichtathletik auf den Weg bringen wollen.
Im Kreishaus gab es offenbar Zweifel, dass die Altländer überhaupt gewillt sind, von ihrer falschen Rechtseinschätzung abrücken zu wollen. „In letzter Konsequenz müssten wir eine Nutzungsuntersagung aussprechen“, sagt Beneke.
Dieses Schild am SG-Lühe-Heim am Schulsportplatz könnte Symbolwert erhalten, sollte die Samtgemeinde Lühe in diesem Jahr keinen Bauantrag für eine Vereinssportnutzung stellen. Foto: Vasel
Bürgermeister Gerke folgt Aufforderung aus Stade
Doch dazu wird es offenbar nicht kommen. Der Bürgermeister teilt nach Rücksprache mit einem Juristen und dem damaligen Planer Theis Sumfleth mittlerweile die Haltung des Landkreises Stade. „Ich lag falsch“, sagt Gerke.
Er war nach dem ersten Studium der Unterlagen zu der Auffassung gekommen, dass Politik und Verwaltung seinerzeit durchaus die Nutzung der neuen Anlage durch die Vereine beabsichtigt hätten. So gibt es einen Hinweis bei der Bemessung der Parkplätze. Dort heißt es, dass „es unwahrscheinlich oder selten ist, dass größere Sportveranstaltungen zeitgleich mit dem Schulunterricht zusammenfallen“. Doch damit könnten auch Bundesjugendspiele gemeint gewesen sein.
Die Krux: Es gilt, was explizit in der Genehmigung steht. Hinzu kommt, dass die Altländer auch Fördermittel erhalten hatten - ausdrücklich für eine Schulsportanlage. Diese kostete den Steuerzahler 742.000 Mark. Gerke ist überzeugt, dass der Samtgemeinde bei einer Nutzungserweiterung mittlerweile keine Rückzahlung mehr drohen würde.
Sportverein springt in die Bresche für Samtgemeinde
Doch Gerke kann den Auftrag für die Gutachten - unter anderem für Schall - aktuell nicht erteilen. Möglich ist, dass es Nutzungsauflagen für den Vereinssport geben wird. Der Haushalt sei noch nicht durch die Kommunalaufsicht genehmigt worden. 20.000 Euro sind eingeplant.
„Wir wollen keine Zeit mehr verlieren“, sagt der Bürgermeister. Spiel- und Trainingsbetrieb dürften nicht gefährdet werden, die Nutzung durch SG Lühe und TuS Grünendeich-Steinkirchen solle weiter möglich sein.
Deshalb habe er mit Heiko Baumgarten von der SG Lühe vereinbart, dass der Verein in die Bresche springt - und die Mittel vorstreckt. Er habe den Kickern deutlich gemacht, dass Rücksicht auf die Nachbarschaft genommen werden müsse. Die Grillhütte ist dicht, Privatfeiern im Vereinsheim sind tabu.
Fußballfans nutz(t)en die Bande als Trommel, um ihre Fußballer anzufeuern. Bürgermeister Timo Gerke rief die Zuschauer auf, mehr Rücksicht auf die Nachbarschaft zu nehmen. Foto: Vasel

Blick auf das Vereinsheim. Foto: Vasel

Blick auf die Gebäude der Vereinssportler an der Rückwand der Sporthalle. Foto: Vasel
Es gab und gibt Konflikte - etwa durch Lärm bei Spielen der Herren. Nachbar Johannes Cordes hatte die Kommune wiederholt aufgefordert, die rechtwidrige Nutzung zu stoppen und Lärmschutz zu gewährleisten. Deshalb waren in einer Nacht-und-Nebel-Aktion vor der Haushaltssitzung im Dezember 2023 die Mittel für die Legalisierung in den Etat eingestellt worden. Der Obstbauer sieht Alternativen - wie die Plätze in Hollern und an der L140 in Steinkirchen/Grünendeich. Er behält sich weiter eine Klage vor.