Zähl Pixel
Bassenflether Strand

TKunstaktion: Jugendliche besprühen umstrittenes Luxus-Klo mit Graffiti

Die jungen Sprayer Felix, Ian und Pauline.

Die jungen Sprayer Felix, Ian und Pauline. Foto: Felsch

Kinder und Künstler haben der Toilette am Bassenflether Strand einen frischen Anstrich verpasst. Still war es um das Örtchen zuletzt nicht geblieben.

Von Franziska Felsch Montag, 21.04.2025, 15:37 Uhr

Hollern-Twielenfleth. „Außer Betrieb“, ärgert sich die Autofahrerin, die am Karfreitag einem dringenden Bedürfnis nachgehen will, und fährt gefrustet vom Parkplatz. „Das ist doch dauernd“, bestätigen die Jugendlichen, die - mit Pinseln und Spraydosen bewaffnet - die vier mal drei Meter große WC-Box in ein Kunstwerk verwandeln.

Auf die himmelblaue Lackierung rundherum folgen Wolken, Möwen, Fische - alles, was zu einer Strandlandschaft passt. Dafür haben die jungen Workshop-Teilnehmer unter der Anleitung des Künstlerduos Carolin und Philipp von Zonenkinder Collektive, deren künstlerischer Background in der Hip-Hop- und Graffiti-Kultur liegt, Schablonen angefertigt, die jetzt zum Einsatz kommen.

Strand mit Möwen und Schmetterlingen

Während Felix ein Blatt Papier mit einem ausgeschnittenen Schmetterling an die Wand hält, sprüht Pauline sorgfältig die freien Flächen aus. „Das ist mein dritter Workshop, das macht Spaß“, schwärmt die 17-Jährige, die schon bei der Freibadverschönerung dabei war. Diesmal ist ihr drei Jahre jüngerer Bruder Ian mit von der Partie. Auch der findet es toll - obwohl der Regen immer wieder zu Pausen zwingt.

Die Rückseite ist fertig: Felix Bösch, Künstlerin Carolin, Jugendpflegerin Claudia Pigors, Pauline und Ian Scherwat vor ihrem vollendeten Werk.

Die Rückseite ist fertig: Felix Bösch, Künstlerin Carolin, Jugendpflegerin Claudia Pigors, Pauline und Ian Scherwat vor ihrem vollendeten Werk. Foto: Felsch

Zum Schutz tragen die Sprayer spezielle Masken, die sie ein bißchen wie Außerirdische aussehen lassen. Aber das muss sein. „Denn wir wollen gleich den richtigen Umgang mit den Graffiti-Farben vermitteln“, erklärt die betreuende Jugendpflegerin Claudia Pigors.

Nur das Urinal kann benutzt werden

Ob der Umgang mit dem Urinal dagegen korrekt erfolgt, ist fraglich angesichts des strengen Geruchs, der einem entgegenschlägt, wenn sich die Tür per Handsensor öffnet - ohne dass dafür gezahlt werden muss. Im Gegensatz zu der modernen Toilette, die sich selbst reinigt - gegen eine Gebühr - wenn sie denn in Betrieb ist, was sie am Freitag mal wieder nicht war. Angesichts der Osterfeiertage ist das nicht gerade gut fürs Geschäft - in zweierlei Hinsicht.

Ob die Kunst am Klo die Kritiker milde stimmt, ist wohl auch deshalb mit einem Nein zu beantworten.

Nicht nur der Bund der Steuerzahler regte sich über die teure Hightech-Toilette auf, für die 150.000 Euro und mindestens weitere 50.000 Euro für Anschluss an Wasser und Strom gezahlt wurden. Auch manchen Bürgern ist die Sanitäranlage ein Dorn im Auge. Die gesamte Servicestation, die 2020 am Strand neu entstand - mit Fahrradreparaturstation, WC und Servicetafel - wurde damals vom Amt für regionale Landesentwicklung mit etwa 120.000 Euro unterstützt. Aber Wartungsarbeiten, Vandalismus, technische Störungen, Kontrollgänge und Nagetiere sorgten für weitere Kosten.

Weniger Einnahmen als geplant

Mäuse und Menschen verursachten in der Vergangenheit immer wieder Schäden, weshalb die WC-Anlage über längere Zeit geschlossen werden musste - was zu weniger Einnahmen führte. In einem Jahr waren es zum Beispiel nur 800 Euro. Laut Verwaltung müssen jährlich über 5500 Euro zur Unterhaltung aufgebracht werden. Darin enthalten sind Wartung, Versicherung und Anschlussgebühren.

Bleibt zu hoffen, dass die Sanitäreinrichtung, die mit der aufwendigen Graffiti-Bemalung ein wahrer Hingucker geworden ist, in Zukunft mit weniger Problemen zu kämpfen hat als bisher. Die Jugendlichen und das Künstlerduo aus Hamburg haben sich jedenfalls alle erdenkliche Mühe gegeben, dem Toilettenhäuschen einen Frische-Kick zu verpassen.

Weitere Artikel