TKümmererin und Kommunikatorin: Was Wiebke Junge als Dorfmoderatorin bewirken will

Wiebke Junge ist aktiv in der Landjugend Balje. Foto: Felsch
Elf neue Dorfmoderatoren wollen gemeinsam mit den Bürgern die Zukunft im Alten Land und Nordkehdingen mitgestalten. Diese neuen Ideen haben sie in petto.
Altes Land. Sie bilden die Schnittstelle zwischen Rathaus und Bürgern, sie sind Kümmerer und Kommunikatoren: Die frisch ausgebildeten Ehrenamtlichen aus dem Alten Land und aus Nordkehdingen brennen darauf, etwas zu bewegen. Zusammen mit den Einwohnern wollen sie über die Zukunft des Dorfes diskutieren und gemeinsam Entscheidungen treffen. „Dieses Miteinander stärkt das Gemeinschaftsgefühl und fördert neue Ideen“, vermittelt die Referentin Dr. Annette Wilbers-Noetzel, Geschäftsführerin von pro-t-in.de, der Gruppe.
Der Meinung sind auch die zwölf Teilnehmer - sieben aus Nordkehdingen, vier aus Jork und einer aus Bispingen - die dafür zwei Wochenenden die Schulbank drücken.
Dorfleben aktiv mitgestalten
Im Dorfgemeinschaftshaus Balje lernen sie alles über Kommunikation, Fördermöglichkeiten, Vernetzung und wie Zukunftsvisionen gelingen können. Rike Feil, Bürgermeisterin von Balje, freut sich, dass sich so viele Teilnehmer auf ihren persönlichen Aufruf gemeldet haben und sie den Zuschlag für die Ausbildung, die von der Freiwilligen Akademie Niedersachsen und der Sparkassenstiftung Niedersachsen gefördert wird, bekommen haben.
Für die Alteingesessenen und für die zahlreichen Neubürger, für alle Generationen möchte die Bürgermeisterin das Dorfleben attraktiv gestalten.

Eske Meyer will sich für die Jugendlichen einsetzen. Foto: Felsch
Und auch für die Jugend. Das ist der hauptsächliche Grund, warum Eske Meyer die Fortbildung macht. Die 19-Jährige möchte als Dorfmoderatorin Alt und Jung zusammenbringen. Als Bürgermeisterin Rike Feil sie ansprach, musste sie nicht lange überlegen. Auch wenn sie in diesem Jahr ihr Duales Studium im Arbeitsmarktmanagement beginnt, will sie sich Zeit für das weitere Ehrenamt nehmen. Gute Voraussetzungen bringt sie mit, denn sie ist schon aktiv im Vorstand der Landjugend Balje, wo sie hilft, viele Veranstaltungen zu organisieren.
„In Nordkehdingen sind viele in unserem Alter, die für Ausbildung oder Studium ein paar Jahre weggehen, aber in der Regel wiederkommen“, weiß Wiebke Junge, ebenfalls im Landjugendvorstand. Die 22-Jährige, die bei der Stadt Stade in der Verwaltung arbeitet, kehrt nach Feierabend gern zurück ins Dorf. „Ich wünsche mir, dass sich alle, aber eben auch die Jüngeren, hier wohlfühlen, eine Bindung an den Wohnort entwickeln“, erklärt sie ihr freiwilliges Engagement. Als Dorfmoderatorin könne sie einiges dafür tun, die Gemeinschaft zu stärken, ist sie sicher.
Ebenfalls aus Balje kommen die neuen Dorfmoderatoren Wiebke Seebeck, Frank Haferkorn, Henning Ohlendorf und Burchard von der Decken. Stephan Müller ist aus Bispingen.

Arno Hagenah engagiert sich seit Jahren für seine Gemeinde. Foto: Felsch
Mehr Angebote für ältere Menschen geplant
Seine Heimat Estebrügge liegt Arno Hagenah, der dort geboren ist und als Kapitän die Welt bereiste, sehr am Herzen. Deshalb hat der Rentner gleich mehrere Ehrenämter in Estebrügge, wo er auch wohnt, übernommen. „Wir haben in unserem kleinen Ort schon viele Projekte, angeregt von der Gemeinde, aber man kann noch mehr tun, öffentliche Treffen arrangieren wäre so etwas“, meint der ehemalige Seemann, der es wichtig findet, den sozialen und kulturellen Zusammenhalt zu fördern. Jetzt kommt noch die Dorfmoderation hinzu. „Eine sinnvolle Sache, um etwas zu erreichen“, meint der 70-Jährige. Dafür habe er gern zwei Wochenenden gelernt, obwohl es zeitweise anstrengend gewesen sei, gibt er zu.
Leeswiger Ortsgeschichte aufarbeiten
Konkrete Ideen hat sich Dr. Anja Tiedemann aus Leeswig, die als Vertretung der Fraktion der Grünen im Gemeinderat Jork sitzt, überlegt. „Viele, gerade Senioren, leiden unter Einsamkeit auf dem Dorf, für die sollte es ein buntes Angebot geben, denn trotz der Nähe zu Hamburg sind die meisten Älteren auf die Aktivitäten vor der Haustür angewiesen, da der öffentliche Nahverkehr leider nicht so ausgeprägt ist und kaum Busse fahren“, sagt die studierte Kunsthistorikerin und zählt auf: Bastelnachmittage, regelmäßige Treffen und Erzählrunden.

Dr. Anja Tiedemann möchte mehr Angebote für die Älteren. Foto: Felsch
„Ich möchte etwas dafür tun, dass die Menschen, gerade die Älteren, hier Orte der Begegnung vorfinden“, ergänzt die Mitautorin des Altländer Jahrbuchs, der ein ganz besonderes Projekt am Herzen liegt: die Aufarbeitung der interessanten Leeswiger Ortsgeschichte - geplant als Buch, Internetauftritt oder Ausstellung im Museum. Das Besondere an Leeswig waren nämlich früher die vielen Ziegeleien. „Von hier stammen die Ziegelsteine für die Hamburger Speicherstadt und das Hamburger Kontorviertel“, so Tiedemann, die dieses Vorhaben als Gemeinschaftsprojekt anlegen will.
Historisch
T Altländer verhaften vermeintlichen Hexer
„In vielen Familien gibt es noch Dokumente und Fotos darüber, das stell‘ ich mir sehr spannend und für jeden interessant vor.“ Dr. Anja Tiedemann möchte das Projekt bei der Dorfentwicklung einreichen. Das ist einmal im Jahr möglich. Stichtag ist der 30. September. Bis dahin will sie klären, was an Mitteln gebraucht wird, auch an finanziellen. „Nach acht bis neun Monaten erhält man dann Bescheid. Wenn es angenommen wird, brauchen wir einen Träger, der in Vorkasse geht, bevor er das Geld vom Staat zurückerhält“, erklärt sie das übliche Prozedere. Sie hofft, dass sich Menschen im Ort finden, die bei der Leeswig-Historie mitmachen. Dafür will sie sich als Dorfmoderatorin einsetzen.
Hanne Reimers und Peter Bey komplettieren das Jorker Team.

Die neuen Dorfmoderatoren. Foto: Felsch
Verschiedene Aufgaben
Die Aufgaben der Dorfmoderatoren sind vielfältig, klärt Schulungsleiterin Wilbers-Noetzel auf: angefangen von der Unterstützung für Projektgruppen über das Vernetzen lokaler Akteure, das Finden und Sammeln von Ideen, das Begleiten von Projekten bis hin zum Planen und Organisieren von Dorfversammlungen. Ziel ihrer ehrenamtlichen Arbeit ist es, zu einem partizipativen und transparenten Dorfentwicklungsprozess beizutragen, der auf die Bedürfnisse und Interessen der Dorfgemeinschaft zugeschnitten ist.
Erika Bernau vom Planungsbüro Sweco, die als Gast dabei war, hatte ein paar Empfehlungen mit dabei: Es sei förderlich, öffentliche Veranstaltungen zu planen, die Menschen direkt anzusprechen und Whatsapp-Gruppen zu bilden. Vernetzung, auch über andere Kanäle, sei ein nicht zu unterschätzender Aspekt. „Wichtig, um gemeinsam etwas fürs Dorf zu bewegen“, so die Sweco-Mitarbeiterin.

Wiebke Junge ist aktiv in der Landjugend Balje. Foto: Felsch
